DJ Kommentar der Financial Times Deutschland zu Daimler - vorab19.02.2010
Angriff ohne Plan Auf den ersten Blick mag es merkwürdig erscheinen: Da verspricht Daimler-Chef Dieter Zetsche am Donnerstag, in diesem Jahr wieder ,,auf Angriff" zu setzen und einen operativen Gewinn einzufahren - dennoch geht der Kurs kräftig in den Keller. Der Frust der Aktionäre ist nach der Vorstellung der Geschäftszahlen jedoch verständlich. Nicht nur, weil der Autokonzern nach dem verlustreichen Vorjahr die Dividende gestrichen hat. Sondern vor allem, weil Zetsche es versäumt hat darzulegen, wie er seine Ziele denn überhaupt erreichen will. Er erweckte den Eindruck, als verlasse er sich fast ausschließlich auf das Anziehen der Konjunktur. Seine Prognosen sind daher mit Vorsicht zu genießen. Selbst das Management räumt ein, dass der nach wie vor harte Wettbewerb sowie Währungsrisiken einen Strich durch die Gewinnplanung machen können. Ein weiteres Risiko ist die Lage der Zulieferer. Bereits letztes Jahr mussten die Stuttgarter notleidende Lieferanten mit 85 Mio. Euro stützen. Kommt es dieses Jahr zu einer Pleitewelle im Zuliefersektor, stehen dem Autobauer weiterhin harte Zeiten bevor. Zudem sieht sich der Konzern zwei mächtigen Konkurrenten gegenüber. Anders als Daimler haben Audi und BMW auch 2009 einen Gewinn eingefahren. Audi profitiert von der Unterstützung durch VW und spart so Kosten bei Entwicklung und Einkauf. Wenn Daimler die Konkurrenz schlagen will, geht das nur über Kooperationen und Produktionsverlagerungen. Doch die Zusammenarbeit mit BMW kommt nicht voran, die Zukunft mit Renault ist weiterhin unsicher. Und der Widerstand von Politik und Belegschaft gegen die Verlagerung der C-Klasse-Produktion in die USA dürfte die Stuttgarter nicht gerade zu weiteren Abwanderungen ermutigen. Dabei sind sie dringend nötig. Meint Zetsche es mit dem versprochenen Angriff ernst, dann muss er nun schleunigst einen Schlachtplan vorlegen. Sonst braucht er sich nicht zu wundern, wenn die Aktionäre desertieren.
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February 18, 2010 14:01 ET (19:01 GMT)
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