Die krisengeschüttelte Schweizer Großbank
UBS
Die UBS-Aktie reagierte am Morgen mit einem Kurssprung. Kurz nach Handelsbeginn legte das Papier um mehr als acht Prozent zu. Nach gut einer Stunde lag sie noch mit 3,14 Prozent im Plus bei 21,68 Schweizer Franken. Schockierende Neuigkeiten seien entgegen anders lautenden Spekulationen ausgeblieben, sagten Händler. Allerdings bleibe das Risiko weiterer Wertberichtigungen. Zudem sei wegen des Imageverlustes mit einem geringeren Neugeldzufluss zu rechnen.
HEDGE-FONDS KAUFEN ZU
Analysten zufolge lagen die Aussagen der UBS weitestgehend im Rahmen der Erwartungen. Die Wertberichtigungen dürften bei 4,5 bis 5 Milliarden Franken (2,8 bis 3,1 Mrd Euro) liegen, schätzten sie. Für den Kurssprung machten sie vor allem Short-Eindeckungen verantwortlich. In den vergangenen Tagen hätten Hedge-Fonds verstärkt auf fallende Kurse gesetzt und kauften nun zu. Dies dürfte den Kurs wieder nach oben treiben.
Als Grund für die immer noch nicht positive Entwicklung führte die Bank am Morgen weitere Belastungen aus der Finanzkrise an. Auf die bereits früher offen gelegten Risikopositionen seien weitere Abschreibungen und Verluste angefallen. Über die Höhe wurden keine näheren Angaben gemacht, eine Sprecherin verwies auf die ausführliche Berichterstattung über das zweite Quartal am 12. August. Positiv wirkt sich unterdessen eine Steuergutschrift aus: Wegen der Verluste verschafft der Staat der UBS den Angaben zufolge eine Entlastung von rund drei Milliarden Franken.
Die Bank erwartet, dass der Verlust der Investmentsparte die Gewinne des Global Wealth Management & Business Banking sowie der weltweiten Vermögensverwaltung (Global Asset Management) auffrisst. Die Nettogeldzuflüsse der UBS seien in den drei Monaten bis Ende Juni zurückgegangen. "Dies betraf besonders den Monat April", hieß es. Im Mai und Juni habe sich die Situation vor allem in der Vermögensverwaltung für besonders wohlhabende Kunden verbessert.
US-IMMOBILIEN WEITER IN DER KRISE
Die Schweizer Großbank gibt für die Finanzkrise allerdings kurzfristig noch keine Entwarnung. Der Markt für amerikanische Immobilienkredite habe sich nochmals abgekühlt, hieß es. Dies habe besonders die Engagements bei den Kreditversicherern belastet.
UBS-Verwaltungsratspräsident Peter Kurer hatte für sein Institut bereits vor wenigen Tagen Licht am Ende des Tunnels angekündigt. Er gehe davon aus, dass die UBS im nächsten Jahr wieder schwarze Zahlen schreibe, sagte er am Dienstag im Schweizer Fernsehen. Die Bank sei aus dem Gröbsten raus.
DEUTSCHE BANK STÜTZT
Gleichzeitig war die Deutsche Bank mit positiven Nachrichten in die Offensive gegangen. Sie rechnet für das zweite Quartal mit der Rückkehr in die Gewinnzone und plant ebenfalls keine Kapitalerhöhung.
Beide Banken waren von der Finanzkrise getroffen worden - die UBS allerdings ungleich schwerer als der deutsche Branchenprimus. Die Deutsche Bank rutschte nach einem Rekordjahr 2007 im ersten Quartal wegen der Finanzkrise erstmals seit Jahren in die roten Zahlen, kam damit aber im Vergleich zu vielen Konkurrenten noch glimpflich davon. Die UBS musste im vergangenen Jahr auf ihre vor allem mit US-Hypothekenkrediten gedeckten Wertpapiere (Asset Backed Securities ABS) insgesamt 21 Milliarden Franken abschreiben. Im ersten Quartal 2008 kamen weitere 19 Milliarden Franken dazu. Damit gehört die UBS zu den von der US-Hypothekenkrise am schwersten getroffenen Instituten./stw/AWP/fj/sb
ISIN CH0024899483
AXC0056 2008-07-04/10:53