Frankfurt (ots) - Die obersten Euro-Hüter ähneln derzeit den
Wächtern vor einer Bank, die sich aufmunternd "Wir sind wachsam,
wachsam, wachsam!" zurufen, während tief unter ihnen Gangster bereits
einen Tunnel in Richtung Tresorraum vorantreiben. Seit Frühsommer
identifizieren die 18 Euro- Notenbanker an der Spitze der
Europäischen Zentralbank (EZB) zwar Gefahren für die Preisstabilität
und warnen davor, wie gestern wieder nach ihrer Sitzung in Brüssel,
doch Entschlossenheit zum Handeln - zur Anhebung des historischen
niedrigen Leitzinses von 2% - lassen sie noch immer nicht erkennen.
Sie tun sich schwer mit der Zinswende, die andere Notenbanken bereits
vollzogen haben.
Jetzt lässt sie die Sorge vor einem längeren Ölpreisboom - anders
als noch im September - an der Stärke des Konjunkturaufschwungs im
Jahr 2005 zweifeln. Aber von dieser Stärke hängt nur zum Teil ab, wie
sehr sich der Preisauftrieb beschleunigen kann. Die Geldpolitiker
sollten gerade jetzt der Menge des Geldes als wichtiger Quelle und
als Signal für mehr Inflation großes Gewicht beimessen. Dank ihrer
expansiven Politik gibt es seit mehr als zwei Jahren überreichlich
Geld in Euroland, was Anleger bereits zu riskanteren Engagements
verleitet.
Diese Geldschwemme erachten die EZB-Räte zu Recht als Risiko,
messen ihm aber zu wenig Gewicht bei, obwohl sie das Potenzial hat,
die Preise für Konsumgüter und auch Vermögenswerte beträchtlich
anzuheizen. Wenn (1.) Überschussliquidität besteht und (2.) die
Geldnachfrage nach wie vor stabil ist, folgt (3.): Im Laufe der
nächsten 2/3 Jahre, also zeitverzögert, entsteht Inflationsdruck.
Dieser Druck könnte zum einen gedämpft werden, sollte das Wachstum im
Zeitraum 2005/6 deutlich nachlassen, doch das erwartet derzeit kaum
ein Prognostiker. Zum anderen könnte der größte Teil der
Überschussliquidität von kurz- in langfristige Anlagen umgeschichtet
werden, also nicht direkt konsum- und somit preistreibend wirken.
Darauf allerdings voll zu setzen, wäre sehr riskant. Schließlich ist
die zeitverzögerte Inflationsbeschleunigung infolge von
Überliquidität bei hinreichendem Wachstum historisch gut belegt und
darf deshalb nicht leichtfertig ignoriert werden.
Die Chance, dass die Teuerungsrate in den nächsten Jahren
unterhalb der EZB-Stabilitätsnorm von knapp 2% bleibt, muss also
alles in allem deutlich geringer eingeschätzt werden als das Risiko
einer deutlichen Überschreitung dieser Marke. Wenn die Euro-Räte mit
ihrem vorrangigen Mandat der Inflationskontrolle sich zudem an das
Prinzip "in dubio pro Preisstabilität" halten und wenn für sie
wirklich "money matters", kann ihre Devise nur sein: Vorsorglich
raufgehen mit den Zinsen.
ots-Originaltext: Börsen-Zeitung
Digitale Pressemappe:
http://www.presseportal.de/story.htx?firmaid=30377
Rückfragen bitte an:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
Wächtern vor einer Bank, die sich aufmunternd "Wir sind wachsam,
wachsam, wachsam!" zurufen, während tief unter ihnen Gangster bereits
einen Tunnel in Richtung Tresorraum vorantreiben. Seit Frühsommer
identifizieren die 18 Euro- Notenbanker an der Spitze der
Europäischen Zentralbank (EZB) zwar Gefahren für die Preisstabilität
und warnen davor, wie gestern wieder nach ihrer Sitzung in Brüssel,
doch Entschlossenheit zum Handeln - zur Anhebung des historischen
niedrigen Leitzinses von 2% - lassen sie noch immer nicht erkennen.
Sie tun sich schwer mit der Zinswende, die andere Notenbanken bereits
vollzogen haben.
Jetzt lässt sie die Sorge vor einem längeren Ölpreisboom - anders
als noch im September - an der Stärke des Konjunkturaufschwungs im
Jahr 2005 zweifeln. Aber von dieser Stärke hängt nur zum Teil ab, wie
sehr sich der Preisauftrieb beschleunigen kann. Die Geldpolitiker
sollten gerade jetzt der Menge des Geldes als wichtiger Quelle und
als Signal für mehr Inflation großes Gewicht beimessen. Dank ihrer
expansiven Politik gibt es seit mehr als zwei Jahren überreichlich
Geld in Euroland, was Anleger bereits zu riskanteren Engagements
verleitet.
Diese Geldschwemme erachten die EZB-Räte zu Recht als Risiko,
messen ihm aber zu wenig Gewicht bei, obwohl sie das Potenzial hat,
die Preise für Konsumgüter und auch Vermögenswerte beträchtlich
anzuheizen. Wenn (1.) Überschussliquidität besteht und (2.) die
Geldnachfrage nach wie vor stabil ist, folgt (3.): Im Laufe der
nächsten 2/3 Jahre, also zeitverzögert, entsteht Inflationsdruck.
Dieser Druck könnte zum einen gedämpft werden, sollte das Wachstum im
Zeitraum 2005/6 deutlich nachlassen, doch das erwartet derzeit kaum
ein Prognostiker. Zum anderen könnte der größte Teil der
Überschussliquidität von kurz- in langfristige Anlagen umgeschichtet
werden, also nicht direkt konsum- und somit preistreibend wirken.
Darauf allerdings voll zu setzen, wäre sehr riskant. Schließlich ist
die zeitverzögerte Inflationsbeschleunigung infolge von
Überliquidität bei hinreichendem Wachstum historisch gut belegt und
darf deshalb nicht leichtfertig ignoriert werden.
Die Chance, dass die Teuerungsrate in den nächsten Jahren
unterhalb der EZB-Stabilitätsnorm von knapp 2% bleibt, muss also
alles in allem deutlich geringer eingeschätzt werden als das Risiko
einer deutlichen Überschreitung dieser Marke. Wenn die Euro-Räte mit
ihrem vorrangigen Mandat der Inflationskontrolle sich zudem an das
Prinzip "in dubio pro Preisstabilität" halten und wenn für sie
wirklich "money matters", kann ihre Devise nur sein: Vorsorglich
raufgehen mit den Zinsen.
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