Der Zusammenschluss der Angestellten der brasilianischen Fluggesellschaft Varig hat umgerechnet 350 Millionen Euro für die Übernahme des hoch verschuldeten Unternehmens geboten. Keine der vier anderen interessierten Gruppen habe am ersten Versteigerungstag am Donnerstag in Rio de Janeiro Gebote abgegeben, berichteten Medien. Die brasilianische Justiz habe nun 24 Stunden Zeit, um das Gebot der "Gruppe der Arbeiter von Varig" (TGV) anzunehmen oder zurückzuweisen, hieß es. Der Angestelltenverband müsse beweisen, dass er für den Kaufpreis aufkommen und den Betrieb der Airline aufrechterhalten kann.
Das TGV-Gebot liegt den Angaben zufolge etwa 50 Prozent unter dem von der Justiz festgelegten Mindestpreis von 860 Millionen US-Dollar (etwa 670 Mio Euro) für den operativen Bereich. Es liegt auch deutlich unter den Forderungen der Gläubiger der Firma, die sich auf rund 7,9 Milliarden Real (etwa 2,75 Mrd Euro) belaufen. Die Investmentgruppe Matlin Patterson hatte im Dezember bereits den Logistikbereich "VarigLog" für 48 Millionen Dollar erworben.
Unter den Interessenten waren die beiden brasilianischen Fluggesellschaften TAM und Gol, die die größte Fluggesellschaft Südamerikas in den vergangenen zwei bis drei Jahren deutlich überflügelt hatten, sowie auch ein von der portugiesischen TAP angeführter Zusammenschluss.
Im Juni 2005 hatte Varig Konkurs angemeldet, um durch Gläubigerschutz die Pfändung von Flugzeugen zu verhindern, die aufgrund der Zahlungsschwierigkeiten drohte. Durch den Insolvenzantrag konnte der Flugbetrieb aufrecht erhalten werden. Im vergangenen Jahr schrieb das Unternehmen, das rund 9000 Angestellte hat, bei einem Umsatz von 6,6 Milliarden Real rote Zahlen in Höhe von 1,5 Milliarden Real (etwa 520 Mio Euro)./er/DP/zb
AXC0194 2006-06-08/19:52