BERLIN (AP)--Nach zwei Jahren Planung und Baustelle ist es soweit: "Das neue Haus 'Die Linke' ist bezugsfertig", stellt Lothar Bisky als einer der Bauherren fest. Seine Linkspartei.PDS und die WASG verabschieden sich am Freitag auf ihren jeweils letzten Parteitagen und schließen sich am Samstag unter einem Dach förmlich zur neuen Partei Die Linke zusammen. Geführt von einer Doppelspitze aus Bisky und Oskar Lafontaine für die WASG will sie sich in Ost und West als wählbare Alternative links von den Sozialdemokraten präsentieren.
Schon jetzt bietet sich die gemeinsame Linke als Sammelbecken für all jene an, die der großen Koalition Sozial- und Demokratieabbau vorwerfen, denen Hartz IV und Rente mit 67, Lohndumping und Globalisierung, Geruchsproben und Bundeswehrsoldaten in Afghanistan ein Dorn im Auge sind. "Ein Signal an andere gesellschaftliche Kräfte" nennt Bisky die Parteigründung. "Eintritt frei!", lockt ein rot leuchtendes Großplakat am Karl-Liebknecht-Haus, der bisherigen PDS- und künftigen Linke-Zentrale in Berlin.
Gerade erst wechselten fünf Führungskräfte der niedersächsischen Jusos geschlossen zur Linkspartei. Über mögliche prominente Überläufer wird immer mal wieder spekuliert. Allerdings besteht die Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit ohnehin zum großen Teil aus Gewerkschaftern und enttäuschten Sozialdemokraten, allen voran der ehemalige SPD-Vorsitzende Lafontaine selbst. Seit' an Seit' mit Gregor Gysi führt er die Linksfraktion im Bundestag an und verpasst kaum eine Gelegenheit, gegen seine früheren Genossen zu sticheln und sie des Verrats an sozialdemokratischen Werten zu bezichtigen.
SPD-Granden wiederum sehen ihre große alte Traditionspartei verraten und sind so tief gekränkt darüber, dass Lafontaine ihnen den Vorsitz seinerzeit quasi über Nacht vor die Füße warf, dass sie bis heute seinen Namen nicht in den Mund nehmen mögen. "Der größte Populist, die größte Ich-AG in unserer Republik", sagt Vizekanzler Franz Müntefering über seinen ehemaligen Parteifreund. Der wiederum nennt Müntefering, der immerhin selbst einmal SPD-Chef war, "die Karikatur eines Sozialdemokraten".
Keine besonders guten Aussichten also derzeit für eine rot-rote Annäherung, wiewohl sich SPD-Linke wie Ottmar Schreiner eine Koalition auf Bundesebene in absehbarer Zeit durchaus vorstellen könnten. Lafontaine jedoch beäugt schon das letzte rot-rote Bündnis auf Landesebene in Berlin mit Argusaugen. Für eine Beteiligung an einer Bundesregierung stellt er Bedingungen wie Rücknahme von Renten- und Hartz-Reformen und Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan - de facto eine Rolle rückwärts der SPD in die Zeit vor Gerhard Schröder.
"Wir drücken die SPD nach links", ist sich WASG-Mitgründer Klaus Ernst sicher. "Die Parteienlandschaft wird sich bewegen", sagt auch Bisky voraus. Dabei will die Ost-Volkspartei sorgsam darauf achten, ihren alten Sprengel nicht um des neuen Horizonts willen zu vernachlässigen, und sich weiter um den Osten kümmern. "Wir werden an diesem Thema dranbleiben", beteuerte Fraktionschef Gregor Gysi.
Erst einmal dürfte die neue Linke mit sich selbst zu tun haben. Es gilt, zwei Parteien unterschiedlicher Herkunft, Tradition und Größe so unter einen Hut zu bringen, dass sich keiner untergebuttert fühlt.
So sind zu den Parteitagen von Linkspartei.PDS und WASG je 398 Delegierte geladen. Die Führungsgremien werden, zumindest für eine Übergangszeit von einem Jahr, paritätisch besetzt. Am Freitag bestimmt jede Partei ihre Kandidaten für den 44-köpfigen Vorstand, der dann am Samstag auf dem Gründungsparteitag von allen 796 Delegierten gewählt wird. Neben Bisky und Lafontaine als Vorsitzende soll es vier Stellvertreter geben. Linkspartei-Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch und Schatzmeister Karl Holluba sollen diese Ämter auch in der neuen Partei ausüben. Der Abgesang auf die PDS ist Sache ihres früheren Vorsitzenden Gregor Gysi: Am Ende des letzten PDS-Parteitags am Freitagabend spricht er das Schlusswort.
Webseite: www.sozialisten.de
DJG/kth
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Schon jetzt bietet sich die gemeinsame Linke als Sammelbecken für all jene an, die der großen Koalition Sozial- und Demokratieabbau vorwerfen, denen Hartz IV und Rente mit 67, Lohndumping und Globalisierung, Geruchsproben und Bundeswehrsoldaten in Afghanistan ein Dorn im Auge sind. "Ein Signal an andere gesellschaftliche Kräfte" nennt Bisky die Parteigründung. "Eintritt frei!", lockt ein rot leuchtendes Großplakat am Karl-Liebknecht-Haus, der bisherigen PDS- und künftigen Linke-Zentrale in Berlin.
Gerade erst wechselten fünf Führungskräfte der niedersächsischen Jusos geschlossen zur Linkspartei. Über mögliche prominente Überläufer wird immer mal wieder spekuliert. Allerdings besteht die Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit ohnehin zum großen Teil aus Gewerkschaftern und enttäuschten Sozialdemokraten, allen voran der ehemalige SPD-Vorsitzende Lafontaine selbst. Seit' an Seit' mit Gregor Gysi führt er die Linksfraktion im Bundestag an und verpasst kaum eine Gelegenheit, gegen seine früheren Genossen zu sticheln und sie des Verrats an sozialdemokratischen Werten zu bezichtigen.
SPD-Granden wiederum sehen ihre große alte Traditionspartei verraten und sind so tief gekränkt darüber, dass Lafontaine ihnen den Vorsitz seinerzeit quasi über Nacht vor die Füße warf, dass sie bis heute seinen Namen nicht in den Mund nehmen mögen. "Der größte Populist, die größte Ich-AG in unserer Republik", sagt Vizekanzler Franz Müntefering über seinen ehemaligen Parteifreund. Der wiederum nennt Müntefering, der immerhin selbst einmal SPD-Chef war, "die Karikatur eines Sozialdemokraten".
Keine besonders guten Aussichten also derzeit für eine rot-rote Annäherung, wiewohl sich SPD-Linke wie Ottmar Schreiner eine Koalition auf Bundesebene in absehbarer Zeit durchaus vorstellen könnten. Lafontaine jedoch beäugt schon das letzte rot-rote Bündnis auf Landesebene in Berlin mit Argusaugen. Für eine Beteiligung an einer Bundesregierung stellt er Bedingungen wie Rücknahme von Renten- und Hartz-Reformen und Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan - de facto eine Rolle rückwärts der SPD in die Zeit vor Gerhard Schröder.
"Wir drücken die SPD nach links", ist sich WASG-Mitgründer Klaus Ernst sicher. "Die Parteienlandschaft wird sich bewegen", sagt auch Bisky voraus. Dabei will die Ost-Volkspartei sorgsam darauf achten, ihren alten Sprengel nicht um des neuen Horizonts willen zu vernachlässigen, und sich weiter um den Osten kümmern. "Wir werden an diesem Thema dranbleiben", beteuerte Fraktionschef Gregor Gysi.
Erst einmal dürfte die neue Linke mit sich selbst zu tun haben. Es gilt, zwei Parteien unterschiedlicher Herkunft, Tradition und Größe so unter einen Hut zu bringen, dass sich keiner untergebuttert fühlt.
So sind zu den Parteitagen von Linkspartei.PDS und WASG je 398 Delegierte geladen. Die Führungsgremien werden, zumindest für eine Übergangszeit von einem Jahr, paritätisch besetzt. Am Freitag bestimmt jede Partei ihre Kandidaten für den 44-köpfigen Vorstand, der dann am Samstag auf dem Gründungsparteitag von allen 796 Delegierten gewählt wird. Neben Bisky und Lafontaine als Vorsitzende soll es vier Stellvertreter geben. Linkspartei-Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch und Schatzmeister Karl Holluba sollen diese Ämter auch in der neuen Partei ausüben. Der Abgesang auf die PDS ist Sache ihres früheren Vorsitzenden Gregor Gysi: Am Ende des letzten PDS-Parteitags am Freitagabend spricht er das Schlusswort.
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DJG/kth
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