DJ Baugewerbe fordert Maßnahmen zur Sicherung der Bautätigkeit
Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Das deutsche Baugewerbe unterstützt die Sanktionen gegen Russland" weist aber auch auf Auswirkungen auf die Branche hin und fordert unbürokratische Maßnahmen zur Sicherung der Bautätigkeit. "Die deutschen und europäischen Sanktionen gegen Russland sind richtig und werden von der deutschen Bauwirtschaft nachdrücklich unterstützt. Die Sanktionen führen aber auch zu Belastungen der heimischen Bauwirtschaft, die getragen werden müssen", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), Felix Pakleppa. Die Folgen des russischen Krieges auf die Bautätigkeit in Deutschland würden von Tag zu Tag sichtbarer.
Es sei daher "ein Gebot der Vernunft, die negativen Auswirkungen auf heimische Betriebe und Arbeitsplätze so gering wie möglich zu halten". Aufgrund des russischen Angriffs auf die Ukraine und der weltweiten Sanktionen gegen Russland drohten Lieferengpässe und deutliche Preissteigerungen bei vielen Baustoffen. Bereits jetzt sei ein signifikanter Anstieg der Preise bei dem vor allem im Straßenbau notwendigen Bitumen sowie bei Stahl erkennbar. Durch die Abhängigkeit zentraler Raffinerien von Lieferungen aus Russland drohe ein Ausfall von bis zu einem Drittel der hiesigen Bitumenversorgung, mit entsprechenden Auswirkungen auf den deutschen Straßenbau.
Darüber hinaus berichteten Bauunternehmen über deutliche Preissteigerungen bei Stahl und Stahlerzeugnissen. Rund 30 Prozent des Baustahls kommen laut ZDB aus Russland, der Ukraine und Weißrussland. Hinzu komme ein hoher Anteil von Roheisen von 40 Prozent aus diesen Ländern und diverser weiterer Rohstoffe, die für die Stahllegierung notwendig seien, wie Nickel und Titan. "Unsere Mitgliedsunternehmen erhalten aktuell nur noch wenige Angebote für Stahlmatten, Träger, Stabstahl und Bleche. Auch Rohre und Aluminiumprodukte sind betroffen. Die Hersteller von Leitplanken für Straßen haben ihre Lieferungen eingestellt", erklärte Pakleppa.
"Vor dem Hintergrund dieser Situation brauchen wir unbürokratische Maßnahmen zur Sicherung der Bautätigkeit in Deutschland", forderte der ZDB-Hauptgeschäftsführer. Notwendig sei die sofortige Einführung von Stoffpreisgleitklauseln, auch für laufende Verträge, um wichtige Bauaufgaben fortführen zu können. "Wir brauchen daher schnell vertragsspezifische Lösungen, um der aktuellen Destabilisierung durch die Rohstoffkosten entgegen zu wirken", verlangte er. Deutschland müsse sich wie bei Gas von der Abhängigkeit von wenigen Anbietern befreien. Dies müsse dringend in einer nationalen Rohstoffstrategie münden.
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March 04, 2022 05:28 ET (10:28 GMT)
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