
DJ EU hält vorerst an Nulltoleranz bei Gentechimporten fest
BRÜSSEL (Dow Jones)--Entgegen früherer Ankündigungen versucht die EU-Kommission nun, das Problem der asynchronen Zulassung gentechnisch veränderter (GV) Organismen in den USA und Europa ohne eine Anhebung der bisherigen Nulltoleranz-Grenze bei Importen zu lösen. Sie setzt stattdessen auf eine schnelle Erlaubnis weiterer Gentech-Sorten in Europa.
Der Vorschlag der Kommission, die Sojabohnen A2704-12 und Roundup Ready 2 zuzulassen, "wird die Situation schon deutlich entspannen", sagte Nina Papadoulaki, Sprecherin von Gesundheitskommissarin Androulla Vassiliou am Mittwoch auf Dow Jones-Anfrage. Auch die bereits erteilte Erlaubnis für den GV-Mais 21 trage dazu bei, einen Versorgungsengpass bei Eiweißfuttermitteln zu verhindern.
Gentech-Futtermittel ohne EU-Zulassung dürfen nach geltendem Recht nicht in die EU eingeführt werden. Weil in den USA bereits einige solcher GV-Sorten angebaut werden, fürchten die europäischen Importeure ein unkalkulierbares Risiko für zufällige Verunreinigungen und warnen seit Monaten vor einem Versorgungsengpass vor allem bei Soja. Unter dem Druck der Futtermittelbranche hatte die Kommission kurzfristig eine so genannte "technische Lösung" innerhalb des bestehenden Rechtsrahmens angestrebt. Diese hätte erlauben sollen, auch solche Ware einzuführen, in der geringe Spuren von GV-Sorten ohne EU-Zulassung enthalten sind.
Auch wenn die Kommission die Nulltoleranz-Grenze jetzt erst einmal nicht antastet - für die Zukunft hält sie sich diese Möglichkeit offen: Sollte trotz der Zulassung von A2704-12, besser bekannt als "Liberty Link", und der möglichen Einfuhrerlaubnis für Roundup Ready 2 weiterhin ein Futtermittel-Versorgungsengpass für Europas Viehzüchter drohen, werde man eine technische Lösung in Betracht ziehen, so Papadoulaki.
Anfang September hatte die EU-Kommission grünes Licht für die Einfuhr von "Liberty Link" erteilt. Die Erlaubnis gilt für einen Zeitraum von zehn Jahren. Über die Importzulassung für "Roundup Ready 2" wird der EU-Ministerrat innerhalb der nächsten drei Monate entscheiden. Kommt es zu keiner Mehrheitsentscheidung, hat die EU-Kommission auch hier das letzte Wort. Die Kommission hat die Zulassung von "Roundup Ready" am Montag als "wichtig" bezeichnet. Einem Gutachten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA zufolge, ist die GV-Sojabohne unbedenklich für die Umwelt und für die Gesundheit von Tieren und Menschen.
DJG/mis/ang/kth
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September 30, 2008 11:27 ET (15:27 GMT)
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