New York (BoerseGo.de) - Für die heutige Rallye an der Wall Street gibt es gleich drei Erklärungen (mindestens):
1. Das Gros der US-Einzelhändler - angeführt von dem Discount-Riese Wal-Mart- meldete Umsatzzuwächse (in Läden, die schon länger als ein Jahr geöffnet sind, also ohne Neueröffnungen) die merklich über den Erwartungen lagen. Branchenweit stiegen die Umsätze auf dieser Basis um 3% gegenüber dem Vorjahr, die Gesamtumsätze kletterten sogar um 9,1% - trotz Benzin- und Nahrungsmittelpreisexplosion. Vermutlich ist das auch den Steuerrückzahlungen zu verdanken, die viele US-Bürger als Teil des staatlichen Konjunkturstützungsprogramms erhielten.
2. Die Zahl der wöchentlichen Arbeitslosenmeldungen sank auf 357.000 (Vorwoche: 375.000, Konsenserwartung ebenfalls 375.000) und entfernte sich damit noch weiter von einem Rezessionsniveau (420.000 und mehr).
3. Eine neue Mega-Fusion - der Telekomriese Verizon übernimmt den Handydienstleister Alltel für 28,1 Milliarden Dollar - weckte die Erinnerung an das Übernahme-Karussell, das im vergangenen Jahr die damalige Rallye mit in Gang gehalten hatte.
Doppelte Attacke pariert
Die dadurch erzeugte Rallye war so stark und breit, dass die Indizes in der zweiten Börsenhälfte gleich eine doppelte Attacke mühelos wecksteckten: 1. Der Ölpreis beschleunigte plötzlich seinen zuvor schleichenden Anstieg und zog bis zum Schluss jäh um mehr als 5 Dollar an. 2. Die Ratingagentur S&P stufte die Ratings für die beiden Anleiheversicherer Ambac und Mbia herunter. Dadurch werden die für die Kreditmärkte immens wichtigen Garanten in ihrer Arbeit behindert.
Dennoch blieben die Märkte auf Kurs. Der Dow Jones Industrial Average gewann 1,73% auf 12.604 Punkte, der S&P 500 kletterte 1,95% auf 1.404 Punkte und der technologielastige Nasdaq Composite Index avancierte 1,87% auf 2.549 Punkte.
Dow Jones Average: Gewinner der Flaute
Von den 30 Blue Chips des Dow schnitten 27 im grünen Bereich ab. Der König des Dow war Verizon Communications mit plus 5,35% auf 38,96 Dollar. Anscheinend beflügelte die Nachricht, dass der Telekomdienstleister (Festnetz und mobil) jetzt den Handy-Dienstleister Alltel Corp. kauft und mit seiner Handytochter Verizon Wireless fusioniert. Verizon Wireless gehört zu 55% zu Verizon Communications, der Rest gehört der britischen Vodafone Group. Alltel (bislang im Besitz der Finanzinvestoren TPG Capital und GS Capital Partners, eine Tochter von Goldman Sachs) soll 28,1 Milliarden Dollar kosten. Durch die Firmenehe entsteht der größte Handy-Dienstleister der Welt. Die beiden Energieriesen profitierten von der neuen Ölpreisexplosion: Exxon Mobil plus 4,15% auf 89,31 Dollar und Chevron plus 4,11% auf 99,99 Dollar.
American Express gewann 3,92% auf 47,43 Dollar. Der Kreditkartenmulti hatte bereits gestern seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr bekräftigt. Wal-Mart avancierte 3,68% auf 59,80 Dollar. Der Discount-Goliath (Jahresumsatz rund 400 Milliarden Dollar) meldete für den Mai (in Läden, die schon länger als ein Jahr geöffnet sind, also ohne Neueröffnungen) einen Umsatzanstieg um 3,9%, erwartet wurde nur eine Verbesserung um 1,7%. Wal-Mart ist bislang der beste Dow-Titel des Jahres und scheint dank seiner aggressiven Preise der Gewinner der Flaute zu werden (weil er den Rivalen die Kunden abspenstig macht).
Bei den beiden Verlierern gab es nur Bagatellschäden: Boeing bröckelte 0,91% auf 77,31 Dollar und der Pharamkonzern Pfizer gab 0,69% auf 18,67 Dollar ab. Die Bank of America stagnierte bei 31,99 Dollar.
S&P 500: Wer zu spät kommt.....
Der breiter aufgestellte S&P 500 wurde vor allem von Finanz-, Einzelhandels- und Stahlpapieren nach Norden gezogen. Die Überraschung des Tages lieferten wohl die Aktien von Ambac und Mbia. Was lange befürchtet wurde, trat heute ein. Die Ratingagentur Standard & Poor`s kappte die Ratings der beiden Anleiheversicherergiganten Ambac und Mbia jeweils von AAA auf AA. Beide Papier gerieten zwar ins Rutschen, aber nur vorübergehend und fanden schnell wieder ins Plus zurück. Per Saldo gewann Ambac 5,22% auf 2,62 Dollar (zeitweise minus 8%) und Mbia stieg 7,28% auf 6,04 Dollar (zeitweise minus 6%). Offensichtlich kam S&P mit seiner Rückstufung wieder mal zu spät.
Lehman Brothers krabbelten wieder aus dem tiefen Kursloch in das sie zum Wochenanfang gefallen waren. Die Deutsche Bank empfahl die Investmentbank zum Kauf. Die schlimmsten Szenarien seien inzwischen bereits im gedrückten Aktienkurs eingepreist, hieß es dort. Fazit: Lehman Brothers stiegen 7,80% auf 33,85 Dollar. Deutliche Gewinne gab es auch bei den großen Hypothekenbanken: Fannie Mae plus 4,87% auf 27,59 Dollar und Freddie Mac plus 5,95% auf 25,29 Dollar.
Costco avancierte 3,80% auf 73,50 Dollar Der Warenhausbetreiber auf Mitgliedsbasis meldete für den Mai (in Läden, die schon länger als ein Jahr geöffnet sind, also ohne Neueröffnungen) einen Umsatzanstieg um 9,0%. Nordstrom verbesserte sich 1,22% auf 35,72 Dollar. Der Dienstleister meldet für den Mai (in Läden, die schon länger als ein Jahr geöffnet sind, also ohne Neueröffnungen) einen Umsatzsprung von 10,9% gegenüber Vorjahr.
Nucor gewann 8,63% auf 80,54 Dollar. Die US-Stahlschmelze hob heute ihre Prognose für das laufende 2. Quartal an. Der Stahlkocher stellt jetzt je Aktie einen Gewinn in der Spanne von 1,75 Dollar bis 1,80 Dollar in Aussicht (vorher: 1,55 Dollar bis 1,60 Dollar, Vorjahr: 1,14 Dollar). Der Metallverarbeiter genießt vor allem eine starke Auslandsnachfrage dank der brummenden Weltkonjunktur. Das beflügelte auch den Rivalen United States Steel, der 5,73% auf 183,15 Dollar zulegte.
Starken Aufwind gab es heute für die Airlines -trotz erneuter Ölpreisexplosion. Continental Airlines kletterte 4,83% auf 15,20 Dollar. Die Texaner reagierten auf die existenzgefährdenden Spritkosten und wollen ihre Kapazitäten um 11% kürzen und streichen 3.000 Jobs, das sind 6,5% der Belegschaft. Bis Ende kommenden Jahres sollen 67 Flugmaschinen eingemottet werden. Darauf reagierte wiederum die Credit Suisse und wertete den Airline-Titel von „Underperform“ auf „Outperform“ auf. Die Kapazitätskürzung sei positiv für die langfristige Profitabilität der Branche. UAL, Betreiber der United Airlines, sprang 10,61% auf 10,11 Dollar. Lehman Brothers hob die Luftfahrtholding - wegen den verringerten Kapazitäten in der Branche - von „Gleichgewichten“ auf „Übergewichten“ an, senkte aber das Kursziel von 16 Dollar auf 14.50 Dollar. Northwest Airlines, ebenfalls bei Lehman Brothers von „Gleichgewichten“ auf „Übergewichten“ befördert, hüpfte 14,98% auf 8,06 Dollar.
Brown-Forman wurde 8,87% teurer und schloss auf 78,94 Dollar. Der Spirituosenhersteller (Jack Daniel's Tennessee Whiskey, Finlandia Vodka) meldete einen Gewinnsprung um 48%.
Katzenjammer bei den Nahrungsmittelproduzenten
Del Monte Foods Company brach dagegen 11,89% auf 7,78 Dollar ein. Der Nahrungsmittelhersteller (Dosenprodukte und Tierfutter) gab eine düstere Prognose für das kommende Jahr ab. Die Kalifornier dampften ihre Gewinnprognose für das Geschäftsjahr 2009 auf 58 Cents bis bis 62 Cents je Aktie ein (Konsens: 74 Cents, Geschäftsjahr 2008: 66 Cents). Die Umsätze sollten in der Spanne zwischen 5 und 7% wachsen. Del Monte Foods macht für den erwarteten Gewinneinbruch die Beschleunigung der Kosten für Vorprodukte (etwa Fisch) und Energie verantwortlich. Smithfield plumpste 6,14% auf Dollar. Der größte Schweinefleischvermarkter der Welt meldete heute enttäuschende Quartalszahlen und in deren Rahmen einen scharfen Gewinneinbruch. Je Aktie verdiente der Lebensmittelkonzern nur 2 Cents (Vorjahr: 33 Cents). Das sind außerdem 3 Cents weniger als der von Reuters ermittelte Konsens in Aussicht gestellt hatte. Die Umsätze stiegen auf 2,87 Milliarden Dollar (Vorjahr: 2,39 Milliarden Dollar). Smithfield begründete den scharfen Gewinneinbruch vor allem mit den enorm gestiegenen Futterkosten (Soja und dergleichen). First Horizon sank 2,20% auf 9,80 Dollar. Damit radierte die Bankholding den gestrigen Kursanstieg - wegen des Verkaufs des Hypothekengeschäfts - wieder aus.
Nasdaq: Warten auf das UMTS iPHone
Da die Nasdaq sehr konjunktursensibel ist, reagierte sie - von einigen Ausnahem abgesehen - auf die heutigen guten Nachrichten mit deutlichen Gewinnen. Der Philadelphia Semiconductor Sector Index, der 19 Halbleiter-Titel erfasst, verbesserte sich 1,05 % auf 417,53 Punkte. Advanced Micro Devices (AMD) sprang 8,21% auf 7,78 Dollar. Der Halbleiterkonzern setzt seine gestrige Rallye fort, ausgelöst durch die Vorstellung neuer Chips für Laptops. Nvidia avancierte 2,52% auf 24,85 Punkte. Goldman Sachs hob den Chip-Titel von „Neutral“ auf „Kaufen“ mit einem Kursziel von 30 Dollar. Die Bank glaubt, dass sich Nvidia zunehmend besser gegen seine Rivalen behaupten kann.
Apple gewann 2,29% auf 189,43 Dollar. Dort regte der am kommenden Montag fällige Investorentag die Fantasie an. Beobachter rechnen mit der Vorstellung des neuen iPhones auf UMTS-Basis. Der Smartphone-Rivale Research in Motion, Hersteller des BlackBerry, avancierte 0,97% auf 135,59 Dollar.
Ciena rutschte 7,85% auf 28,07 Dollar. Der Netzwerkausrüster meldete zwar heute im Rahmen seiner Quartalszahlen mehr Gewinn als erwartet, der zuständige Telkom-Analyst von Standard & Poor´s stufte den Technologie-Titel dennoch von „Kaufen“ auf „Halten“ zurück. Begründung: Hohe Ausgaben bremsten die Expansion der Gewinnmargen. Adobe Systems bröckelte 0,81% auf 43,89 Dollar. Der Broker Cowen & Co. degradierte den Softwarekonzern (Photoshop, Flash) heute von „Outperform“ auf „Neutral“. Die Aktie sei inzwischen „fair bewertet“, hieß es zur Begründung. Außerdem glaube man, dass die Wachstumsrate der Software-Designers im unteren Bereich zweistelliger prozentualer Wachstumsraten (also bei gut 10%) bleibt. Skeptisch äußert sich Cowen vor allem zu Creative Suites 4, der nächsten Generation des beliebten Software-Pakets (das auch Photoshop und Illustrator enthält). Dort seien einige der Wachstumstreiber von Creative Suites 3 nicht verfügbar. Es dauere Jahre bis die neuen Adobe-Angebote sich zu wirkungsvollen Umsatztreibern entwickeln. VeriSign gab 2,70% auf 41,08 Dollar ab. JP Morgan wertete den Spezialisten für Sicherheitssoftware von „Übergewichten“ auf „Neutral“ ab.
Internet: Immune Suchmaschinen
Mit Ausnahme von Yahoo wurden auch die Flaggschiffe des Internets von der Konjunkturaufhellung beschwingt.Yahoo verlor 1,82% auf 26,36 Dollar. Obwohl der aktivistische Investor Carl Icahn anscheinend weiterhin davon träumt, dass der Portalbetreiber von Microsoft übernommen wird, nahmen heute zahlreiche Spieler Geld vom Tisch. Es scheint ihnen zu dämmern, dass aus der Übernahme, auf die sie ihr Geld gesetzt haben, wohl nichts wird. Microsoft-CEO Steve Ballmer hat den Versuch schon längst abgebrochen und ein neues Übernahme-Interesse mehrfach dementiert. Google gewann 2,46% auf 586,30 Dollar. Die Citigroup wies darauf hin, dass die Einnahmen der Suchmaschinen bislang von der Konjunkturverlangsammung nicht berührt wurden. Das spräche für Google, weil der Riese seine Marktanteile laufend ausbaut. Baidu.com, Chinas Marktführer bei den Suchmaschinen, kletterte 5,02% auf 361,81Dollar. Dort meldete der Fonds Mirae Asset Global Investments aus Hongkong in einer Pflichtmitteilung eine Beteiligung in Höhe von 5% des Aktienkapitals.
Amazon.com avancierte 3,69% auf 84,51 Dollar. Der E-Commerce-Pionier profiterte von den guten Arbeitsmarkt- und Einzelhandelsdaten, die auch die Fantasie für sein Geschäft anregten. Ebay verbesserte sich 0,57% auf 30,06 Dollar,
Energie: Trichet-Äußerungen lösten Öl-Preissprung aus
Jean-Claude Trichet hatte heute wieder mal eine Kettenreaktion ausgelöst. An deren Ende stand ein kräftiger Preissprung beim Öl. Der Präsident der Europäischen Zentralbank hatte heute wieder - wegen der „wachsenden Inflationsgefahr“ - mit dem Säbel gerüttelt und eine Anhebung des Notenbankzinssatzes angedroht. Das entzündete sofort wieder die Eurospekulation. Wegen der möglichen Zinsanhebung wurden Euro gekauft - zu Lasten des Dollars. Der steigende Euro, der gleichbedeutend ist mit einem Rutsch des Dollars, löste wieder die gewohnten Ölkäufe aus, da sich der Energieträger in der Regel gegenläufig zum Dollar bewegt. Der Crude-Kontrakt für Juli sprang 5,49 Dollar, also 4,5%, auf 127,79 Dollar. Das ist zwar kontraproduktiv, weil damit die Gefahren erzeugt wurden, die vermieden werden sollen. Aber von einem hochrangigen EU-Beamten ist ein Ausflug in die Niederungen der ökonomischen Zusammenhänge kaum zu erwarten.
Gold: Vergebliche Schützenhilfe
Das Gold konnte heute weder von der neuen Euro-Stärke noch von der jüngsten Spekulationswelle beim Öl profitieren und setzte seine Talfahrt fort. Der Gold-Kontrakt für August fiel heute um 8,30 Dollar auf 875,50 Dollar je Unze. Anscheinend ist der Goldpreis ausgereizt.
1. Das Gros der US-Einzelhändler - angeführt von dem Discount-Riese Wal-Mart- meldete Umsatzzuwächse (in Läden, die schon länger als ein Jahr geöffnet sind, also ohne Neueröffnungen) die merklich über den Erwartungen lagen. Branchenweit stiegen die Umsätze auf dieser Basis um 3% gegenüber dem Vorjahr, die Gesamtumsätze kletterten sogar um 9,1% - trotz Benzin- und Nahrungsmittelpreisexplosion. Vermutlich ist das auch den Steuerrückzahlungen zu verdanken, die viele US-Bürger als Teil des staatlichen Konjunkturstützungsprogramms erhielten.
2. Die Zahl der wöchentlichen Arbeitslosenmeldungen sank auf 357.000 (Vorwoche: 375.000, Konsenserwartung ebenfalls 375.000) und entfernte sich damit noch weiter von einem Rezessionsniveau (420.000 und mehr).
3. Eine neue Mega-Fusion - der Telekomriese Verizon übernimmt den Handydienstleister Alltel für 28,1 Milliarden Dollar - weckte die Erinnerung an das Übernahme-Karussell, das im vergangenen Jahr die damalige Rallye mit in Gang gehalten hatte.
Doppelte Attacke pariert
Die dadurch erzeugte Rallye war so stark und breit, dass die Indizes in der zweiten Börsenhälfte gleich eine doppelte Attacke mühelos wecksteckten: 1. Der Ölpreis beschleunigte plötzlich seinen zuvor schleichenden Anstieg und zog bis zum Schluss jäh um mehr als 5 Dollar an. 2. Die Ratingagentur S&P stufte die Ratings für die beiden Anleiheversicherer Ambac und Mbia herunter. Dadurch werden die für die Kreditmärkte immens wichtigen Garanten in ihrer Arbeit behindert.
Dennoch blieben die Märkte auf Kurs. Der Dow Jones Industrial Average gewann 1,73% auf 12.604 Punkte, der S&P 500 kletterte 1,95% auf 1.404 Punkte und der technologielastige Nasdaq Composite Index avancierte 1,87% auf 2.549 Punkte.
Dow Jones Average: Gewinner der Flaute
Von den 30 Blue Chips des Dow schnitten 27 im grünen Bereich ab. Der König des Dow war Verizon Communications mit plus 5,35% auf 38,96 Dollar. Anscheinend beflügelte die Nachricht, dass der Telekomdienstleister (Festnetz und mobil) jetzt den Handy-Dienstleister Alltel Corp. kauft und mit seiner Handytochter Verizon Wireless fusioniert. Verizon Wireless gehört zu 55% zu Verizon Communications, der Rest gehört der britischen Vodafone Group. Alltel (bislang im Besitz der Finanzinvestoren TPG Capital und GS Capital Partners, eine Tochter von Goldman Sachs) soll 28,1 Milliarden Dollar kosten. Durch die Firmenehe entsteht der größte Handy-Dienstleister der Welt. Die beiden Energieriesen profitierten von der neuen Ölpreisexplosion: Exxon Mobil plus 4,15% auf 89,31 Dollar und Chevron plus 4,11% auf 99,99 Dollar.
American Express gewann 3,92% auf 47,43 Dollar. Der Kreditkartenmulti hatte bereits gestern seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr bekräftigt. Wal-Mart avancierte 3,68% auf 59,80 Dollar. Der Discount-Goliath (Jahresumsatz rund 400 Milliarden Dollar) meldete für den Mai (in Läden, die schon länger als ein Jahr geöffnet sind, also ohne Neueröffnungen) einen Umsatzanstieg um 3,9%, erwartet wurde nur eine Verbesserung um 1,7%. Wal-Mart ist bislang der beste Dow-Titel des Jahres und scheint dank seiner aggressiven Preise der Gewinner der Flaute zu werden (weil er den Rivalen die Kunden abspenstig macht).
Bei den beiden Verlierern gab es nur Bagatellschäden: Boeing bröckelte 0,91% auf 77,31 Dollar und der Pharamkonzern Pfizer gab 0,69% auf 18,67 Dollar ab. Die Bank of America stagnierte bei 31,99 Dollar.
S&P 500: Wer zu spät kommt.....
Der breiter aufgestellte S&P 500 wurde vor allem von Finanz-, Einzelhandels- und Stahlpapieren nach Norden gezogen. Die Überraschung des Tages lieferten wohl die Aktien von Ambac und Mbia. Was lange befürchtet wurde, trat heute ein. Die Ratingagentur Standard & Poor`s kappte die Ratings der beiden Anleiheversicherergiganten Ambac und Mbia jeweils von AAA auf AA. Beide Papier gerieten zwar ins Rutschen, aber nur vorübergehend und fanden schnell wieder ins Plus zurück. Per Saldo gewann Ambac 5,22% auf 2,62 Dollar (zeitweise minus 8%) und Mbia stieg 7,28% auf 6,04 Dollar (zeitweise minus 6%). Offensichtlich kam S&P mit seiner Rückstufung wieder mal zu spät.
Lehman Brothers krabbelten wieder aus dem tiefen Kursloch in das sie zum Wochenanfang gefallen waren. Die Deutsche Bank empfahl die Investmentbank zum Kauf. Die schlimmsten Szenarien seien inzwischen bereits im gedrückten Aktienkurs eingepreist, hieß es dort. Fazit: Lehman Brothers stiegen 7,80% auf 33,85 Dollar. Deutliche Gewinne gab es auch bei den großen Hypothekenbanken: Fannie Mae plus 4,87% auf 27,59 Dollar und Freddie Mac plus 5,95% auf 25,29 Dollar.
Costco avancierte 3,80% auf 73,50 Dollar Der Warenhausbetreiber auf Mitgliedsbasis meldete für den Mai (in Läden, die schon länger als ein Jahr geöffnet sind, also ohne Neueröffnungen) einen Umsatzanstieg um 9,0%. Nordstrom verbesserte sich 1,22% auf 35,72 Dollar. Der Dienstleister meldet für den Mai (in Läden, die schon länger als ein Jahr geöffnet sind, also ohne Neueröffnungen) einen Umsatzsprung von 10,9% gegenüber Vorjahr.
Nucor gewann 8,63% auf 80,54 Dollar. Die US-Stahlschmelze hob heute ihre Prognose für das laufende 2. Quartal an. Der Stahlkocher stellt jetzt je Aktie einen Gewinn in der Spanne von 1,75 Dollar bis 1,80 Dollar in Aussicht (vorher: 1,55 Dollar bis 1,60 Dollar, Vorjahr: 1,14 Dollar). Der Metallverarbeiter genießt vor allem eine starke Auslandsnachfrage dank der brummenden Weltkonjunktur. Das beflügelte auch den Rivalen United States Steel, der 5,73% auf 183,15 Dollar zulegte.
Starken Aufwind gab es heute für die Airlines -trotz erneuter Ölpreisexplosion. Continental Airlines kletterte 4,83% auf 15,20 Dollar. Die Texaner reagierten auf die existenzgefährdenden Spritkosten und wollen ihre Kapazitäten um 11% kürzen und streichen 3.000 Jobs, das sind 6,5% der Belegschaft. Bis Ende kommenden Jahres sollen 67 Flugmaschinen eingemottet werden. Darauf reagierte wiederum die Credit Suisse und wertete den Airline-Titel von „Underperform“ auf „Outperform“ auf. Die Kapazitätskürzung sei positiv für die langfristige Profitabilität der Branche. UAL, Betreiber der United Airlines, sprang 10,61% auf 10,11 Dollar. Lehman Brothers hob die Luftfahrtholding - wegen den verringerten Kapazitäten in der Branche - von „Gleichgewichten“ auf „Übergewichten“ an, senkte aber das Kursziel von 16 Dollar auf 14.50 Dollar. Northwest Airlines, ebenfalls bei Lehman Brothers von „Gleichgewichten“ auf „Übergewichten“ befördert, hüpfte 14,98% auf 8,06 Dollar.
Brown-Forman wurde 8,87% teurer und schloss auf 78,94 Dollar. Der Spirituosenhersteller (Jack Daniel's Tennessee Whiskey, Finlandia Vodka) meldete einen Gewinnsprung um 48%.
Katzenjammer bei den Nahrungsmittelproduzenten
Del Monte Foods Company brach dagegen 11,89% auf 7,78 Dollar ein. Der Nahrungsmittelhersteller (Dosenprodukte und Tierfutter) gab eine düstere Prognose für das kommende Jahr ab. Die Kalifornier dampften ihre Gewinnprognose für das Geschäftsjahr 2009 auf 58 Cents bis bis 62 Cents je Aktie ein (Konsens: 74 Cents, Geschäftsjahr 2008: 66 Cents). Die Umsätze sollten in der Spanne zwischen 5 und 7% wachsen. Del Monte Foods macht für den erwarteten Gewinneinbruch die Beschleunigung der Kosten für Vorprodukte (etwa Fisch) und Energie verantwortlich. Smithfield plumpste 6,14% auf Dollar. Der größte Schweinefleischvermarkter der Welt meldete heute enttäuschende Quartalszahlen und in deren Rahmen einen scharfen Gewinneinbruch. Je Aktie verdiente der Lebensmittelkonzern nur 2 Cents (Vorjahr: 33 Cents). Das sind außerdem 3 Cents weniger als der von Reuters ermittelte Konsens in Aussicht gestellt hatte. Die Umsätze stiegen auf 2,87 Milliarden Dollar (Vorjahr: 2,39 Milliarden Dollar). Smithfield begründete den scharfen Gewinneinbruch vor allem mit den enorm gestiegenen Futterkosten (Soja und dergleichen). First Horizon sank 2,20% auf 9,80 Dollar. Damit radierte die Bankholding den gestrigen Kursanstieg - wegen des Verkaufs des Hypothekengeschäfts - wieder aus.
Nasdaq: Warten auf das UMTS iPHone
Da die Nasdaq sehr konjunktursensibel ist, reagierte sie - von einigen Ausnahem abgesehen - auf die heutigen guten Nachrichten mit deutlichen Gewinnen. Der Philadelphia Semiconductor Sector Index, der 19 Halbleiter-Titel erfasst, verbesserte sich 1,05 % auf 417,53 Punkte. Advanced Micro Devices (AMD) sprang 8,21% auf 7,78 Dollar. Der Halbleiterkonzern setzt seine gestrige Rallye fort, ausgelöst durch die Vorstellung neuer Chips für Laptops. Nvidia avancierte 2,52% auf 24,85 Punkte. Goldman Sachs hob den Chip-Titel von „Neutral“ auf „Kaufen“ mit einem Kursziel von 30 Dollar. Die Bank glaubt, dass sich Nvidia zunehmend besser gegen seine Rivalen behaupten kann.
Apple gewann 2,29% auf 189,43 Dollar. Dort regte der am kommenden Montag fällige Investorentag die Fantasie an. Beobachter rechnen mit der Vorstellung des neuen iPhones auf UMTS-Basis. Der Smartphone-Rivale Research in Motion, Hersteller des BlackBerry, avancierte 0,97% auf 135,59 Dollar.
Ciena rutschte 7,85% auf 28,07 Dollar. Der Netzwerkausrüster meldete zwar heute im Rahmen seiner Quartalszahlen mehr Gewinn als erwartet, der zuständige Telkom-Analyst von Standard & Poor´s stufte den Technologie-Titel dennoch von „Kaufen“ auf „Halten“ zurück. Begründung: Hohe Ausgaben bremsten die Expansion der Gewinnmargen. Adobe Systems bröckelte 0,81% auf 43,89 Dollar. Der Broker Cowen & Co. degradierte den Softwarekonzern (Photoshop, Flash) heute von „Outperform“ auf „Neutral“. Die Aktie sei inzwischen „fair bewertet“, hieß es zur Begründung. Außerdem glaube man, dass die Wachstumsrate der Software-Designers im unteren Bereich zweistelliger prozentualer Wachstumsraten (also bei gut 10%) bleibt. Skeptisch äußert sich Cowen vor allem zu Creative Suites 4, der nächsten Generation des beliebten Software-Pakets (das auch Photoshop und Illustrator enthält). Dort seien einige der Wachstumstreiber von Creative Suites 3 nicht verfügbar. Es dauere Jahre bis die neuen Adobe-Angebote sich zu wirkungsvollen Umsatztreibern entwickeln. VeriSign gab 2,70% auf 41,08 Dollar ab. JP Morgan wertete den Spezialisten für Sicherheitssoftware von „Übergewichten“ auf „Neutral“ ab.
Internet: Immune Suchmaschinen
Mit Ausnahme von Yahoo wurden auch die Flaggschiffe des Internets von der Konjunkturaufhellung beschwingt.Yahoo verlor 1,82% auf 26,36 Dollar. Obwohl der aktivistische Investor Carl Icahn anscheinend weiterhin davon träumt, dass der Portalbetreiber von Microsoft übernommen wird, nahmen heute zahlreiche Spieler Geld vom Tisch. Es scheint ihnen zu dämmern, dass aus der Übernahme, auf die sie ihr Geld gesetzt haben, wohl nichts wird. Microsoft-CEO Steve Ballmer hat den Versuch schon längst abgebrochen und ein neues Übernahme-Interesse mehrfach dementiert. Google gewann 2,46% auf 586,30 Dollar. Die Citigroup wies darauf hin, dass die Einnahmen der Suchmaschinen bislang von der Konjunkturverlangsammung nicht berührt wurden. Das spräche für Google, weil der Riese seine Marktanteile laufend ausbaut. Baidu.com, Chinas Marktführer bei den Suchmaschinen, kletterte 5,02% auf 361,81Dollar. Dort meldete der Fonds Mirae Asset Global Investments aus Hongkong in einer Pflichtmitteilung eine Beteiligung in Höhe von 5% des Aktienkapitals.
Amazon.com avancierte 3,69% auf 84,51 Dollar. Der E-Commerce-Pionier profiterte von den guten Arbeitsmarkt- und Einzelhandelsdaten, die auch die Fantasie für sein Geschäft anregten. Ebay verbesserte sich 0,57% auf 30,06 Dollar,
Energie: Trichet-Äußerungen lösten Öl-Preissprung aus
Jean-Claude Trichet hatte heute wieder mal eine Kettenreaktion ausgelöst. An deren Ende stand ein kräftiger Preissprung beim Öl. Der Präsident der Europäischen Zentralbank hatte heute wieder - wegen der „wachsenden Inflationsgefahr“ - mit dem Säbel gerüttelt und eine Anhebung des Notenbankzinssatzes angedroht. Das entzündete sofort wieder die Eurospekulation. Wegen der möglichen Zinsanhebung wurden Euro gekauft - zu Lasten des Dollars. Der steigende Euro, der gleichbedeutend ist mit einem Rutsch des Dollars, löste wieder die gewohnten Ölkäufe aus, da sich der Energieträger in der Regel gegenläufig zum Dollar bewegt. Der Crude-Kontrakt für Juli sprang 5,49 Dollar, also 4,5%, auf 127,79 Dollar. Das ist zwar kontraproduktiv, weil damit die Gefahren erzeugt wurden, die vermieden werden sollen. Aber von einem hochrangigen EU-Beamten ist ein Ausflug in die Niederungen der ökonomischen Zusammenhänge kaum zu erwarten.
Gold: Vergebliche Schützenhilfe
Das Gold konnte heute weder von der neuen Euro-Stärke noch von der jüngsten Spekulationswelle beim Öl profitieren und setzte seine Talfahrt fort. Der Gold-Kontrakt für August fiel heute um 8,30 Dollar auf 875,50 Dollar je Unze. Anscheinend ist der Goldpreis ausgereizt.
(© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Maier Gerhard, Redakteur)
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