DJ IMK: Rezessionsrisiko sinkt spürbar - aber hohe Unsicherheit durch Trump-Zölle
DOW JONES--Das Rezessionsrisiko für die deutsche Wirtschaft ist in den vergangenen Wochen spürbar gesunken, allerdings bleibt die ökonomische Unsicherheit angesichts der neuen US-Zölle und der bevorstehenden Bundestagswahl hoch. Das signalisiert der monatliche Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, wie das Institut mitteilte. Für den Zeitraum von Februar bis Ende April 2025 weist der Indikator eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 32,6 Prozent aus. Anfang Januar betrug sie für die folgenden drei Monate noch 44,6 Prozent.
Trotz der Entspannung bleibt der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator aber wie in den Vormonaten auf "gelb-rot", was eine konjunkturelle Unsicherheit signalisiert, aber keine akute Rezessionsgefahr.
"In dieser fragilen Situation hängt enorm viel davon ab, dass die nächste Bundesregierung wirtschaftspolitisch die richtigen Weichen stellt", sagte Sebastian Dullien, der wissenschaftliche Direktor des IMK. "Um einen Turnaround der Wirtschaft zu schaffen, brauchen wir schnell ein großes Investitionsprogramm, das die öffentliche Infrastruktur modern und leistungsfähig macht. Das würde die Konjunktur kurzfristig ankurbeln, und sie würde widerstandsfähiger gegen einen internationalen Handelskonflikt."
Noch wichtiger sei aber die mittelfristige Wirkung. Eine moderne Infrastruktur mache die gesamte deutsche Wirtschaft wettbewerbsfähiger und zusätzliche private Investitionen attraktiver. Die zu erwartenden positiven Effekte sind laut Dullien so stark, dass es sich dafür lohne, Kredite aufzunehmen und endlich die Schuldenbremse zu reformieren.
Die aktuelle Abnahme des Rezessionsrisikos beruht laut IMK, neben leicht positiven Trends bei Finanzmarktdaten und Stimmungsindikatoren, insbesondere auf dem kräftigen Anstieg der Auftragseingänge für die Industrie im Dezember 2024, dem aktuellsten Monat, für den derzeit realwirtschaftliche Daten vorliegen. Die positive Entwicklung wecke "die Hoffnung, dass die deutsche Wirtschaft im Verlauf des Jahres eine leichte Aufwärtsbewegung erfährt", sagte IMK-Konjunkturexperte Thomas Theobald.
Allerdings warnte das IMK davor, diese überzubewerten. Denn der Zuwachs bei den Aufträgen sei erheblich von einzelnen Großorders geprägt und er folgte auf mehrere schwache Monate. Vor allem aber drohe bei einer möglichen Eskalation im von US-Präsident Trump angezettelten Zoll- und Handelskonflikt ein Rückgang des Welthandels, der auch die deutschen Exporte weiter belasten dürfte. Hinzu komme, dass das Klima der Unsicherheit auch die Binnennachfrage in Deutschland bremse, was sich etwa darin ausdrückt, dass Einzelhandelsumsätze und Verbrauchervertrauen kaum vorankommen, wie das IMK erklärte.
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February 17, 2025 04:39 ET (09:39 GMT)
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