AMSTERDAM/DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Der Anlagenbauer Gea will bis zum Ende des Jahrzehnts deutlich zulegen. Der Umsatz soll bis 2030 im jährlichen Schnitt um mehr als fünf Prozent wachsen - und der operative Gewinn noch deutlich stärker. Bei den neuen Wachstumsplänen setzt Vorstandschef Stefan Klebert verstärkt auf Digitalisierung und den Verkauf von Anlagen mit einem geringeren CO2-Ausstoß. An der Börse kamen die Neuigkeiten vom Kapitalmarkttag in Amsterdam gut an.
Die Gea-Aktie gewann am Mittwoch bis zum frühen Nachmittag rund drei Prozent auf 45,30 Euro und gehörte damit zu den stärksten Titeln im MDax, dem Index der mittelgroßen Werte. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier mehr als ein Fünftel gewonnen. Analysten zeigten sich von den Geschäftszielen des Vorstands positiv überrascht.
Gea stellt etwa Anlagen für Bierbrauereien, Zentrifugaltechnik, Ventile, Melkroboter, Fütterungsanlagen und Gefriertrockner her und beliefert damit Branchen wie Lebensmittel, Getränke und Pharma. Der Firmenname geht auf die Gesellschaft für Entstaubungsanlagen zurück, die 1881 gegründet wurde.
Bis 2030 will Gea-Chef Klebert den Umsatz der Gesellschaft nun auf mehr als 7 Milliarden Euro nach oben treiben. Für 2024 erwartet das Unternehmen einen Erlös von 5,4 Milliarden. Die Marge gemessen am operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll von 14,4 Prozent im vergangenen Jahr bis zum Ende der Dekade auf 17 bis 19 Prozent klettern.
Die ursprünglich erst für 2026 angepeilte Marge von mehr als 15 Prozent erreicht Gea voraussichtlich schon im laufenden Jahr, wenn man Kosten für den Konzernumbau herausrechnet. Offiziell stehen bisher 14,9 bis 15,2 Prozent für 2024 auf dem Zettel. Bei den Zielen für 2030 klammert Klebert solche Sonderbelastungen hingegen nicht mehr aus.
Um den Umsatz in den kommenden Jahren nach oben zu treiben, baut der Manager verstärkt auf emissionsärmere Anlagen, Klimastrategien für Kunden, die Dekarbonisierung von Produktionsprozessen und die Prozessoptimierung durch digitale Anwendungen. Im Jahr 2030 sollen nachhaltige Lösungen mehr als 60 Prozent zum Konzernumsatz beisteuern. Im vergangenen Jahr waren es den Angaben zufolge erst 41,5 Prozent.
Damit der Gewinn weiter steigt, plant Klebert weitere Einsparungen. Er will die allgemeinen Verwaltungskosten senken und das operative Ergebnis damit um 100 Millionen Euro nach oben treiben. Eine engere Verzahnung und Harmonisierung von Produktion, Einkauf und Lieferketten-Management soll weitere 120 Millionen Euro im Jahr beisteuern.
Das dürfte sich nach den Plänen auch auf die Barmittel und die Rendite des Konzerns auswirken. Für die Jahre 2024 bis 2030 erwartet Klebert einen freien Barmittelzufluss von zusammengerechnet mehr als vier Milliarden Euro. Und die Eigenkapitalrendite soll von zuletzt 32,7 Prozent auf mehr als 45 Prozent zulegen.
Branchenexperte Sebastian Kuenne von der kanadischen Bank RBC bezeichnete die neuen Umsatz- und Margenziele des Konzerns als ambitioniert. Die vom Unternehmen angepeilten Steigerungen bis 2030 lägen deutlich über dem, was Analysten am Markt bislang im Schnitt für die Jahre bis 2026 erwartet hätten. Auch sein Kollege Akash Gupta von der US-Bank JPMorgan schrieb von ambitionierten Plänen./stw/tav/jha/