
Der militärische Flügel der Hamas, so scheint es, führt ein Eigenleben und blickt weniger zu Hanija als zur radikalen Exilführung in Damaskus, um von dort mörderische Befehle zu empfangen. Während die Hamas-Politiker über eine mögliche Anerkennung Israels mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas verhandeln, bringen die Kassam-Brigaden ihre Raketen in Stellung. Und weil die israelische Armee aus dem Gazastreifen abgezogen ist, feuert man jetzt eben auf die andere Seite des Zauns. Zwar gibt es in der Hamas auch moderate Kräfte. Problemlos ließe sich mindestens ein halbes Dutzend bekannte Vertreter finden, die lieber heute als morgen der Gewalt abschwören und auf Israel zugehen würden. Doch bis der Rest der Organisation folgt, werden Jahre vergehen. Zu lange ist die Parole ausgegeben worden, dass der Islamismus die Lösung und Gewalt der Weg dorthin ist. Das lässt sich nicht so schnell abstreifen. Der Westen sollte sich deshalb darauf einstellen, dass die Hamas sich vorerst nicht grundsätzlich wandelt. Man wird, um die palästinensische Bevölkerung nicht auszuhungern, mit faulen Kompromissen leben und so die Regierungszeit der Extremistenorganisation überbrücken müssen.
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