DJ KONJUNKTUR IM BLICK/Deutscher Produktionsmotor läuft weiter rund
FRANKFURT (Dow Jones)--Während die industrielle Dynamik im Euroraum in den vergangenen Monaten stetig abgenommen hat, erfreut sich der produzierende Sektor Deutschlands weiterhin hoher Wachstumsraten. Diese Woche dürfte neue Belege dieser vor allem von der Exportnachfrage getriebenen Stärke liefern, wenn das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) am Donnerstag und Freitag die Juli-Daten für Auftragseingang und Produktion im produzierenden Gewerbe berichtet.
Beobachter gehen davon aus, dass die Produktion nach dem unerwarteten Rückgang im Vormonat im Juli wieder gestiegen ist. Der von Dow Jones Newswires unter 22 Bankvolkswirten ermittelte Prognose-Median lässt einen monatlichen Output-Anstieg von 0,9% erwarten. Das wäre ein ordentlicher Start ins dritte Quartal, entsprechend einem Produktionszuwachs gegenüber dem Durchschnitt des zweiten Quartals von knapp 1,3%. Im zweiten Quartal hatte die Produktion gegenüber dem ersten Vierteljahr um nur 0,1% zugenommen. Im Jahresabstand würde sich im Juli ein Plus von 5% ergeben, was exakt dem im zweiten Quartal verzeichneten Durchschnittswert entspräche.
Eine ordentliche Produktionsentwicklung im dritten Quartal und damit ein entsprechender Wachstumsbeitrag zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) sind auch deshalb zu erwarten, weil die Schwäche im zweiten Quartal größtenteils eine Gegenreaktion auf das von Sondereinflüssen begünstigte erste Quartal war. Auch das BMWi hatte bei Vorlage der Juni-Zahlen die Einschätzung geäußert, dass "angesichts der ausgesprochen lebhaften Bestelltätigkeit" die Voraussetzungen für eine anhaltend hohe Grunddynamik gegeben seien.
Vor allem die Bestellungen aus dem Ausland haben sich in den vergangenen Monaten der Euro-Stärke zum Trotz gut entwickelt. Im zweiten Quartal stiegen sie gegenüber dem ersten Vierteljahr um 6,4%, während die Inlandsorders nur um 1,8% zunahmen. Sollten der deutsche Konsum in der zweiten Jahreshälfte (wie von vielen Beobachtern unterstellt) tatsächlich anziehen und die Weltwirtschaft unter dem Einfluss rückläufiger US-Wachstumsraten langsamer expandieren, würde sich dies auch in der Zusammensetzung des Auftragseingangs - Inlands- versus Auslandsorders - abzeichnen.
Dass die gesamten Bestellungen laut Prognose-Konsens im Juli um 2,7% gegenüber Juni gesunken sind, wird der deutschen Industrieproduktion vorerst keinen Abbruch tun. Ausweislich jüngster Bundesbank-Berechnungen ist das Auftragspolster des produzierenden Sektors im zweiten Quartal weiter gewachsen. Laut Order-Capacity-Index überstiegen die Auftragseingänge die Produktionskapazität um 13,7%, im ersten Quartal hatte dieser Wert 11,3% betragen. -Von Hans Bentzien, Dow Jones Newswires, +49 (0) 69/297 25-313,
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September 03, 2007 02:15 ET (06:15 GMT)
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