Die mächtigen G8-Staaten haben wenig Aussicht auf Erfolg, bei ihrem Gipfel in Japan die Rekordfahrt des Ölpreises zu stoppen. Die Internationale Energie-Agentur (IEA) dämpfte Erwartungen, der Rohstoff werde bald wieder billiger. "Bis 2013 bleibt die Lage am Markt sicher gespannt", sagte der IEA-Exekutivdirektor Nobuo Tanaka dem "Handelsblatt" (Montagsausgabe).
Vor Beginn des Gipfels im nordjapanischen Toyako schrieb Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einem Beitrag für den "Tagesspiegel am Sonntag", die G8 müssten sich gemeinsam auch dieser Herausforderung stellen. Von den Mitgliedern in der Gruppe der Acht profitiert derzeit vor allem Russland von dem ungebrochenen Anstieg des Ölpreises. Milliarden von Dollar fließen in die Moskauer Staatskasse.
MERKEL BESORGT
Die Ölpreise waren in den vergangenen Tagen über die Marke von 145 Dollar je Barrel (159 Liter) gestiegen. Daraufhin erreichten auch die Spritpreise in Deutschland Rekordmarken: Ein Liter Benzin kostete nach Angaben aus der Branche durchschnittlich 1,60 Euro, Diesel 1,56 Euro.
Angesichts dieser Entwicklung zeigte sich Merkel besorgt: "Zwar hat unsere Volkswirtschaft in den vergangenen Jahren an Widerstandskraft gewonnen, so dass keine konjunkturellen Verwerfungen zu erwarten sind. Dennoch belasten die hohen Energiepreise Unternehmen und Verbraucher in erheblichem Maße."
MITTELSTÄNDISCHE FIRMEN FÜRCHTEN UM EXISTENZ
Die Ölpreise lassen zehntausende deutsche Unternehmen um ihre Existenz bangen. Laut einer Umfrage im Mittelstand könnten bis zu 50.000 Firmen in Not geraten. Fast jedes zweite Unternehmen plane, die Preise zu erhöhen. Schwer betroffen sind der Einzelhandel und die Verkehrsbranche, wie eine Befragung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform ergab.
Für Merkel ist es wichtig, dass die Preisbildung an den internationalen Ölmärkten durchschaubarer wird. Spekulation mit Öl hätten einen spürbaren Anteil. "Gleichzeitig müssen nicht nur die Industrieländer, sondern auch die Schwellenländer ihr Wachstum stärker vom Energieverbrauch entkoppeln."
IEA-Chef Tanaka rechnet zwar mit einer Entspannung bis 2009/2010, da die Förderung neuer Ölquellen beginne. Danach werde die Förderung aber wieder sinken und gleichzeitig die Nachfrage steigen, vor allem in Entwicklungsländern. Tanaka rief die Produzenten auf, mehr zu investieren. Und auch Verbraucher seien in der Pflicht, Energie zu sparen. Die Spekulation verstärkt nach Tanakas Einschätzung die Bewegungen des Ölpreises, ist aber nicht das eigentliche Problem. Mehr Investitionen auf der Angebotsseite, stärkere Energiesparbemühungen auf der Nachfrageseite, forderte Tanaka. "Dann verschwindet auch die Spekulation, die auf weiter steigende Ölpreise setzt."/rom/DP/he
AXC0025 2008-07-06/14:56