STUTTGART (Dow Jones)--Die DaimlerChrysler AG wird am Dienstag zum ersten Mal einen Quartalsabschluss nach den Internationalen Rechnungslegungsstandards (IFRS) vorlegen und auf dieser Basis konkrete Prognosen für 2007 herausgeben. Nachdem der Automobilhersteller wegen eines Streits um Überstunden die Vorlage der Zahlen um mehrere Wochen verschieben musste, erfahren die Investoren damit erst nach fast fünf Monaten in welche Richtung das Unternehmen steuert.
Während die Pkw-Sparte um Mercedes-Benz eine steigende Ertragskraft ausweisen dürfte, wird bei Chrysler aufgrund von hohen Sanierungskosten mit tiefroten Zahlen gerechnet.
Weil der Konzern im Vorfeld keine IFRS-Vergleichszahlen für das Vorjahresquartal bekannt gab, ist die Konsensschätzung der Analysten nur von eingeschränkter Aussagekraft. Bekannt ist allerdings der IFRS-Jahresabschluss für 2006. Aufgrund unterschiedlicher Bilanzierungsmethoden lassen sich der IFRS- und US-GAAP-Abschluss nicht direkt miteinander vergleichen.
Von Dow Jones Newswires befragte Analysten rechnen für das Quartal im Durchschnitt mit einem Umsatz von 36,627 (Vorjahr US-GAAP: 37,185) Mrd EUR. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT), der als neue Kennzahl den früheren operating Profit (US-GAAP: 891 Mio EUR) ablöst, wird im Mittel mit 1,603 Mrd EUR veranschlagt. Beim Nettoergebnis setzen die Analysten 1,220 (US-GAAP: 0,299) Mrd EUR an, was einem Gewinn pro Aktie von 1,17 (US-GAAP: 0,29) EUR entspricht.
Neben dem Schicksal der zum Verkauf stehenden US-Tochter Chrysler steht der Ausblick für den Konzern und die einzelnen Sparten im Fokus der Investoren. Bisher hat die DaimlerChrysler AG für 2007 einen leicht steigenden Absatz (Vj: 4,7 Mio Pkw und Nfz) in Aussicht gestellt. Auf US-GAAP-Basis war ein Umsatz in der Größenordnung des Vorjahres (US-GAAP: 151,6 Mrd EUR/IFRS: 152,8 Mrd EUR) prognostiziert worden. Zum Gewinn hatte es lediglich geheißen, dass die Ertragskraft im Planungszeitraum 2007 bis 2009 deutlich steigen soll.
Im ersten Quartal dürfte die Mercedes Car Group (MCG), die im Vorjahreszeitraum noch durch hohe Restrukturierungskosten rote Zahlen geschrieben hatte, wieder zur ertragsstärksten Sparte mutiert sein. Im Mittel rechnen die Analysten mit einem Umsatz von 12,463 Mrd EUR und einem EBIT von 759 Mio EUR. Dies würde einer Umsatzrendite von knapp 6,1% entsprechen. Die Sparte will 2007 mindestens eine Marge von 7% (Vj IFRS: 4,7%) erreichen. Dabei soll die Kleinwagenmarke smart erstmals keine Verluste mehr ausweisen.
Dagegen wird bei der Chrysler Corp mit einem EBIT-Verlust von 856 Mio EUR gerechnet. Dieser geht auf eine geringere Kapazitätsauslastung und Einmalaufwendungen zurück. Deren Höhe hängt stark davon ab, wie viel der insgesamt für 2007 veranschlagten Kosten von 1,23 Mrd EUR in den ersten drei Monaten verbucht wurden. Allein 1 Mrd EUR soll der Abbau von 13.000 Stellen kosten, der Rest dient zum Abbau der Fahrzeugbestände bei den Händlern.
Positiv auf den Chrysler-Gewinn wird sich dagegen eine Entlastung bei den Pensionsverpflichtungen ausgewirkt haben: Der Konzern hat in der IFRS-Bilanz von 2006 aufgelaufene versicherungsmathematische Verluste durch Eigenkapital ausgeglichen. Der Restrukturierungsplan der US-Tochter sieht bis 2008 die Rückkehr in die Gewinnzone vor. Im Folgejahr soll eine Umsatzrendite von 2,5% erzielt werden.
Bis dahin dürfte der drittgrößte US-Hersteller allerdings längst einen neuen Eigentümer haben. Der DaimlerChrysler-Vorstand sucht derzeit nach interessierten Käufern für die angeschlagene Tochter. Während offiziell nach wie vor "alle Optionen offen" sind, verdichten sich die Hinweise, dass Chrysler an den kanadischen Automobilzulieferer und Auftragsfertiger Magna International gehen könnte. Dieser hat mit der Investmentgesellschaft Onex ein Gebot abgegeben und klar gestellt, dass Magna nur an einem Minderheitsanteil interessiert ist. Investoren erhoffen sich nun von DaimlerChrysler Auskunft über den Stand des Bieterprozesses.
Spannend dürfte außerdem sein, wie die Truck Group im ersten Quartal abgeschnitten hat. Während in Europa die Lkw-Nachfrage anhaltend hoch ist, geht der US-Markt derzeit stark zurück. Allerdings hat die US-Tochter Freightliner in den ersten drei Monaten noch von dem hohen Auftragsbestand aus dem Vorjahr profitiert. Den Konsensprognosen zufolge dürfte der Umsatz hier bei 7,247 Mrd EUR und das EBIT bei 415 Mio EUR liegen. Die Sparte hat für 2007 einen Gewinnrückgang (Vj US-GAAP: 2,0/IFRS: 1,9 Mrd EUR) in Aussicht gestellt, will aber profitabel bleiben.
Am stärksten werden sich die mit der IFRS-Umstellung verbundenen Einmaleffekte auf das Ergebnis der Sparte Van, Bus, Other auswirken. Den Schätzungen zufolge dürfte das EBIT hier 1,256 Mrd EUR erreicht haben, während der operating Profit nach US-GAAP lediglich bei 423 Mio EUR lag. Im Gegensatz zum Vorjahr verbucht DaimlerChrysler die Kosten für den weltweiten Abbau von 6.000 Verwaltungsstellen nun nicht mehr in dieser Sparte. Außerdem wird nach IFRS eine Abschreibung auf die EADS-Beteiligung rückgängig gemacht.
Dagegen dürften das DaimlerChrysler zurechenbare Beteiligungsergebnis den Gewinn der Sparte belasten. Das Ergebnis des Europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns geht mit einem Quartal Verzögerung in die Bilanz des Automobilherstellers ein. Im vierten Quartal hielt DaimlerChrysler 25,5% an der EADS, die sich in operativen und strukturellen Turbulenzen befindet.
Webseite: http://www.daimlerchrysler.de
-Von Matthias Krust, Dow Jones Newswires, +49 (0)711 22874 12,
matthias.krust@dowjones.com
DJG/mtk/jhe -0-
Während die Pkw-Sparte um Mercedes-Benz eine steigende Ertragskraft ausweisen dürfte, wird bei Chrysler aufgrund von hohen Sanierungskosten mit tiefroten Zahlen gerechnet.
Weil der Konzern im Vorfeld keine IFRS-Vergleichszahlen für das Vorjahresquartal bekannt gab, ist die Konsensschätzung der Analysten nur von eingeschränkter Aussagekraft. Bekannt ist allerdings der IFRS-Jahresabschluss für 2006. Aufgrund unterschiedlicher Bilanzierungsmethoden lassen sich der IFRS- und US-GAAP-Abschluss nicht direkt miteinander vergleichen.
Von Dow Jones Newswires befragte Analysten rechnen für das Quartal im Durchschnitt mit einem Umsatz von 36,627 (Vorjahr US-GAAP: 37,185) Mrd EUR. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT), der als neue Kennzahl den früheren operating Profit (US-GAAP: 891 Mio EUR) ablöst, wird im Mittel mit 1,603 Mrd EUR veranschlagt. Beim Nettoergebnis setzen die Analysten 1,220 (US-GAAP: 0,299) Mrd EUR an, was einem Gewinn pro Aktie von 1,17 (US-GAAP: 0,29) EUR entspricht.
Neben dem Schicksal der zum Verkauf stehenden US-Tochter Chrysler steht der Ausblick für den Konzern und die einzelnen Sparten im Fokus der Investoren. Bisher hat die DaimlerChrysler AG für 2007 einen leicht steigenden Absatz (Vj: 4,7 Mio Pkw und Nfz) in Aussicht gestellt. Auf US-GAAP-Basis war ein Umsatz in der Größenordnung des Vorjahres (US-GAAP: 151,6 Mrd EUR/IFRS: 152,8 Mrd EUR) prognostiziert worden. Zum Gewinn hatte es lediglich geheißen, dass die Ertragskraft im Planungszeitraum 2007 bis 2009 deutlich steigen soll.
Im ersten Quartal dürfte die Mercedes Car Group (MCG), die im Vorjahreszeitraum noch durch hohe Restrukturierungskosten rote Zahlen geschrieben hatte, wieder zur ertragsstärksten Sparte mutiert sein. Im Mittel rechnen die Analysten mit einem Umsatz von 12,463 Mrd EUR und einem EBIT von 759 Mio EUR. Dies würde einer Umsatzrendite von knapp 6,1% entsprechen. Die Sparte will 2007 mindestens eine Marge von 7% (Vj IFRS: 4,7%) erreichen. Dabei soll die Kleinwagenmarke smart erstmals keine Verluste mehr ausweisen.
Dagegen wird bei der Chrysler Corp mit einem EBIT-Verlust von 856 Mio EUR gerechnet. Dieser geht auf eine geringere Kapazitätsauslastung und Einmalaufwendungen zurück. Deren Höhe hängt stark davon ab, wie viel der insgesamt für 2007 veranschlagten Kosten von 1,23 Mrd EUR in den ersten drei Monaten verbucht wurden. Allein 1 Mrd EUR soll der Abbau von 13.000 Stellen kosten, der Rest dient zum Abbau der Fahrzeugbestände bei den Händlern.
Positiv auf den Chrysler-Gewinn wird sich dagegen eine Entlastung bei den Pensionsverpflichtungen ausgewirkt haben: Der Konzern hat in der IFRS-Bilanz von 2006 aufgelaufene versicherungsmathematische Verluste durch Eigenkapital ausgeglichen. Der Restrukturierungsplan der US-Tochter sieht bis 2008 die Rückkehr in die Gewinnzone vor. Im Folgejahr soll eine Umsatzrendite von 2,5% erzielt werden.
Bis dahin dürfte der drittgrößte US-Hersteller allerdings längst einen neuen Eigentümer haben. Der DaimlerChrysler-Vorstand sucht derzeit nach interessierten Käufern für die angeschlagene Tochter. Während offiziell nach wie vor "alle Optionen offen" sind, verdichten sich die Hinweise, dass Chrysler an den kanadischen Automobilzulieferer und Auftragsfertiger Magna International gehen könnte. Dieser hat mit der Investmentgesellschaft Onex ein Gebot abgegeben und klar gestellt, dass Magna nur an einem Minderheitsanteil interessiert ist. Investoren erhoffen sich nun von DaimlerChrysler Auskunft über den Stand des Bieterprozesses.
Spannend dürfte außerdem sein, wie die Truck Group im ersten Quartal abgeschnitten hat. Während in Europa die Lkw-Nachfrage anhaltend hoch ist, geht der US-Markt derzeit stark zurück. Allerdings hat die US-Tochter Freightliner in den ersten drei Monaten noch von dem hohen Auftragsbestand aus dem Vorjahr profitiert. Den Konsensprognosen zufolge dürfte der Umsatz hier bei 7,247 Mrd EUR und das EBIT bei 415 Mio EUR liegen. Die Sparte hat für 2007 einen Gewinnrückgang (Vj US-GAAP: 2,0/IFRS: 1,9 Mrd EUR) in Aussicht gestellt, will aber profitabel bleiben.
Am stärksten werden sich die mit der IFRS-Umstellung verbundenen Einmaleffekte auf das Ergebnis der Sparte Van, Bus, Other auswirken. Den Schätzungen zufolge dürfte das EBIT hier 1,256 Mrd EUR erreicht haben, während der operating Profit nach US-GAAP lediglich bei 423 Mio EUR lag. Im Gegensatz zum Vorjahr verbucht DaimlerChrysler die Kosten für den weltweiten Abbau von 6.000 Verwaltungsstellen nun nicht mehr in dieser Sparte. Außerdem wird nach IFRS eine Abschreibung auf die EADS-Beteiligung rückgängig gemacht.
Dagegen dürften das DaimlerChrysler zurechenbare Beteiligungsergebnis den Gewinn der Sparte belasten. Das Ergebnis des Europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns geht mit einem Quartal Verzögerung in die Bilanz des Automobilherstellers ein. Im vierten Quartal hielt DaimlerChrysler 25,5% an der EADS, die sich in operativen und strukturellen Turbulenzen befindet.
Webseite: http://www.daimlerchrysler.de
-Von Matthias Krust, Dow Jones Newswires, +49 (0)711 22874 12,
matthias.krust@dowjones.com
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