MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Bundesregierung bekommt von Volkswirtschaftsexperten schlechte Noten. In einer Umfrage des Ifo-Instituts unter 170 Ökonomie-Professoren und -Professorinnen bewerteten 42 Prozent die wirtschaftspolitischen Maßnahmen in den ersten 100 Tagen der schwarz-roten Koalition eher negativ oder sehr negativ. Eher positiv sahen sie dagegen nur 25 Prozent - sehr positiv kein einziger der befragten Ökonomen.
"Kritisch sehen die befragten Ökonomen vor allem die Ausweitung der Mütterrente und das Ausbleiben einer Erhöhung des Renten- und Pensionseintrittsalters", sagt Ifo-Forscher Niklas Potrafke. Eine Rentenreform sei dringend notwendig, doch gingen die Maßnahmen vollständig in die falsche Richtung, kritisiert er.
Zusammen mit der Reform der Schuldenbremse wurde die Mütterrente in der Umfrage auch am häufigsten kritisch genannt. Allerdings wurde die Stärkung öffentlicher Investitionen am häufigsten positiv genannt.
Kurzfristig besser als mittelfristig
Kurzfristig erwartet die Hälfte der Befragten eher positive Auswirkungen der bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung auf die Konjunktur. Von eher oder sehr negativen Effekten gehen dagegen nur 13 Prozent aus.
Die Ausweitung staatlicher Ausgaben wird eher als Strohfeuer wahrgenommen. Auf mittlere Frist ist die Bewertung weniger optimistisch. Dann ist die Einschätzung bei 35 Prozent sehr oder eher positiv, bei 26 Prozent eher oder sehr negativ.
"Die schuldenfinanzierte Fiskalpolitik wird vor allem kurzfristig die Konjunktur ankurbeln", sagt Potrafke. "Um nachhaltiges Wirtschaftswachstum zu schaffen, werden allerdings marktorientierte Strukturreformen benötigt. Von solchen Reformen ist gegenwärtig nur noch nichts zu sehen."
Bei der Wirtschafts-Kompetenz nur Mittelmaß
Auch die wirtschaftspolitische Kompetenz der neuen Regierung wird von den Professoren eher zurückhaltend eingeschätzt. Gut die Hälfte bewertet sie als mittel, knapp ein Drittel bewertet sie als eher oder sehr gering - nur 14 Prozent als eher oder sehr hoch.
Die Umfrage wurde im Ökonomenpanel von Ifo und "Frankfurter Allgemeiner Zeitung" durchgeführt und fiel in die Zeit vom 29. Juli bis 5. August./ruc/DP/jha