DJ UPDATE: ThyssenKrupp investiert in Edelstahlsparte - Kreise
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Von Jan Hromadko und Martin Rapp DOW JONES NEWSWIRES
DÜSSELDORF (Dow Jones)--Der Aufsichtsrat des Industriekonzerns ThyssenKrupp will am Freitag mit einem Investitionspaket sowie der Festlegung des Inbetriebnahmetermins beim US-Edelstahlwerk die Weichen in der defizitären Sparte stellen. Aus Aufsichtsratskreisen des Unternehmens verlautete am Donnerstag zudem, dass der scheidende Vorstandsvorsitzende Ekkehard Schulz in das Kontrollgremium einziehen soll.
Wie zwei mit den Vorhaben vertraute Personen zu Dow Jones Newswires sagten, will der Aufsichtsrat über die Restrukturierung der Edelstahlsparte beraten. Demnach sollen das Werk in Düsseldorf-Benrath geschlossen werden und parallel am Standort Krefeld ein Betrag von 240 Mio EUR investiert werden. Von der Verlagerung sind rund 550 Mitarbeiter betroffen. Den Arbeitnehmern wurde von Konzernseite aber bereits der Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen versprochen.
Mit der Herstellung rostfreien Stahls schreibt ThyssenKrupp seit zwei Jahren Verluste. Überkapazitäten und die stark schwankenden Preise für Legierungen belasten die Marge. Die Suche nach einem Partner oder gar einem Käufer für das Segment wurde im vergangenen Jahr erfolglos abgebrochen. Stattdessen entschied sich das Unternehmen für eine Fortführung in Eigenregie und zielt dabei naturgemäß auf die Wiederherstellung der Profitabilität.
Große Hoffnungen werden dabei auch auf das neue Edelstahlwerk im US-Bundesstaat Alabama gelegt. Die Produktion wurde dort im Oktober mit Verzögerung und teurer als anfänglich geplant aufgenommen. Der Aufsichtsrat wird nun über den weiteren Fortgang an dem Standort abstimmen. Bei dem dazugehörigen Schmelzwerk, dessen Inbetriebnahme zunächst für Anfang 2012 vorgesehen war und das dann um bis zu zwei Jahre auf Eis gelegt wurde, soll nun der Bau beginnen, hieß es.
Der Werksteil soll einer informierten Person zufolge 2012/13 in Betrieb gehen. Bislang erhält das Edelstahlwerk sein Vormaterial aus Europa. Ein Sprecher der Edelstahlsparte wollte die Informationen zu den Vorhaben in Deutschland und Übersee nicht kommentieren.
Zudem steht die Personalie Ekkehard Schulz auf der Agenda der Aufsichtsratssitzung. Der amtierende Vorstandsvorsitzende soll nach seiner Amtszeit, die mit der Hauptversammlung im Januar endet, in das Kontrollgremium einziehen, sagte eine Person mit entsprechender Kenntnis. Ein Sprecher der in Duisburg und Essen ansässigen ThyssenKrupp AG wollte diesen Sachverhalt ebenfalls nicht kommentieren.
Bedenken wegen eines möglichen Verstoßes gegen die Regeln guter Unternehmensführung, die im Deutschen Corporate Governance Kodex festgelegt sind, muss Schulz nicht haben. Dort gilt seit 2009 eine Ausnahmeregel, die Vorstandsmitgliedern auch vor Ablauf der eigentlich vorgesehenen Wartefrist von zwei Jahren den Wechsel in den Aufsichtsrat ermöglicht: Ein Großaktionär mit mehr als einem Viertel der Anteile muss Schulz vorschlagen. Bei dem DAX-Konzern hält die Krupp-Stiftung 25,33%.
Webseite: www.thyssenkrupp.com -Von Jan Hromadko und Martin Rapp, Dow Jones Newswires; +49 (0)211 13 87 214; martin.rapp@dowjones.com DJG/mmr/rio
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November 25, 2010 09:07 ET (14:07 GMT)
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