Vechta (ots) - Der groteske Prozess um die Pussy Riots zeigt zweierlei: Erstens gibt es keine unabhängige Justiz in Russland. Der in Moskau geborene Schriftsteller Wladimir Kaminer, ein sympathisches Schlitzohr, meinte gestern, das Urteil am 17. August könne nur milde ausfallen, denn da Präsident Putin dafür plädiert habe, werde sich das durchaus abhängige Gericht auch daran halten.
Zweitens gibt es, wie der Fall zeigt, heute eine enge Verkettung von Staatsmacht und orthodoxer Kirche - eine wahrlich unheilige Allianz.
Ich glaube ja nicht, dass Wladimir Putin, der lupenreine Autokrat, ein sehr gläubiger Mensch ist. Ein alter KGB-Geheimdienst-Mann? Der glaubt an gar nichts. Höchstens an den KGB. Die russisch-orthodoxe Kirche Russlands aber glaubt an ihn. Auf dass er Mütterchen Russland wieder zu alten, schöneren Höhen zurückführe. Ja, bloß welchen.
Gemeint sind wohl die zaristischen Zeiten. Da war die orthodoxe Kirche schon einmal staatstragend. Fürchterliche Zeiten, feudale Zeiten, in denen die Bauern bei Hungersnöten verreckten. Danach kam die Kirche unter die gnadenlosen stalinistischen Räder. Die meisten Kirchen wurden zerstört, mindestens entweiht - und abertausende Kirchendiener umgebracht.
Wenn die orthodoxen Oberen daraus etwas hätten lernen müssen, dann doch den Willen zur Unabhängigkeit. Aus der heraus hätte sie glaubwürdig handeln können. Als Instanz, die sich nicht mit Machthabern gemein macht. Diese Chance ist erstmal vertan.
Originaltext: Oldenburgische Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/100185 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_100185.rss2
Pressekontakt: Oldenburgische Volkszeitung Andreas Kathe Telefon: 04441/9560-342 a.kathe@ov-online.de
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Ich glaube ja nicht, dass Wladimir Putin, der lupenreine Autokrat, ein sehr gläubiger Mensch ist. Ein alter KGB-Geheimdienst-Mann? Der glaubt an gar nichts. Höchstens an den KGB. Die russisch-orthodoxe Kirche Russlands aber glaubt an ihn. Auf dass er Mütterchen Russland wieder zu alten, schöneren Höhen zurückführe. Ja, bloß welchen.
Gemeint sind wohl die zaristischen Zeiten. Da war die orthodoxe Kirche schon einmal staatstragend. Fürchterliche Zeiten, feudale Zeiten, in denen die Bauern bei Hungersnöten verreckten. Danach kam die Kirche unter die gnadenlosen stalinistischen Räder. Die meisten Kirchen wurden zerstört, mindestens entweiht - und abertausende Kirchendiener umgebracht.
Wenn die orthodoxen Oberen daraus etwas hätten lernen müssen, dann doch den Willen zur Unabhängigkeit. Aus der heraus hätte sie glaubwürdig handeln können. Als Instanz, die sich nicht mit Machthabern gemein macht. Diese Chance ist erstmal vertan.
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