Ein neuerlicher starker Anstieg der Geldmenge in der Eurozone hat nach Einschätzung von Volkswirten die Aussicht auf eine Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) in der kommenden Woche erhöht. Die Geldmenge sei im April um 8,8 Prozent zum Vorjahr geklettert, teilte die EZB am Dienstag in Frankfurt mit. Von AFX befragte Volkswirte hatten im Durchschnitt lediglich mit einem Wachstum von 8,6 Prozent gerechnet. Im Vormonat war sie um revidierte 8,5(Erstschätzung 8,6) Prozent geklettert.
In ersten Stellungnahmen nach der Veröffentlichung prognostizierten Experten eine weitere Straffung der geldpolitischen Zügel in der Eurozone. Allerdings lasse sich anhand der monetären Daten allein nur schwer beantworten, in welchem Ausmaß und mit welcher Geschwindigkeit konkrete Zinsänderungen erfolgen sollten, heißt es beispielsweise bei der Commerzbank.
Die Experten der Postbank werden da schon deutlicher: Mit dem kräftigen Geldmengen- und Kreditwachstum seien letzte Zweifel an einer Zinserhöhung am 8. Juni durch die Europäische Zentralbank (EZB) ausgeräumt, hieß es in einem ersten Kommentar. Möglicherweise werde nun sogar die Spekulation über eine kräftige Erhöhung des Leitzinses um 0,50 Prozentpunkte verstärkt aufleben. Die Sorgenfalten der EZB im Hinblick auf mittelfristige Preisrisiken dürfte sich durch die Daten noch vertieft haben.
DEUTLICHE REAKTIONEN AN DEN FINANZMÄRKTEN
Zudem hatte EZB-Ratsmitglied Klaus Liebscher in einem Interview mit der Finanznachrichten-Agentur dpa-AFX die Erwartungen einer Zinserhöhung der europäischen Notenbank verstärkt. "Wir haben ein breiteres Spektrum an Risikopotenzial für die Preisstabilität", sagte Liebscher. An erster Stelle stehe das anhaltend hohe Niveau der Ölpreise. "Dessen Gefährdungspotenzial ist für die Preisstabilität höher als für das Wirtschaftswachstum."
Der Euro
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