DJ IAB-Arbeitsmarktbarometer fällt zum sechsten Mal in Folge
Von Andreas Plecko
NÜRNBERG (Dow Jones)--Das Arbeitsmarktbarometer des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ist im Oktober um 0,8 Punkte auf 100,2 Zähler gesunken. Mit dem sechsten Rückgang in Folge liegt der Frühindikator des IAB nur noch knapp über der neutralen Marke von 100 und signalisiert somit nur noch geringfügig positive Aussichten für die Arbeitsmarktentwicklung. Auf europäischer Ebene verzeichnete das Barometer ebenfalls den sechsten Rückgang in Folge und liegt nun mit 99,7 Punkten leicht unterhalb der neutralen Marke von 100 Punkten.
"Normalerweise gibt es nur eines von beiden: starker Arbeitskräftebedarf oder schwache Konjunktur. Aber im Moment trifft Knappheit auf Krise", sagte Enzo Weber, Leiter des IAB-Forschungsbereichs. "Weil Arbeitskräfte knapp sind, halten die Betriebe ihre Beschäftigten auch in der Energiekrise. Die Einstellungspläne werden aber etwas zurückgefahren", erläuterte Weber. Zusätzliche Risiken durch eine mögliche Verschärfung der Energiekrise blieben bestehen.
Die Beschäftigungskomponente des IAB-Arbeitsmarktbarometers sank im Oktober im Vergleich zum September um 0,5 Punkte, deutete mit 103,3 Punkten aber nach wie vor auf einen positiven Beschäftigungstrend hin. Die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit verzeichnete im Oktober einen weiteren Rückgang von 0,1 Punkten und lag bei 97,2 Punkten. Damit deutete sie weiter auf steigende Arbeitslosigkeit hin. "Die Fluchtzuwanderung aus der Ukraine erhöht schlagartig das Arbeitskräftepotenzial in Deutschland und damit zunächst die Arbeitslosigkeit wie auch - stärker zeitverzögert - die Beschäftigung", sagte Weber.
Der Stand des European Labour Market Barometer hat sich im Oktober zum sechsten Mal in Folge verschlechtert. Im Vergleich zum September ist der Arbeitsmarkt-Frühindikator des Europäischen Netzwerks der öffentlichen Arbeitsverwaltungen und des IAB um 0,3 Punkte gesunken.
"Die europäischen Arbeitsmärke werden nicht einknicken, aber schwächer waren die Aussichten nur zu Hochzeiten der Corona-Krise", sagte Weber. Während die meisten Länder Rückgänge zu verzeichnen haben, zeigten einige osteuropäische Länder eine leichte Erholung.
Das IAB-Arbeitsmarktbarometer ist ein seit November 2008 bestehender Frühindikator, der auf einer monatlichen Umfrage der Bundesagentur für Arbeit unter allen lokalen Arbeitsagenturen basiert. Das European Labour Market Barometer ist ein monatlicher Frühindikator, der auf einer seit Juni 2018 gemeinsam von den 18 Arbeitsverwaltungen und dem IAB durchgeführten Befragung unter den lokalen oder regionalen Arbeitsagenturen der teilnehmenden Länder basiert. Die Skala reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung).
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October 31, 2022 06:19 ET (10:19 GMT)
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