Das hessische Atomkraftwerk Biblis B des
Versorgers RWE
Das Gutachten listet nun Mängel auf, zum Beispiel im Notstandssystem oder beim Schutz gegen Erdbeben und Überflutungen. Auch seien mittlerweile viele Materialien veraltet, die beim Bau Anfang der siebziger Jahre verwendet wurden, beispielsweise Kabel aus PVC oder Rohrleitungen mit anfälligen Schweißnähten. Der Tenor der 336 Seiten dicken Studie: In zahlreichen Punkten entspricht der Atommeiler nicht mehr dem heutigen Stand der Technik. Um dies zu erreichen, müsste er aufwendig nachgerüstet werden. So könnte in dem Atomkraftwerk laut den Ergebnissen der Studie eine "anlageninterne Überflutung", etwa durch ein geplatztes Rohr, dazu führen, dass "alle vier Aggregate des nuklearen Zwischenkühlsystems ausfallen".
Auf den Betreiber RWE könnten nun neue Auflagen zukommen, schreibt die "SZ". Die Novelle des Atomgesetzes gebe den Aufsichtsbehörden in den Ländern zusätzliche Möglichkeiten, schärfere Sicherheitsauflagen einzufordern, zitiert sie aus dem Bundesumweltministerium. Es sei nun an der hessischen Atomaufsicht, die Liste zu überprüfen und gegebenenfalls auf Nachrüstungen zu pochen. Das Umweltministerium in Wiesbaden teilte am Montag jedoch mit: "Wir haben die Vorwürfe bereits geprüft, können aber keine sicherheitsrelevanten Defizite feststellen." Auch RWE erklärte: "Biblis ist sicher." Ganz anders sieht das der Verein IPPNW, der sich in seiner Kritik bestätigt sieht. "Die Anlage muss jetzt nach geltendem Recht stillgelegt werden", sagte Mitarbeiter Henrik Paulitz.
Biblis B ist seit 1976 am Netz und zählt zu den ältesten deutschen Kernkraftwerken. Ursprünglich hätte es Anfang 2012 abgeschaltet werden sollen. Durch die Verlängerung der Atom-Laufzeiten kann es nun bis 2020 laufen. An diesem Dienstag will das Bundeskabinett die längeren Laufzeiten beschließen./ck
ISIN DE0007037129
AXC0192 2010-09-27/23:02