PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Aktienmärkten haben auch am Mittwoch unter Druck gestanden. Vor allem Technologiewerte werden weltweit aktuell wieder abgestoßen, während die Volatilität steigt. Anleger sind vorsichtig vor wichtigen US-Arbeitsmarktdaten und der anstehenden Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed - auch weil der September oftmals ein eher schwacher Börsenmonat ist.
Der EuroStoxx fiel zur Mittagszeit um 1,03 Prozent auf 4861,77 Zähler, konnte sich dabei aber zunächst an seinem 50-Tage-Durchschnitt stabilisieren. Diese Linie ist bei charttechnisch orientierten Anlegern ein beliebter kurz- bis mittelfristiger Indikator.
Außerhalb der Eurozone folgte der britische Leitindex FTSE 100 dem Trend um 0,62 Prozent nach unten auf 8.247,40 Punkte. Der Schweizer Leitindex SMI fiel außerdem um 1,03 Prozent auf 12.220,53 Zähler.
Laut dem Marktbeobachter Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets geht die "Angst vor der zweiten Welle um", denn Anfang August gab es schon einmal einen ähnlichen Kursrutsch, auf den damals aber eine enorme Gewinnstrecke gefolgt war. Diejenigen, die daran glauben, dass die Bäume in Sachen Künstliche Intelligenz in den Himmel wachsen, hinterfragten dies langsam - auch in Befürchtung einer stärkeren Regulierung.
Der gesamteuropäische Sektorindex Stoxx Europe 600 Technology setzte seine Talfahrt daher fort mit einem Abschlag von 2,6 Prozent. Sinnbild der Situation ist die Nvidia -Aktie, die am Vorabend in New York mit einem Kursrutsch um fast zehn Prozent 280 Milliarden US-Dollar an Börsenwert vernichtete. Auch in Asien korrigierten Chipwerte bei etwas ernüchtertem Hype um Künstliche Intelligenz (KI).
Frank Wohlgemuth von der National-Bank verwies am Mittwoch auf die hohe Gewichtung des Tech-Sektors, die das Gesamtbild an den Aktienmärkten mittlerweile von wenigen Werten abhängig mache. "Nach den markanten Zugewinnen der letzten Wochen halten wir ein 'Durchatmen' der Aktienmärkte für nicht überraschend", schrieb der Experte. Er geht davon aus, dass sie ihren Aufwärtstrend im Fahrwasser erwarteter Zinssenkungen grundsätzlich fortsetzen können.
ASML als drittgrößtes europäisches Börsenunternehmen ist mit umgerechnet 326 Milliarden Dollar nicht viel mehr wert als das, was Nvidia am Mittwoch an einem Tag einbüßte. Nachdem die UBS ihre bisherige Kaufempfehlung aufgegeben hatte, fielen die Titel des Halbleiterindustrie-Ausrüsters am Mittwoch um mehr als fünf Prozent. Analyst Francois-Xavier Bouvignies traut dem Unternehmen nicht mehr so hohe Ergebnissteigerungen zu, wie in jüngster Zeit gewohnt.
Im EuroStoxx waren neben ASML auch die Aktien des deutschen Chipkonzerns Infineon mit etwa drei Prozent ein großer Verlierer. Dahinter tauchten dann die beiden Luxusgüterwerte LVMH und Kering auf mit jeweils mehr als zwei Prozent Minus. Hier wurde als Belastung auf erneut enttäuschende Konjunkturdaten aus China verwiesen - einem für Luxusgüter besonders wichtigen Markt.
Anleger zogen sich generell in Werte mit defensiverem Charakter zurück, vor im Lebensmittel- und Konsumgüterbereich. Daher gehörten die Aktien von Danone mit einem Anstieg um 1,1 Prozent zu den besten EuroStoxx-Werten, knapp hinter der Deutschen Börse, deren Aktien von der britischen Barclays-Bank eine positive Empfehlung bekommen hatten.
Auch Telekommunikations- und Immobilienwerte entwickelten sich robust. Das Analysehaus Kepler Cheuvreux traut vor allem deutschen Immobilienwerten wieder eine überdurchschnittliche Kursentwicklung zu, denn deren Bewertung sei im historischen Vergleich weiter attraktiv. Die Experten erwähnten dabei den begonnenen Zinssenkungszyklus der Europäischen Zentralbank als Treiber./tih/mis
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