(Neu: Finanzierung)
AMSTERDAM/PARIS (dpa-AFX) - Airbus kann den A350 bauen, um von
Boeing verlorene Anteile auf dem lukrativen Markt für
Langstreckenflugzeuge zurückzugewinnen. Die Airbus-Konzernmutter
EADS
Die Entscheidung war wochenlang von einem Streit um Staatshilfen verzögert worden. Davon ist jetzt nicht mehr die Rede. "Der A350 XWB wird überwiegend aus dem Kapitalfluss des Unternehmens finanziert werden", erklärte EADS. "Starke Beiträge" würden das Sanierungsprogram Power8 sowie Partner liefern, die an Entwicklung und Bau des Flugzeugs beteiligt werden. Die Entwicklungskosten der A350-Varianten solle über die Jahre 2007 bis 2014 verteilt werden, mit einem Schwerpunkt in den Jahren 2010 bis 2013.
STAATLICHE FÖRDERMITTEL OFFENBAR FÜR SPÄTER NICHT AUSGESCHLOSSEN
Staatliche Fördermittel sind damit offenbar für später nicht ausgeschlossen, wenn sie politisch auch international durchsetzbar sein sollten. Am Mittwoch hatte der französische Industrieminister François Loos den Lösungsweg mit der Forderung vorgezeichnet, das A350-Projekt jetzt zu starten und anschließend "mit den anderen Airbus-Ländern an den Förderungsmodalitäten zu arbeiten". Staatliche Starthilfekredite von einem Drittel der Entwicklungskosten wie beim A380 sind derzeit nicht möglich, weil die USA dagegen bei der Welthandelsorganisation (WTO) vorgehen.
Mit der Entscheidung stellte der Verwaltungsrat sich hinter die "volle Umsetzung" des Programms Power8 zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit. Power8 sieht Milliardeneinsparungen und einen Umbau der Fertigungsstruktur vor. Dabei geht es auch um die Frage, welche Teile in Hamburg, Toulouse oder anderen Airbus-Werken gebaut oder ganz von Lieferanten bezogen werden. Partner von China bis zu den USA sollen nach früheren Angaben bis zu 1,7 Milliarden Euro der Entwicklungskosten übernehmen und am Bau des A350 beteiligt werden.
A350 XWB SOLL IN DREI VARIANTEN FÜR PASSAGIERE UND ALS FRACHTER GEBAUT WERDEN
Bereits vor zwei Jahren hatte Airbus die Entwicklung eines Nachfolgers für die alternden Modelle A330/A340 ins Auge gefasst. Das Konzept einer simplen Weiterentwicklung des A330 mit 250 bis 300 Plätzen stieß jedoch bei den Kunden auf Kritik, weil Boeing mit der neu entwickelten 787 eine leistungsfähigeres Modell im Angebot hat. Seit Frühjahr war kein Kunde mehr für den alten A350 zu begeistern. Airbus stellte daraufhin das Projekt des treibstoffsparenden A350 XWB (für Extra Wide Body, extrabreiter Rumpf) vor.
Der A350 XWB soll in drei Varianten für 270 bis 350 Passagiere sowie als Frachter gebaut werden und tritt gleichzeitig gegen die erfolgreichen Boeing-Modelle 787 und 777 an. Manche Varianten dürften erst 2014 und später zur Verfügung stehen. Die Boeing 777 ist bereits auf dem Markt, die 787 soll ab 2008 fliegen. Damit kommt Airbus mit seinen Modellen deutlich später auf den Markt als Boeing. Airbus-Chef Louis Gallois zeigte sich dennoch zuversichtlich. "Die A350 XWB erfüllt alle Voraussetzungen, um zu ein großartiger Erfolg zu werden: fortschrittlichste Technologien, beste Wirtschaftlichkeit und höchsten Komfort. Sie stellt eine direkte Antwort auf die Anforderungen des Marktes dar", sagte Gallois. Airbus sieht in den nächsten 20 Jahren einen Bedarf für 5 700 Passagier- und Frachtflugzeuge dieser Kategorie. Das entspreche wertmäßig einem Anteil von 41 Prozent am Weltmarkt./hn/DP/sf
ISIN NL0000235190 US0970231058
AXC0159 2006-12-01/22:22