(Neu: Aussagen aus Presse- und Analystenkonferenz, Aktienkurs)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Bank
Der Vorstandschef bekräftigte seine "Vision", 2008 einen bereinigten Vorsteuergewinn von 8,4 Milliarden Euro zu erzielen nach 8,7 Milliarden Euro im abgelaufenen Jahr. Er sei sich bewusst, dass die Bestätigung dieses Ziels ein "mutiger Schritt" sei und werde auch dazu stehen, wenn es am Ende "nicht ganz reicht". Am Markt hatte es seit Tagen Befürchtungen gegeben, die Bank könne wegen der anhaltenden Krise ihre Erwartungen für das laufende Jahr zurücknehmen. Nun zeigten sich die Analysten positiv überrascht: Die Aktie legte zunächst deutlich zu, zuletzt lag sie in einem schwachen Markt noch leicht im Plus bei 75,20 Euro.
POSTBANK IM VISIER
"Wir werden alles unternehmen, um unsere Ziele zu erreichen", betonte Ackermann. Neben Wachstum aus eigener Kraft setzt er dabei weiter auf Zukäufe - und wirft ein Auge auf die Post-Tochter. "Wir haben immer gesagt, dass uns die Postbank interessieren würde. Wenn jemand uns ansprechen würde, wären wir gesprächsbereit. Das wäre auch für Deutschland eine sinnvolle Lösung." Gespräche gebe es allerdings noch nicht. Die Deutsche Bank war bereits einmal mit dem Versuch gescheitert, die Postbank vor deren Börsengang Mitte 2004 zu übernehmen.
Ackermann strotzte am Donnerstag vor Selbstbewusstsein. "Die Deutsche Bank kann, ohne überheblich zu sein, von sich behaupten, Vorreiter in Sachen Transparenz zu sein", rühmte er sich. Zahlreiche internationale Banken hatten zum Jahresende neue Milliardenbelastungen verbucht und zum Teil sogar rote Zahlen geschrieben. Die Deutsche Bank dagegen musste nur noch geringe Wertberichtigungen vornehmen: Nachdem das Institut bis Ende September wegen der Kreditkrise 2,3 Milliarden Euro abgeschrieben hatte, kamen im vierten Quartal kaum nennenswerte 44 Millionen Euro dazu.
NOCH KEIN ENDE DER KRISE IN SICHT
Allerdings glaubt der Deutsche-Bank-Chef noch nicht an ein Ende der Turbulenzen. Er gehe davon aus, dass die Subprime-Krise noch sechs bis neun Monate anhalten werde, sagte er im Interview mit "Bloomberg TV". Zudem befürchtet er eine weitere Schockwelle für die angespannten Märkte: Aktuelle Schwierigkeiten bei US-Kreditversicherern könnten für die Finanzmärkte zu einem "Tsunami" vergleichbar der Subprime-Krise werden. Er rechne allerdings nicht damit, dass die Deutsche Bank mit ihrem vergleichsweise geringen Engagement getroffen werde. Auf der anderen Seite verkenne er nicht, "dass die Probleme an den Kreditmärkten sich in den nächsten Monaten auch realwirtschaftlich deutlich bemerkbar machen werden".
Zu dem Rekordüberschuss von 6,5 Milliarden Euro trug maßgeblich ein gutes erstes Halbjahr 2007 bei. Im traditionell schwächeren vierten Quartal brach der Gewinn um 47 Prozent auf knapp eine Milliarden Euro ein. Zudem glich die Deutsche Bank Rückschläge im Kerngeschäft durch Beteiligungsverkäufe und Sondereffekte aus. So trennte sich das Institut etwa von Linde-Aktien. Im Investmentbanking - seit Jahren das Hauptstandbein des Konzerns - gab es dagegen kräftige Einbußen. In der Sparte CIB (Corporate and Investment Bank) sank der Vorsteuergewinn binnen Jahresfrist um 15 Prozent auf 5,1 Milliarden Euro.
UNVERÄNDERTES GESCHÄFTSMODELL
Doch Ackermann rechnet sich Chancen aus der Krise aus: Das Institut setze alles daran, Marktanteile im Investmentbanking, zu dem etwa Wertpapierhandel und die Beratung bei Übernahmen zählt, auszubauen. Ackermann stellte klar: "Unser Geschäftsmodell bleibt unverändert." Aber auch bei den Privatkunden legte die Bank 2007 zu: In der Sparte PBC (Private & Business Clients) wurden im vergangenen Jahr weltweit netto mehr als eine Million neue Kunden gewonnen. Für faule Kredite legte die Bank insgesamt 612 Millionen Euro zurück - etwa doppelt so viel wie im Vorjahr. Dies sei kein Zeichen für eine allgemein größere Ausfallgefahr, sondern auf Probleme mit einzelnen Kunden zurückzuführen, betonte Ackermann. Im juristischen Dauerstreit mit dem Medienunternehmer Leo Kirch hat die Bank keine Rückstellungen gebildet und plant derzeit auch keine.
In Zeiten der Finanzkrise baute die Deutsche Bank die Zahl ihrer Mitarbeiter weltweit weiter leicht aus: Die Zahl der Vollzeitstellen stieg auf 78.291. Trotz des Stellenaufbaus um fast 14 Prozent stiegen die Lohnkosten nur um 5 Prozent auf 13,1 Milliarden Euro - vor allem wegen deutlich geringerer Bonuszahlungen im dritten Quartal. Ihren Aktionären will die Bank für das Jahr 2007 eine Dividende von 4,50 Euro je Aktie ausschütten und damit 12,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Die ansteigende Ausschüttungspolitik solle weiter fortgesetzt werden./sb/jb/stb
ISIN DE0005140008
AXC0184 2008-02-07/17:39