
Bayer hatte bei der Übernahme von Schering ab dem dritten Jahr nach der Übernahme jährliche Synergien von 700 Mio EUR in Aussicht gestellt. Manche Analysten erwarten, dass dieses Ziel angehoben wird - der Investorentag wäre dafür eine Gelegenheit. So heißt es in einer Analyse des Instituts Collins Stewart, auch ein Synergieziel von bis zu 1 Mrd EUR sei denkbar.
Im Blick stehen aber vor allem die wichtigen Medikamente in der Entwicklung. Zu den bedeutendsten Projekten von Bayer gehört "Rivaroxaban". Das Mittel gegen Thrombosen, das lange unter der Bezeichnung Faktor-Xa-Inhibitor bekannt war, ist in der letzten klinischen Phase und gilt als potenzieller Blockbuster, also als Medikament mit einem Erlöspotenzial von über 1 Mrd USD.
Die Analysten von Cazenove erwarten bei einem Erfolg des Mittels sogar einen Spitzenumsatz von 4 Mrd EUR. Allerdings ist der Wettbewerb der Pharmakonzerne auf diesem Gebiet intensiv. Als scharfer Wettbewerber gilt die ebenfalls schon weit entwickelte Arznei "Dabigatran" von Boehringer Ingelheim, und auch der US-Konzern Pfizer verfolgt ein Thrombose-Projekt.
Eventuell gibt Bayer am Dienstag zudem erste Daten aus einer Brustkrebs-Studie mit dem Krebsmedikament "Tocosol" bekannt, wie es in einer Analyse der Deutschen Bank heißt. Der Wirkstoff hat sich bereits bewährt. Als Hauptvorteil des Mittels, das noch die ehemalige Schering AG einlizenziert hatte, gelten kürzere Infusionszeiten.
Wichtig sind nach Einschätzung der Analysten auch Aussagen zur Weiterentwicklung des Bayer-Blutermedikaments "Kogenate", das in einer neuen Formulierung auf den Markt kommen soll. Hier ist der Wettbewerb nach Expertenschätzung noch Jahre zurück und das Marktpotenzial groß.
Detaillierte Ergebnisse könnte der Konzern auch zu dem Medikament gegen eine schwere Augenerkrankung vor allem älterer Menschen, die feuchte Makulade-Degeneration, vorlegen. Dass es zumindest so wirksam ist wie die gegenwärtige Standardbehandlung, hatte eine Studie bereits gezeigt. Als Vorteil des Mittels sehen Beobachter vor allem darin, dass es nicht so häufig verabreicht werden muss wie das Konkurrenzprodukt von Novartis, das monatlich gespritzt werden muss.
Zu dem Bayer-Hoffnungsträger "Nexavar", das gegen Nierenkrebs bereits zugelassen ist, waren neue Daten in der Indikation Leberkrebs bereits auf dem Krebskongress ASCO Anfang des Monats präsentiert worden. Jetzt ist wichtig zu erfahren, wie der Zeitplan für Markteinführungen bei den Indikationen über Nierenkrebs hinaus aussieht.
Eine wichtige Rolle spielen am Investorentag auch die Aussichten für andere Mittel, die bereits auf dem Markt sind - vor allem für das Multiple-Sklerose-Medikament "Betaferon" der ehemaligen Schering AG, das jetzt das umsatzstärkste Pharma-Produkt von Bayer ist.
Nachrichten erwarten Beobachter auch zu den Projekten, bei denen es Rückschläge gegeben hatte. So ist das Krebsmedikament "PKT/ZK" von Schering und Novartis bisher zwar nicht offiziell aufgegeben worden. Nach enttäuschenden Daten ist es um das einst als Blockbuster gehandelte Mittel aber still geworden. Die Analysten der HypoVereinsbank rechnen damit, dass das Projekt komplett eingestellt wird. Bisher hatte sich Bayer mit Aussagen zu den mit Schering erworbenen Projekten zurückgehalten.
Unklar ist bislang auch noch, wie es mit "Alfimeprase" weitergeht. Das neuartige Mittel zur Auflösung von Blutgerinnseln von Bayer und dem US-Unternehmen Nuvelo hatte in fortgeschrittenen Studien enttäuschende Ergebnisse geliefert. Neben Informationen über das Pharmasegment könnte Bayer am Dienstag zudem Auskunft über die strategischen Ziele für den Bereich der verschreibungsfreien Medikamente und den der Tiergesundheit geben.
Webseite: http://www.bayer.de
- Von Richard Breum, Dow Jones Newswires, +49 (0) 211 - 13872 15,
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