(neu: mit DIHK-Umfrage)
BERLIN (dpa-AFX) - Viele Familienunternehmen fürchten negative Folgen der weltweiten Finanzkrise für ihre Geschäfte. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Verbands "Die Familienunternehmer" hervor. Rund 64 Prozent der rund 320 befragten Firmeninhaber rechnen damit, dass die durch Spekulationen mit US-Immobilienkrediten ausgelöste Krise doch noch auf die reale Wirtschaft in Deutschland überspringt.
"Das ist auch für die Gesamtkonjunktur besorgniserregend - denn Familienunternehmen sind das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Die Regierung muss jetzt unbedingt weitere Reformen vorantreiben, anstatt teure Wahlgeschenke zu verteilen. Sonst wird der Aufschwung abgewürgt", sagte Verbandspräsident Patrick Adenauer der Deutschen Presse-Agentur dpa.
DIHK-STUDIE OPTIMISTISCHER
Andere Mittelständler sind deutlich optimistischer. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sieht die meisten von ihnen von der internationalen Krise auf den Finanzmärkten weitgehend unberührt. "Eine aktuelle DIHK-Umfrage zeigt, dass fast 70 Prozent der Unternehmen von gleichbleibenden Kreditkonditionen in den letzten zwölf Monaten berichten - trotz Finanzmarktkrise und Basel II", sagte DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun dem Berliner "Tagesspiegel" (Montagausgabe). Die strengen Kriterien bei der Kreditvergabe durch die verschärften Eigenkapitalvorschriften für Banken ("Basel II") hätten noch zu keinen Engpässen auf breiter Front geführt.
Braun zufolge profitieren die mittelständischen Unternehmen indes nach wie vor vom Aufschwung. Das erste Quartal 2008 sei gut gelaufen, sagte der DIHK-Präsident. "Wir gehen davon aus, dass die Wirtschaft in diesem Zeitraum um mehr als einen halben Prozentpunkt gewachsen ist und damit besser, als viele geglaubt haben." Spätestens im dritten Quartal sei aber mit einer leichten konjunkturellen Abkühlung zu rechnen, weil die Nachfrage aus den USA dann vermutlich ausbleibe, sagte Braun. Dennoch rechne der DIHK für das Gesamtjahr weiterhin mit zwei Prozent Wachstum.
DZ BANK: AUFTRAGSBÜCHER VOLL
Auch eine Studie der DZ Bank kam kürzlich zu dem Schluss, dass die Konjunktur im Mittelstand ungeachtet der Turbulenzen an den Finanzmärkten gut sei. Die Auftragsbücher seien voll, die Gewinnsituation habe sich verbessert und jeder dritte Mittelständler wolle in den nächsten sechs Monaten Stellen schaffen.
Auch die Bankenverbände betonen seit Monaten, dass sich die Kreditbedingungen für mittelständische Betriebe bislang nicht verschlechtert hätten. Die führenden Wirtschaftsinstitute halten dies aber für möglich, sollte die Krise in den USA nicht eingedämmt werden können, hieß es in ihrem gerade veröffentlichten Frühjahrsgutachten./tb/DP/ck
AXC0035 2008-04-20/17:40