AUSBLICK/Unklare Signale zur Entwicklung des ZEW-Index
FRANKFURT (Dow Jones-VWD)--Die Entwicklung der mittelfristigen Konjunkturerwartungen von Analysten und institutionellen Investoren für Deutschland ist nach Einschätzung von Beobachtern im Mai gegenläufigen Einflüssen ausgesetzt gewesen. Vor diesem Hintergrund sei es diesmal besonders schwierig, die Richtung und das Ausmaß der Bewegung des Index des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) vorherzusagen, heißt es. Im Konsens rechnen Ökonomen aber mit einer leichten Aufwärtsbewegung auf 21,9 Punkte, nach 20,1 Punkten im April. Das Stimmungsbarometer wird am Dienstag um 11.00 Uhr veröffentlicht.
Aus Sicht der HVB Group steht auf der Sollseite der Rückgang des sentix zu Monatsbeginn, der eine enge Korrelation mit den ZEW-Konjunkturerwartungen aufweise und zuletzt kräftig gefallen war. Auch der DAX habe sich seit der jüngsten Erhebung schwächer gezeigt und dürfte die Stimmung belastet haben, heißt es weiter. Dagegen sollten sich der besser als erwartet ausgefallene US-Arbeitsmarktbericht und der jüngste Rückgang des Ölpreises positiv ausgewirkt haben.
Da der letzte Rückgang des Index doppelt so hoch ausgefallen sei, wie die durchschnittliche historische Veränderung, die sich auf etwa 8 Punkte belaufe, sollten viele schlechte Nachrichten nach Meinung der Bank bereits im Vormonat eingepreist worden sein. Vor diesem Hintergrund rechnet das Haus mit einem Anstieg auf 23,0 Punkte, allerdings seien die Prognoserisiken nach unten gerichtet.
Lehman Brothers bleibt hingegen skeptischer und erwartet allenfalls eine Stabilisierung des Index. Zwar habe die Wachstumsentwicklung im ersten Quartal nach oben überrascht, doch sei die deutsche Binnennachfrage weiterhin von Schwäche gekennzeichnet. Und auch wenn etwa die Pkw-Neuzulassungen positiv waren, so deute sich angesichts dünnerer Auftragsbücher im April doch eine schwächere Produktion an. Stabilisierend könne sich aber die jüngste Wechselkursentwicklung ausgewirkt haben. Aufgrund der DAX-Entwicklung bestünden aber Abwärtsrisiken.
Unklar ist schließlich, ob sich das angekündigte Vorziehen der Bundestagswahl auf die Konjunkturerwartungen niedergeschlagen hat. Nach Schätzung des ZEW wird etwa ein Sechstel der Antworten auf die gegenwärtig laufende Umfrage unter dem Eindruck der Wahl in Nordrhein-Westfalen abgegeben werden. Volker Kleff vom ZEW sagte im Gespräch mit Dow Jones Newswires, etwa 50 der üblicherweise rund 300 Antworten auf den ZEW-Fragebogen dürften noch am Montag eingehen.
Inwieweit sich darin der vorgezogene Wahltermin niederschlägt, sei allerdings schwierig zuverlässig abzuschätzen. Da weder das konkrete Vorgehen, noch klare Wahlkampfaussagen feststehen, gehe er davon aus, dass kein neuer positiver Impuls in den Einschätzungen der Befragten sichtbar werde. Zudem sei der Wahlausgang ja noch ungewiss. Vorstellbar sei zudem, dass die Unsicherheit bis zur Wahl noch zunehme. An den Finanzmärkten war spekuliert worden, neue Reformphantasien könnten sich möglicherweise in den Stimmungsindikatoren niederschlagen. -Von Christian Vits, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 91 30 39 11, christian.vits@dowjones.com
(ENDE) Dow Jones Newswires/23.5.2005/cv/hab
FRANKFURT (Dow Jones-VWD)--Die Entwicklung der mittelfristigen Konjunkturerwartungen von Analysten und institutionellen Investoren für Deutschland ist nach Einschätzung von Beobachtern im Mai gegenläufigen Einflüssen ausgesetzt gewesen. Vor diesem Hintergrund sei es diesmal besonders schwierig, die Richtung und das Ausmaß der Bewegung des Index des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) vorherzusagen, heißt es. Im Konsens rechnen Ökonomen aber mit einer leichten Aufwärtsbewegung auf 21,9 Punkte, nach 20,1 Punkten im April. Das Stimmungsbarometer wird am Dienstag um 11.00 Uhr veröffentlicht.
Aus Sicht der HVB Group steht auf der Sollseite der Rückgang des sentix zu Monatsbeginn, der eine enge Korrelation mit den ZEW-Konjunkturerwartungen aufweise und zuletzt kräftig gefallen war. Auch der DAX habe sich seit der jüngsten Erhebung schwächer gezeigt und dürfte die Stimmung belastet haben, heißt es weiter. Dagegen sollten sich der besser als erwartet ausgefallene US-Arbeitsmarktbericht und der jüngste Rückgang des Ölpreises positiv ausgewirkt haben.
Da der letzte Rückgang des Index doppelt so hoch ausgefallen sei, wie die durchschnittliche historische Veränderung, die sich auf etwa 8 Punkte belaufe, sollten viele schlechte Nachrichten nach Meinung der Bank bereits im Vormonat eingepreist worden sein. Vor diesem Hintergrund rechnet das Haus mit einem Anstieg auf 23,0 Punkte, allerdings seien die Prognoserisiken nach unten gerichtet.
Lehman Brothers bleibt hingegen skeptischer und erwartet allenfalls eine Stabilisierung des Index. Zwar habe die Wachstumsentwicklung im ersten Quartal nach oben überrascht, doch sei die deutsche Binnennachfrage weiterhin von Schwäche gekennzeichnet. Und auch wenn etwa die Pkw-Neuzulassungen positiv waren, so deute sich angesichts dünnerer Auftragsbücher im April doch eine schwächere Produktion an. Stabilisierend könne sich aber die jüngste Wechselkursentwicklung ausgewirkt haben. Aufgrund der DAX-Entwicklung bestünden aber Abwärtsrisiken.
Unklar ist schließlich, ob sich das angekündigte Vorziehen der Bundestagswahl auf die Konjunkturerwartungen niedergeschlagen hat. Nach Schätzung des ZEW wird etwa ein Sechstel der Antworten auf die gegenwärtig laufende Umfrage unter dem Eindruck der Wahl in Nordrhein-Westfalen abgegeben werden. Volker Kleff vom ZEW sagte im Gespräch mit Dow Jones Newswires, etwa 50 der üblicherweise rund 300 Antworten auf den ZEW-Fragebogen dürften noch am Montag eingehen.
Inwieweit sich darin der vorgezogene Wahltermin niederschlägt, sei allerdings schwierig zuverlässig abzuschätzen. Da weder das konkrete Vorgehen, noch klare Wahlkampfaussagen feststehen, gehe er davon aus, dass kein neuer positiver Impuls in den Einschätzungen der Befragten sichtbar werde. Zudem sei der Wahlausgang ja noch ungewiss. Vorstellbar sei zudem, dass die Unsicherheit bis zur Wahl noch zunehme. An den Finanzmärkten war spekuliert worden, neue Reformphantasien könnten sich möglicherweise in den Stimmungsindikatoren niederschlagen. -Von Christian Vits, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 91 30 39 11, christian.vits@dowjones.com
(ENDE) Dow Jones Newswires/23.5.2005/cv/hab