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Chinesische Internetnutzer haben über Suchdienste wie Google oder Yahoo zumindest einen beschränkten Zugriff auf unzensierte Informationen aus aller Welt. Das ist der chinesischen Regierung schon seit längerem ein Dorn im Auge. Marktführer Google hat dem Regime in Peking jetzt ein besonderes Geschenk gemacht: Wer in der Volksrepublik googelt, bekommt auf der Seite Google.cn fortan nur noch Inhalte zu sehen, die mit den örtlichen Gesetzen vereinbar sind, sprich: die von der Kommunistischen Partei Chinas für unbedenklich erachtet werden.
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Googles Kotau vor einem der mächtigsten autoritären Regime der Welt ist ein Sündenfall. In Zukunft wird China von anderen ausländischen Medienunternehmen eine ähnliche Selbstzensur einfordern können. Google argumentiert nun, es müsse sich eben an örtliche Bestimmungen halten. Schließlich modifiziere man auch in anderen Ländern seine Ergebnisse – etwa in Deutschland, wo es ein strenges Jugendschutzgesetz gibt. Der Vergleich aber hinkt gewaltig.
Google blendet in China nicht nur einzelne Treffer aus, sondern liefert eine Art Orwell’schen Suchdienst: ein Abbild des Internets, dass zuvor im Sinne Pekings komplett von unerwünschten Wahrheiten gesäubert worden ist. Man stelle sich vor, eine Zeitung oder ein Magazin würde eine China-Ausgabe publizieren, deren Artikel von der Kommunistischen Partei abgenickt worden sind. Nichts anderes macht Google.
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Die Unternehmensgründer Sergey Brin und Larry Page haben immer betont, ihr Leitsatz laute „Don’t be evil“. Google wollte ein Unternehmen sein, das seine Nutzer neutral informiert, Unabhängigkeit bewahrt und sich weder von Regierungen noch von Werbetreibenden beeinflussen lässt. Durch die Selbstzensur hat Googles Glaubwürdigkeit schweren Schaden genommen.
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