Marktbericht vom Handel mit Anleihen
14. März 2008. Es ist eine unendliche Geschichte mit der US-Subprime-Krise und ein Ende nicht abzusehen. Klaus Stopp von der Baaderbank betitelt das Szenario mit: "Subprime-Krise - die nächste Stufe wurde gezündet!"
Zum Wochenauftakt ruht der Blick der Anleger sorgenvoll auf dem Markt für US-Hypothekenpapiere und dem aus dessen negativer Entwicklung resultierenden Abschreibungsbedarf. Geschockt wurden die Marktteilnehmer durch Gerüchte, wonach eine amerikanische Investment Bank Chapter 11, das heißt Insolvenz, anmelden müsse. "Obwohl diese Meldungen später dementiert wurden, blieb der Markt im Bann der Gerüchte", kommentiert Aleksandar Bakrac von Equinet die Vorgänge. "Aktien verloren rund um den Globus saftig; an der Spitze der Kursverlierer fanden sich die Titel von Finanzdienstleistern." Auch von eigentlich "sicheren" Produkten wie Staatsanleihen aus Europa und Covered Bonds hätte es nichts Positives zu melden gegeben. "Die Spreadausweitungen setzen sich fort und über das Thema ‚Liquidität' darf man als Anleger im Grunde überhaupt nicht mehr nachdenken. Es scheint, als etabliere sich Liquidität zunehmend als Fremdwort am Kapitalmarkt. Trübt sich die Stimmung ein, so schwindet auch die Liquidität."
Die US-amerikanische Zentralbank versuchte dem Liquiditätsengpass entgegen zu wirken. Mit den so genannten "Term Securities Lending Facility" schafft die Fed eine neu eröffnete Möglichkeit. Banken können sich bei der Zentralbank Geld nicht nur gegen Hinterlegung von Staatsanleihen, sondern auch gegen Hypothekenkredite als Sicherheit borgen. "Euphorie brach daraufhin an der Wall Street aus. Die arg gebeutelten Aktien großer Finanzdienstleister führten die Bewegung an, die den Dow Jones zum Schluss 416 Punkte höher auf 12.156 Zähler trieb", konnte Bakrac beobachten. Am Rentenmarkt hätte es eher lange Gesichter gegeben. Insbesondere die für Änderungen der Notenbankpolitik sehr anfälligen zweijährigen US-amerikanische Schatzbriefe hätten stark verloren.
Auch für die europäischen Rentenmärkte ging es nach unten. Hier drückt nicht nur die Maßnahme der Fed, sondern auch ein leicht erholter ZEW-Index sowie Äußerungen des Bundesbank Chefs Axel Weber, der Deutschland in einem konjunkturellen Aufwärtstrend und damit die Chancen für Zinssenkungen als minimal ansieht.
Zum Wochenschluss wendet sich das Blatt wieder. "Man kann wohl mit Blick auf die Entwicklung der Märkte feststellen, dass die Rentenhändler in der Beurteilung der durch die FED am Dienstag bekannt gegebenen Maßnahmen klarer sehen. Denn trotz des Kursfeuerwerks an den Aktienmärkten blieb der Bund Future gut unterstützt und demonstrierte damit, dass die Bereitstellung zusätzlicher Liquidität gegen Hinterlegung zweifelhafter Sicherheiten noch nicht das Nonplusultra in Sachen Bekämpfung der Subrime-Krise darstellt", fasst Bakrac zusammen. "Die Teilnehmer an den Rentenmärkten beurteilen die Lage weiterhin skeptisch und ich denke, sie haben Recht damit."
Verunsichernde Faktoren
Die Hiobsbotschaften aus Richtung der Hedge-Fonds reißen ebenso wenig ab wie Gerüchte, die immer neu aufkommen: Carlyle Capital droht der Kollaps, der Londoner Hedge-Fonds Peleton mit seinem Flagschiff-Fonds im Volumen von zwei Milliarden muss schließen und das Gerücht, dass die UBS ihr Porfolio an Altkrediten mit guter Bonität für 70 Prozent verkauft habe, wie Klaus Stopp schreibt, verunsichern die Märkte: "Viele Marktteilnehmer fragen sich nun, was sind denn erst andere Kredite wert und reichen die bisherigen Abschreibungen bei den Banken aus?"
Was am Ende übrig bleibt
Es sei eine weitere Woche der Krise, in der die Lage sich nicht gebessert, sondern verschlechtert habe und es bleibt uns nur die Hoffnung, resümiert Aleksandar Bakrac.
Durschlagender "Erfolg"
Die Finanzkrise an den Kapitalmärkten schlägt natürlich auf Unternehmensanleihen durch, die sensibel auf Zinsveränderungen und Ausfälle oder Ausfallgerüchte bei anderen Unternehmen reagieren. Ein Emittent, der in diesem Zusammenhang häufig auffällt, ist GMAC, die Finanzierungsgesellschaft von General Motors. Rainer Petz von Close Brother Seydler berichtet, dass z.B. die bis 2009 laufende und mit 4,75 Prozent verzinste GMAC-Anleihe (WKN A0DCTY) in den vergangenen sieben Tagen sechs Prozentpunkte abgeben musste. Die häufig gehandelte bis 2033 laufende General Motor-Anleihe (WKN 894451) habe dagegen "nur" drei Prozentpunkte verloren.
Strategische Veränderungen bei TUI
"Die Gerüchte über eine maßgebliche strategische Veränderungen bei der TUI AG verdichteten sich diese Woche", berichten die Skontroführer der Hellwig Wertpapierhandelsbank. So soll angeblich die Schifffahrtstochter Hapag Lloyd vom Konzern abgespalten werden. Daraus ergeben sich Fragestellungen im Hinblick auf die ausstehenden Anleihen. Das betrifft die TUI-Anleihen, die über eine so genannte Change-of-control-Klausel verfügen (WKNs TUAG05, TUAG03 und TUAG01) Diese greift, wenn ein Investor mehr als die Hälfte der TUI-Anteile übernimmt. Dann würden die Anleihen mit 101 Prozent zurückgezahlt. "Die Aktie hat bisher deutlich reagiert. Bei den Anleihen haben wir noch kaum Bewegung gesehen", beobachtet ein Skontroführer.
© 14. März 2008/Dorothee Liebing
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
AXC0140 2008-03-14/15:35