Der dramatische Kurssturz an den Aktienmärkten und die US-Hypothekenkrise wird Deutschlands Wirtschaft nach Einschätzung des Düsseldorfer Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) erheblich stärker belasten, als es Politiker und Wirtschaftswissenschaftler bislang voraussagen. "Der Aufschwung ist vorbei", sagte der Direktor des (IMK), Gustav A. Horn, der "Berliner Zeitung" (Dienstag-Ausgabe).
Wegen der Krise an den Kapitalmärkten würden "dieses Jahr keine zusätzlichen Arbeitsplätze geschaffen, sondern eher welche wegfallen", prognostizierte Horn. Die Unternehmen in Deutschland dürften nun noch mehr Schwierigkeiten haben, Kredite von den Banken etwa für die Entwicklung neuer Produkte oder den Kauf von Maschinen zu erhalten, so Horn. "Firmen, deren Bonität tipptopp ist, dürfte das zwar kaum betreffen. Aber das Gros der Unternehmen, das nicht in diese Kategorie fällt, muss nun mit wachsendem Misstrauen bei den Banken kämpfen." Hinzu komme, dass der Kursrutsch auch den zweiten wichtigen Zugang zu frischem Kapital versperre: die Börse. "Kein Unternehmen wird es jetzt noch wagen, sich über die Ausgabe von Aktien Geld zu besorgen."
'BRENNENDE LUNTE'
Die Krise auf dem Markt für schlecht besicherte Hypothekendarlehen sei so etwas wie eine "brennende Lunte". Hinzu komme, dass sich Finanzmarktkrisen heute schneller in der realen Wirtschaft fortpflanzten. Die Firmen seien deshalb inzwischen "erheblich abhängiger sind von Entwicklungen an den Kapitalmärkten als noch vor einigen Jahren", erklärte Horn.
Nun müsse die Europäische Zentralbank (EZB) aktiv werden, mahnte der Konjunkturforscher an. "Die EZB muss versuchen, die Finanzmärkte unter Kontrolle zu halten. Günstig wäre es, wenn eine Zinssenkung angedeutet würde." Zudem gelte es, die Finanzmärkte zu stützen: "Die EZB sollte erneut den Banken Liquidität zuführen", riet er./js/wiz
AXC0041 2008-01-22/09:19