DJ FFN / Interview K+S. Börsenliebling! Aufstieg in den DAX?
Vom 31. März 2008 Frankfurter-Finance.de INTERVIEW K+S AG Der Aktienkurs des Düngemittel- und Salzherstellers K+S (DE0007162000, www.k-plus-s.com) hat sich entgegen dem aktuellen Börsentrend, insbesondere auch in den letzten Monaten, positiv entwickelt. Der Vorstandsvorsitzende Norbert Steiner des M-DAX-Unternehmens hat uns in einem persönlichen Gespräch exklusiv unter anderem erläutert, wie es um die Chancen steht, in den DAX aufzusteigen. Das Interview führten Jürgen Felger und Joachim Görbert für Frankfurter-Finance.de. BRANCHE Mittelfristig erwarten Sie ein Nachfragewachstum von rund 3 % - 5 % von Kali und Magnesium pro Jahr. Worauf basiert diese Prognose? Wir haben in den letzten Jahren eine deutlich ansteigende Nachfrage für Düngemittel erlebt. Es gibt hierfür hauptsächlich drei treibende Faktoren. Zum einen gibt es jedes Jahr rund 80 Millionen mehr Menschen auf der Erde. Die Bevölkerung wächst exponenziell. Zum zweiten erwarten wir in den nächsten wenigen Jahren eine neue Mittelschicht in Ländern wie beispielsweise China, mit veränderten Lebensgewohnheiten und erhöhten Ansprüchen. Diese Menschen erhöhen nun den Fleischanteil in ihrer Ernährung. Ein Kilogramm Rindfleisch wird mit bis zu acht Kilogramm Futtergetreide erzeugt. Drittens steigt die Bedeutung nachwachsender Rohstoffe für die Bioenergie-Erzeugung. Auf mittlere Sicht, sprich innerhalb der nächsten fünf Jahre, wird sich deshalb an der momentanen Knappheitssituation nichts ändern. Wir freuen uns natürlich. Beschreiben Sie bitte die Wachstumschancen in der Düngemittelherstellung durch die Angebots-/Nachfrage-Lücken in der Nahrungsmittelproduktion! Selbst wenn weltweit eine Rekordernte zu verzeichnen wäre, würden sich die Lagerbestände zwar wieder etwas erholen, aber im langfristigen Trend weiter auf einem sehr niedrigen Niveau verbleiben. Allein bei Weizen verzeichnen wir derzeit Tiefststände bei den Vorräten wie zuletzt vor 60 Jahren. Gerade in den letzten Monaten hat es einen Wettlauf um landwirtschaftliche Produkte gegeben, in dessen Folge manche Lebensmittel auch deutlich teurer wurden. Die eben genannten Nachfragebereiche konkurrieren gegenseitig um Mais, Weizen etc. und treiben die Preise. Die erforderliche höhere Agrarproduktion geht einher mit einem höheren Einsatz von Düngemitteln. Wodurch erklärt sich aber der Preisauftrieb von Nahrungsmitteln und Kali-Produkten insbesondere 2007 und perspektivisch 2008? Die Nachfrage und damit vor allem die Preise für die großen landwirtschaftlichen Produkte wie Mais, Weizen, Soja oder Raps sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. In Bezug auf unsere Kali- und Magnesiumdüngemittel haben wir uns in den vergangenen Jahren von einer Situation der Überkapazitäten hin zu einer nahezu vollständigen Auslastung der technisch verfügbaren Kapazitäten entwickelt. Dieses knappe Angebots-/Nachfrageverhältnis führte auch dazu, dass sich der Preis für Kali allein im vergangenen Jahr verdoppelt hat. Aber selbst nach dieser starken Preisentwicklung machen die Düngemittel insgesamt, also nicht nur Kali, sondern auch Stickstoff und Phosphat, nur rund 12-15 % der Kosten der Landwirtschaft aus, mit regionalen Unterschieden. Soweit wir dieses Jahr überblicken können, hat der Landwirt auch 2008 durch die ihm zufließenden höheren Erlöse genügend Anreize, Düngemittel zu den gegenwärtigen Preisen einzusetzen, um eine maximale Ernte zu ermöglichen.. Wie begegnet die Branche diesem Kapazitätsengpass? Alle Kaliproduzenten müssen sich sehr anstrengen, genügend Kali zur Verfügung stellen zu können. Die Branche hat in den Zeiten der Überkapazität nachvollziehbarerweise keine großen Ambitionen gehabt, weitere Kapazitäten hinzuzufügen. Sie ist jetzt dabei, mit kleineren Ergänzungen zusätzliche Mengen zu generieren. Das Bergbauunternehmen Rio Tinto entscheidet sich evtl. für ein neues Kali-Bergwerk in Argentinien. Die Vorlaufzeit beträgt typischerweise fünf bis sieben Jahre. Der Engpass wird also mittelfristig bleiben. K+S wird die Kapazitäten auch außerhalb der bestehenden Werke aufbauen müssen. Bis vor 6 Monaten hätte ich gesagt, notgedrungenerweise außerhalb von Deutschlands. Es gibt jedoch eventuell Möglichkeiten der Revitalisierung einer Lagerstätte in Rossleben, unmittelbar an der Landesgrenze zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt. Unabhängig davon sind wir weiter auf der Suche nach Kapazitätserweiterungen außerhalb Deutschlands. Wiegen steigende Energiepreise mehr auf der Kostenseite oder eventuell mehr auf der Einnahmeseite durch den geplanten verstärkten Einsatz von Bioenergie? Es ist uns möglich, Kostensteigerungen an unsere Abnehmer weiterzugeben und dabei sogar unsere Margen zu erhöhen. Bei den Landwirten ist es ähnlich. Sie können die Zusatzkosten ebenfalls weitergeben und erhöhte Margen erzielen. Wir wissen, dass Bioenergie als Alternative zu fossilen Brennstoffen subventioniert wird, wenn auch nicht weltweit. UNTERNEHMEN Wie stehen die Chancen um einen Aufstieg vom MDAX in den DAX? Wir sehen das ganz entspannt. Es wäre natürlich schön aufzusteigen. Bei den Kriterien für den Aufstieg in den DAX liegen wir sicherlich bei den M-DAX Unternehmen weit vorne. Mit unserer Börsenkapitalisierung und unserem Handelsumsatz werden wir bei den Beobachtern als möglicher Aspirant für den DAX gehandelt. Aber wir fühlen uns im M-DAX auch sehr wohl. Wir haben es nicht allein in der Hand und arbeiten natürlich daran, unseren Teil dazu beizutragen, den Unternehmenswert weiter zu steigern. Wie glücklich sind Sie mit Ihrer momentanen Portfolio-Struktur? Wie stehen die längerfristigen Wachstumschancen für die einzelnen Bereiche Düngemittel, Salz und ergänzende Geschäftsbereiche? Wir weisen zwischen den Geschäftsfeldern Kali und Salz deutliche Synergien auf. Die wird es auch zukünftig geben. Wir wollen in beiden Bereichen wachsen. Auch wenn jetzt der Geschäftsbereich Kali auf Grund von Preisentwicklungen davonzieht, werden wir an unserer Portfolio-Struktur festhalten. Wir hatten in den letzten zwei Jahren warme Winter, aber wir werden weiter auf den Bereich Salz setzen, weil wir davon überzeugt sind, auch im Salzgeschäft wieder auftragsstärkere Jahre zu haben. Der Erwerb des größten südamerikanischen Salzproduzenten SPL hilft uns da sehr. Wir sind gut aufgestellt. Bei Kali-, Magnesium- und Schwefelprodukten stoßen wir bei 8 Mio. Tonnen jährlich an unsere Kapazitätsgrenzen. Sie machen ein Drittel Ihres Umsatzes außerhalb Europas. Wie stehen die Wachstumschancen für K+S innerhalb und außerhalb Europas? Wir profitieren von der Nähe unserer Produktionsstätten zu unseren Kunden in Deutschland und Europa. Natürlich spielen dabei auch unsere gewachsenen guten Kundenbeziehungen eine Rolle, auch wenn vielleicht etwas höhere Margen auf den Weltmärkten locken könnten. Das Preisniveau in Euro rückgerechnet stellt sich ohnehin recht homogen dar. Wir müssen jedoch die Saisonalität auf der nördlichen Hemisphäre beachten. Auf der südlichen Hemisphäre sind wir deshalb in Brasilien vertreten, einem der größten Märkte für Düngemittel. In Asien nutzen wir verstärkt die mit Frachtkostenvorteilen verbundenen Container-Verschiffungen. Wenn neue Produktionskapazitäten außerhalb Deutschlands hinzukommen sollten, wird sich sicherlich auch der Umsatzanteil außerhalb Europas erhöhen. In der gegenwärtigen Struktur wird es bei etwa zwei Drittel Umsatz in Europa bleiben. Die K+S AG weist eine Eigenkapitalquote von inzwischen nur noch 31,4 % auf. Sehen Sie die in den letzten beiden Jahren wachsende Nettoverschuldung nur positiv? Aufgrund unseres operativen Erfolges und der guten Perspektiven für das laufende Jahr sind wir optimistisch, im Jahr 2008 wieder eine Erhöhung der Eigenkapitalquote zu erreichen. Dadurch werden wir eine gute Basis für unsere Wachstumsziele haben. Der Unterschied bei den Leitzinsen in den USA und im Euro-Land liegt bei mittlerweile 1,75 Prozentpunkten, Tendenz steigend. Wie langfristig sind Ihre Währungssicherungsgeschäfte angelegt? Wenn Sie die Prognosen der Banken betrachten, werden sie sehr unterschiedliche Meinungen über die zukünftige Dollarkursentwicklung erhalten. Wir haben einen Politikwechsel vorgenommen und sind jetzt gegen einen zu schwachen Dollar gut abgesichert. Für 2008 setzen wir Optionen ein, die einen worst case bei etwa 1,50 USD/EUR inklusive Kosten für uns festschreiben. Ein starker Dollar ist uns lieber. Unser Zeithorizont ist auf drei Jahre ausgelegt. Wir werden die Absicherung 2009 und 2010 fortsetzen. Alle unsere Konkurrenten arbeiten übrigens auch außerhalb der USA, mit dem Rubel oder dem Kanadischen Dollar, die sich gegenüber dem US-Dollar ähnlich entwickelt haben, wie der Euro. MANAGER Wie gehen Sie persönlich mit Situationen um, bei denen es scheinbar unvereinbare Standpunkte gibt? Zunächst versuche ich zu verstehen, was die andere Seite sagt und welche Wünsche an uns herangetragen werden. Ich lasse mich auf das Thema ein und höre die Argumente an. Ich gehe zunächst davon aus, dass es sich um valide Argumente handelt. Meine Aufgabe als Vorstandsvorsitzender sehe ich darin, das Unternehmen innerhalb der gesetzlichen Rahmenbedingungen erfolgreich zu leiten. Dabei agieren wir als Unternehmen ganz eindeutig in einem bestimmten
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Umfeld, in dem Themen der Bevölkerung, aber auch der Natur von Bedeutung sind. Ich versuche diese Interessen aufzunehmen, in einen Dialog zu treten und zu einem Ausgleich zu kommen. Deshalb ist unsere Unternehmenspolitik nicht puristisch Shareholder-Value, sondern Stakeholder orientiert. Was tun Sie persönlich, um zu viel Stress entgegen zu wirken. Zunächst muss man ein gutes Wertegerüst mitbringen. Auch eine gewisse Ausgeglichenheit ist unabdingbar. Ich versuche nicht jeden Stressfaktor an mich herankommen zu lassen und auch Zeiten für mich zu generieren, um wieder Kräfte zu sammeln. Natürlich nehme ich Gedanken und Überlegungen und zum Teil auch die Sorgen mit nach Hause. Schon auf dem Heimweg kann ich einiges davon abbauen. Und es warten Familie und Freunde. Das vollständige Interview befindet sich auf: http://www.frankfurterfinance.de/archiv/2008/03-2008-k-plus-s-interview.pdf _/\_IMPRESSUM Frankfurter-Finance.de Inhaber Diplom-Volkswirt Jürgen Felger Windeckstr. 23, 60314 Frankfurt =--------------------------------------------------- Dies ist eine Mitteilung von Frankfurter Finance Newsletter - FFN. Für den Inhalt ist ausschließlich Frankfurter Finance Newsletter - FFN verantwortlich.
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