
DJ Gewerkschaften kritisieren Entlassungen bei Sat.1
MÜNCHEN (AP)--Der Fernsehsender Sat.1 will nach Gewerkschaftsangaben mehrere Nachrichtensendungen einstellen und hunderte Beschäftigte entlassen. Der stellvertretende ver.di-Vorsitzende Frank Werneke sprach am Montag von 200 bis 300 gefährdeten Arbeitsplätzen und einem "medienpolitischen Skandal".
Werneke forderte die Medienaufsicht zum Einschreiten auf. Der Deutsche Journalisten-Verband verlangte vom ProSiebenSat.1-Konzern die Rücknahme der Entscheidung. Die ProSiebenSat.1 Media AG in München wollte auf Nachfrage von Dow Jones Newswires keine Stellungnahme zu dem Stellenabbau geben.
Laut ver.di sollen die Sendungen "Sat.1 am Mittag", die 18.30 Uhr-Nachrichten und "Sat.1 News - Die Nacht" sofort eingestellt werden. Der Deutsche Journalistenverband (DJV) teilte mit, der Redaktion von "Sat.1 am Mittag" sei am Montag mitgeteilt worden, dass sie heute die letzte Nachrichtensendung produziert habe.
DJV-Chef Michael Konken kritisierte dieses Vorgehen als maßlos überzogen. "So geht man nicht mit Kolleginnen und Kollegen um, die mit Engagement Nachrichtenjournalismus machen", sagte er.
Der Direktor der Landesanstalt für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz, Manfred Helmes, kritisierte, dass das Programm "baden geht", um die Renditeziele der Eigentümer zu erreichen. Er sagte der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Dienstagausgabe): "Wenn Sat.1 die Anforderungen an ein Vollprogramm nicht mehr erfüllt, müssen wir über die Konsequenzen nachdenken." So könnte beispielsweise die bislang vorrangige Einspeisung des Programms ins Kabelfernsehen wegfallen, sagte er. Seine Behörde hat die Rundfunklizenz für den Hauptsender Sat.1 erteilt und überwacht die Einhaltung der daran geknüpften Auflagen.
Die Finanzinvestoren KKR und Permira hatten im Juni ihren europäischen Fernsehkonzern SBS für 3,3 Mrd EUR an den Münchner ProSiebenSat.1-Konzern verkauft, an dem sie ebenfalls die Mehrheit halten. ProSiebenSat.1 hatte darauf Stellenstreichungen angekündigt.
Werneke kritisierte, diese "Heuschreckenlogik" blute den Sender aus und mache bis zu 300 Mitarbeiter in Berlin und München arbeitslos. Die Einstellung der Nachrichtensendungen degradiere die Sender zum reinen Abspielkanal. Deshalb müsse die Medienaufsicht prüfen, ob die Sender ihrem Programmauftrag noch nachkämen. Die Schuldenlast des profitablen Konzerns sei durch die SBS-Übernahme auf weit über 4 Mrd EUR gestiegen. Das sei "eine abenteuerliche Kalkulation auf Kosten der Beschäftigten", sagte der ver.di-Vizechef.
DJV-Chef Konken sagte, vor der Hauptversammlung von ProSiebenSat.1 am (morgigen) Dienstag sollten offenbar vollendete Tatsachen geschaffen werden. Er forderte den Sender auf, den Beschluss zurückzunehmen und die Informationssendungen in vollem Umfang zu erhalten.
Der ProSiebensat.1-Konzern rechnet nach der Übernahme von SBS mit rund 3,1 Mrd EUR Umsatz und einem Jahresgewinn von rund 700 Mio EUR. Aber der Konzern hat "seit sechs Monaten Schwierigkeiten mit der Quote von Sat.1", wie Vorstandsvorstandsvorsitzender Guillaume de Posch im Mai erklärt hatte.
Webseite: http://www.ProSiebenSat1.com/
DJG/jhe/nas
(END) Dow Jones Newswires
July 16, 2007 12:59 ET (16:59 GMT)
Copyright (c) 2007 Dow Jones & Company, Inc.