BERLIN (dpa-AFX) - Ein deutsches Embargo auf Öl, Gas oder Kohle oder ein russischer Lieferstopp dieser Rohstoffe würde Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaft (DIW) zufolge das deutsche Bruttoinlandsprodukt mittelfristig um bis zu drei Prozent einbrechen lassen. Müsste sich die Wirtschaft dauerhaft darauf einstellen, kein Öl und Gas mehr aus Russland zu beziehen, würde der entsprechende Umbau den Berechnungen zufolge bis zu zehn Jahre in Anspruch nehmen, teilte das DIW am Dienstag mit. Die Wirtschaftsleistung ginge in den kommenden 18 Monaten um bis zu drei Prozent zurück. "Gleichzeitig würde ein Importstopp zu einem Anstieg der Inflation um bis zu 2,3 Prozentpunkte führen", hieß es weiter. Das Modell berücksichtige auch Wechselwirkungen zwischen den Euroländern sowie den privaten Konsum.
Auch für Russland hätte ein Embargo oder ein Lieferstopp weitreichende Folgen, schreiben die Forscher. "Selbst wenn Russland weiterhin in der Lage sein sollte, einen Teil seiner Primärenergieträger an Drittländer wie zum Beispiel China zu verkaufen, ist davon auszugehen, dass dies nur unter erheblichen Preisabschlägen möglich sein wird."
Dementsprechend habe ein Energieimportstopp "das Potenzial, die russische Wirtschaft zu destabilisieren und Druck auf die russische Regierung auszuüben, ihren Vernichtungskrieg gegen die Ukraine einzustellen".
Die Bundesregierung lehnt ein Embargo derzeit ab. Am Sonntag machte Bundeskanzler Olaf Scholz bei "Anne Will" erneut deutlich, dass aus Sicht der Regierung in einem solchen Fall ganze Industriezweige in Deutschland bedroht seien./maa/DP/jha