Kongo: Am kritischen Punkt Groß war die Erleichterung, als im Juli die Präsidentenwahl im Kongo friedlich verlief. Doch die Hoffnung, dass die Demokratie nun auch im Herzen Afrikas angekommen ist, erweist sich wieder einmal als verfrüht. Hautnah bekommen die Europäer zu spüren, wie brisant die Lage in Wirklichkeit ist: Nach Bekanntgabe der ersten Wahlergebnisse flammte die Gewalt auf, die Garde von Präsident Joseph Kabila feuerte sogar auf ein Haus, in dem ausländische Botschafter mit Kabilas Herausforderer Jean-Pierre Bemba tagten. Soldaten der Uno und EU mussten den Diplomaten, darunter dem Deutschen Reinhard Buchholz, zur Hilfe kommen. Der EU-Einsatz steht an einem kritischen Punkt: Gelingt es jetzt nicht, eine Eskalation des Konfliktes zu stoppen, dann müssen die Europäer ihre Hoffnungen begraben und die Rückzugsplanung beginnen. Denn ihre Soldaten werden dann künftig wenig ausrichten. Die Schießereien zwischen Kabilas und Bembas Milizen sind kein Ausdruck spontanen Volkszorns, der sich mit abschreckender Präsenz europäischer Truppen in den Straßen beruhigen ließe. Die beiden Präsidentenanwärter versuchen vielmehr, vor der Stichwahl Ende Oktober ihre Ansprüche zu unterstreichen und ihre Machtpositionen auszubauen. In einem Land, in dem seit vier Jahrzehnten Krieg herrscht, scheint Gewalt dazu das probate Mittel. Die EU und auch die Uno müssen klar machen, dass sie nicht bereit sind, solche Manöver zu dulden. Wenn ihre Autorität als Ordnungsmacht, Finanzier und Partner des Aufbaus jetzt schon nicht reicht, um wieder Ruhe zu schaffen, dann wird sie später erst recht nichts bewirken. Etwa wenn die Stichwahl naht oder das Ergebnis einem der Teilnehmer nicht gefällt. Ein Schiedsrichter, dem sein Spiel völlig entgleitet, schafft selten einen soliden Abgang.
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Ines Zöttl - 030/22074169
Leo Klimm - 040/31990311
Christian Schütte - 030/22074169
Dies ist eine Pressestimme der Financial Times Deutschland. Für Text und Inhalt ist ausschließlich die Financial Times Deutschland verantwortlich. Die geäußerten Ansichten reflektieren auch nicht die Ansichten von Dow Jones Newswires oder der Dow Jones and Company Inc.
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