Der Chef des größten US-Finanzkonzerns
Citigroup
Zum Interims-Unternehmenschef wurde der in Deutschland geborene, derzeitige Vorsitzende des Europa-Geschäfts der Citigroup, Sir Win Bischoff, berufen. Der ehemalige US-Finanzminister Robert Rubin wurde zum neuen Vorsitzenden des Verwaltungsrates ernannt. Der scheidende, 57 Jahre alte Prince hatte auch dieses Amt inne. Eine Findungskommission soll die Suche nach einem dauerhaften Nachfolger übernehmen. In Frage kämen interne wie externe Kandidaten, sagte Rubin.
ZWEITER RÜCKTRITT INNERHALB VON ZWEI WOCHEN
Der vier Jahre lang amtierende Prince sagte der Mitteilung zufolge, angesichts des Ausmaßes der jüngsten Verluste im Geschäft mit Kreditpapieren sei für ihn der Rücktritt "der einzige ehrenhafte Weg". Citigroup hatte bereits vor wenigen Wochen rund 6 Milliarden Dollar abschreiben müssen - davon allein 2,2 Milliarden Dollar wegen Problemen durch die Kreditkrise. Damit summieren sich die Abschreibungen aus der Kreditkrise jetzt auf bis zu 17 Milliarden Dollar.
Experten hatten zwar weitere Bereinigungen erwartet - aber kaum
in diesem Ausmaß. Eine spezielle neue Abteilung soll sich künftig um
die problematischen Kreditpapier-Geschäfte kümmern, kündigte Rubin
an. Binnen weniger als einer Woche musste damit bereits der zweite
Chef einer amerikanischen Großbank wegen der Kreditmarkt-Turbulenzen
seinen Hut nehmen. Erst am vergangenen Dienstag war
Merrill-Lynch-Chef
SPEKULATIONEN ÜBER DAUERHAFTE NACHFOLGE
Der 66 Jahre alte Bischoff war zuvor Chef der Asset Management-Gesellschaft Schroders in London, bis sie von der Citigroup gekauft wurde. Bischoff solle im Amt bleiben, bis ein dauerhafter Nachfolger gefunden ist, hieß es. Der 68-jährige Rubin arbeitet seit 1999 in sehr hoher Position ebenfalls außerhalb des unmittelbaren Tagesgeschäfts für die Bank und gehörte bereits dem Verwaltungsrat an. Er gilt als enger Vertrauter von Prince. Laut "New York Times" wird sein Rückzug aus der Bank erwartet, sobald ein neue Führung gefunden sei.
Zu den heiß gehandelten Kandidaten für den dauerhaften Spitzenjob zählen der derzeit für das laufende Geschäft verantwortliche Top- Manager Robert Druskin (COO) und der für das Investment Banking zuständige Vikram Pandit, der erst vor gut einem halben Jahr von der Investmentbank Morgan Stanley zur Citigroup kam. Als externe Lösung im Gespräch ist der frühere Goldman Sachs-Präsident und heutige Chef des weltgrößten Börsenbetreibers NYSE Euronext, John Thain.
AKTIENKURS DEUTLICH IM MINUS
Citigroup hatte wegen der Kreditmarkt-Krise im dritten Quartal einen drastischen Gewinneinbruch um mehr als die Hälfte verbuchen müssen. Wie andere Großbanken weltweit nahm sie milliardenschwere Bereinigungen vor. Die US-Börsenaufsicht SEC prüft bereits bei Citigroup und anderen Banken, ob alle Risiken richtig eingeschätzt und bekanntgegeben wurden. Mit dem Abgang von Prince steht laut Bankexperten auch das Citigroup-Geschäftsmodell eines Allfinanz-Konzerns zur Debatte. Die Wall Street spekuliert bereits über eine mögliche Aufspaltung des Giganten.
Der Aktienkurs der Bank war allein vergangene Woche um rund zehn Prozent und seit Jahresbeginn um fast ein Drittel gefallen - auf zuletzt 37,73 Dollar. Der Druck von Aktionären und Analysten war daher immer größer geworden./fd/DP/zb
ISIN US1729671016 US5901881087
AXC0005 2007-11-05/06:06