Das Nanotechnologie-Unternehmens ItN Nanovation AG erwägt nach dem geplatzten Börsengang einen zweiten Anlauf. "Theoretisch könnten wir es bis Ende Juli noch einmal versuchen", sagte Vorstandschef Tillmann Lauk im Gespräch mit der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX. Genauso gut könne man aber auch noch ein Jahr warten, dann sei das Unternehmen ohnehin ein anderes und sein wahrer Wert trete besser zutage.
Aktuell müsse es auch nicht unbedingt ein Börsengang mit öffentlichem Angebot (IPO) sein, so Lauk. Als Alternative biete sich eine Privatplatzierung der Aktien an. "Wir haben genügend Interessenten, die auf für uns akzeptablen Bewertungsniveaus anfragen", sagt er. Es soll aber mittelfristig dabei bleiben, dass ein Streubesitz von 25 Prozent geschaffen wird, also bis zu 1,4 Millionen Aktien einschließlich Mehrzuteilungsoption verkauft werden.
'WAREN ZU 'ABSCHLAGS-ORGIE' NICHT BEREIT'
Die für Mitte Juni geplante Börsennotiz hatte ItN Nanovation
kurzerhand verschoben. "Die Investoren waren nicht bereit, für die
Aktie soviel zu zahlen, wie das Unternehmen derzeit wert ist", sagte
Lauk. Nach dem Einbruch der Kurse im Mai hätten die Investoren
höhere Abschläge verlangt als vorher: einen Abschlag von bis zu 25
Prozent in Einzelfällen, weil es sich bei ItN Nanovation um ein
kleines Unternehmen (small cap) handelt, einen weiteren Abschlag von
bis zu 25 Prozent für den Börsengang selbst sowie darüber hinaus
Berücksichtigung des Umstandes, dass der TecDax
Wie aus Branchenkreisen verlautete, kann ItN Nanovation in diesem Jahr mit einem Umsatzplus von 25 Prozent rechnen. Bereits im ersten Halbjahr sei der Erlös um 20 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2005 gesteigert worden. Doch dazu wollte Lauk wegen der, zumindest dem Grundsatz nach, noch möglichen Wiederaufnahme des Börsengangs nichts sagen.
Branchenkreisen zufolge wird für ItN Nanovation das Erreichen des Break-even im Schlussquartal 2007 erwartet. Falls der Börsengang doch noch in diesem Jahr durchgeführt werde, sei wegen der Kosten erneut ein Fehlbetrag etwa in Höhe des Vorjahres zu erwarten. Auch dazu wollte sich Lauk nicht äußern. Das Unternehmen hatte 2005 beim Ergebnis der betrieblichen Tätigkeit ein Minus von 2,2 Millionen Euro verbucht. Der Umsatz belief sich auf 4,8 Millionen Euro.
NANO-BESCHICHTUNGEN SOLLEN UMSATZ ANKURBELN
Lauk sieht vor allem im Hinblick auf die von ItN Nanovation entwickelte Beschichtung mit Keramik-Nanopartikeln große Umsatzchancen. Diese Beschichtung ist für diejenigen Stromproduzenten interessant, die ihren Strom mit Heizkraftwerken erzeugen, also Öl-, Braun- oder Steinkohlenbefeuerung. Denn auf den Wärme-Tauschrohren backen sich während der Verbrennung Schlacken an, und dies bis zu einer Dicke von 50 Zentimetern. Das reduziert den Wirkungsgrad, zum anderen verlängern sich aber die Stillstandszeiten.
Mit dem Produkt "Nanocomp Powerplant" ließen sich zum Beispiel die im herkömmlichen Betrieb sehr schnell anfallenden Anbackungen an den Wänden der Wärmetauscher vermeiden. "Diese gesteinsfesten Schichten führen zu einem Leistungsabfall und müssen in der Regel alle zwölf Monate bzw. anlässlich eines sogenannten Revisionszykluses mühsam mit Presslufthämmern abgeklopft werden", sagte Lauk. Damit seien Ausfallzeiten verbunden, die sich durch das Aufsprühen von "Nanocomp Powerplant" verhindern ließen. Hinzukomme die Erhöhung des Wirkungsgrades.
AUS USA WINKT GROSSER AUFTRAG
Entsprechend konnte die ItN schon drei Kraftwerke als Kunden gewinnen, und weitere 40 befinden sich im Testzyklus. Weltweit gibt es etwa 6.000 Kraftwerke, die unter diesen Problemen leiden – weitere geschätzte 1.500 sollen alleine in China in den nächsten zehn Jahren hinzukommen. Lauk betonte, dass die ItN derzeit und weltweit das einzige Unternehmen sei, welches im industriellen Maßstab Keramik auf Metall beschichten könne, da aufgrund des nano-technologischen Know-Hows der ItN der Schmelzpunkt von Keramik unter den von Metall gebracht werden konnte.
Als weiterer Umsatzmotor ist "Nanocat" im Einsatz - ein Nanospray zur Beschichtung von Backöfen, das die ständige Reinigung überflüssig macht. Wie Lauk sagt, wird die Bosch-Siemens Haushaltsgeräte in diesem Jahr etwa 1,1 Millionen Backöfen damit ausstatten. Andere große Haushaltsgerätehersteller wie Whirlpool, Electrolux und andere hätten "Nanocat" gerade im Testzyklus. "Mindestens mit einem, wenn nicht mit allen müssten wir Anfang nächsten Jahres ins Geschäft kommen", sagte Lauk./jb/sh/aa
AXC0071 2006-07-13/10:41