New York (BoerseGo.de) - Die Wall Street scheint den Boden gefunden zu haben, fürs erste jedenfalls. Der heutige Start stand wieder unter einem bösen Stern. Schon vor Börsenbeginn war die seit Tagen anhaltende Pessimismus-Welle wieder über den Erdball gelaufen und von den fallenden Übersee-Börsen (Asien, Russland, Europa) zurückgeschwappt. Der Börsenstart wurde zusätzlich noch durch die Jobdaten verkorkst, die schwächer ausfielen als befürchtet. Die Zahl der Arbeitsplätze ging im August um 84.000 zurück (Erwartung: minus 75.000 , Vormonat: minus 60.000). Schlagzeilen machte vor allem die Arbeitslosenquote, die auf 6,1% stieg (Vormonat und Erwartung jeweils 5.7%).
Das ist die Kehrseite der steigenden Produktivität, die gestern gemeldet wurde. Weil die Arbeitnehmer (pro Arbeitsstunde) mehr produzieren, braucht die Wirtschaft weniger Arbeitskräfte, um eine bestimmte Leistung zu erzielen. Das verhindert die Inflation - trotz nach wie vor hoher Rohstoffkosten - entzieht aber den Verbrauchern Kaufkraft, schlecht für den Einzelhandel und Konsumindustrie. Somit waren die heutigen Jobzahlen wieder Wasser auf den Mühlen der Apokalyptiker.
Dennoch bekamen die Märkte im Laufe der Börsensitzung die Kurve. Dafür gibt es vermutlich vier Gründe:
1. Nach dem deftigen Kursrutsch der Vortage waren Rückkäufe fällig (im Vorwochenvergleich bleibt allerdings ein dickes Minus).
2. Die Renaissance der Banken setzte sich eindrucksvoll fort (heute plus 5,2%) und zog damit - wegen ihrer Bedeutung für das Wohl der Gesamtwirtschaft - den breiten Aktienmarkt mit in die Höhe. Zeit Tagen mehren sich schon die Anzeichen, dass die Krise im globalen Kreditgewerbe allmählich abebbt - und damit auch die Hysterie, die die Börsen gelähmt hatte. Dazu trägt auch die Bodenbildung im - von den Banken finanzierten - Baubereich bei.
3. Der Rückgang der Öl-, Metall- und anderer Rohstoffpreise setzte sich fort. Damit werden die Unternehmen auf der Kostenseite entlastet und den Verbraucher fließt Kaufkraft zurück.
4. Anscheinend ebbten im Verlauf der heutigen Börsensitzung die massiven Zwangsverkäufe der Hedgefonds wieder ab, die den scharfen Kursrutsch der vergangenen Tage beschleunigt hatten. Heute berichtete etwa Reuters, dass der angeschlagene Hedgefonds-Betreiber Crosby Asset Management Gespräche führt, um sechs seiner Dubliner Fonds zu verkaufen oder zu liquidieren. Außerdem würde über den Verkauf von 2 Hedgefonds gesprochen, die auf den Bermudas sitzen. Angesichts der Kursentwicklungen der vergangenen Tage wurden viele Hedgefonds auf dem falschen Fuß erwischt, die auf einen fallenden Dollar wetten, auf Rohstoffe und auf noch tiefer fallende Kurse bei den Bank-Titeln. Bereits am Dienstag ging einer der größten Rohstoff-Hedgefonds (Ospraie Management) pleite.
Tröstliches Ende einer schwarzen Woche
Die Konsequenz: Der Dow Jones Industrial Average avancierte 0,29 Prozent auf 11.220 Punkte, der - für den breiten US-Aktienmarkt repräsentative - S&P 500 gewann 0,44 Prozent auf 1.242 Punkte , die technologielastige Nasdaq Composite Index bröckelte dagegen 0,14 Prozent auf 2.255 Punkte.
Vergleich zur Vorwoche:
Dow minus 2,7%
S&P 500 minus 3,1%
Nasdaq minus 5,5%
Dow Jones Average: Triumph der Finanzriesen
Immerhin 18 der 30 Blue Chips schnitten heute im grünen Bereich ab.
Tops:
Die ersten fünf Plätze gingen an die Finanzkonzerne: Die Bank of America gewann 5,33% auf 32,23 Dollar, dicht gefolgt von der American International Group, JP Morgan und der Citigroup, die alle mehr 4% zulegten. Der beste Nichtbanken-Titel war Wal-Mart mit plus 1,6%. Der größte Einzelhändler der Welt hatte gestern einen Umsatzanstieg gemeldet, der deutlich über dem Rest der Branche und den Erwartungen der Wall Street lag.
Flops:
Der Flop des Dow war Microsoft mit minus 2,66% auf 24,65 Dollar. Nachrichten gab es dafür nicht. Es fällt aber auf, dass gleich zwei weitere Technologie-Riesen aus der Nasdaq, nämlich und Apple und Google, zu den nachrichtenlosen Verlierern gehörten. Vielleicht wurde das Trio der Technologie-Marktführer noch von den Nachwehen der Hedgefondsverkäufe belastet. Bei den Betroffenen gibt es die größte Liquidität unter den Technologiepapieren.
Dass die beiden Rohstoffgiganten Chevron (minus 1,2% ) und Alcoa (minus 0,9%) ebenfalls zu den größten Flops zählten, ist angesichts fallender Öl- und Metallpreise nicht überraschend.
S&P 500: Lehman Brothers wieder gefragt
Der marktbreite S&P wurde ebenfalls von der Erleichterungs-Rallye der Banken beschwingt.
Tops:
Lehman Brothers kletterten 6,79% auf 16,20 Dollar. Laut Reuters haben die Fondsbetreiber Blackstone und KKR ein Auge auf die Lehman-Geschäftsbereiche Immobilien und Vermögensverwaltung geworfen. Allein der Bereich Immobilien sei 5 Milliarden Dollar wert, berichtet das Blatt und bezieht sich dabei auf gut informierte Kreise. Auch die restlichen Investmentbanken legten deutlich zu, Morgan Stanley etwa 2,5%.
Deutliche Gewinne waren auch bei den Geschäftsbanken zu beobachten: Wachovia avancierte 7,86% auf 16,75 Dollar.
Begehrt waren - wie in den vergangen Tagen schon öfter - die Regionalbanken, die wieder von der Entspannung der Kreditkrise beschwingt wurden: Comerica sprang 10,60% auf 30,15 Dollar. Das Kreditinstitut hatte bereits gestern eine Verbesserung seiner Gewinnmargen versprochen., Keycorp verteuerte sich 8,81% auf 12,97 Dollar.
Bei den Eigenheimbauern ging es ebenfalls aufwärts: Lennar gewann 8,57% auf 13,56 Dollar, Pulte Homes stieg 4,5% und DR Horton 4,4%.
UST Inc. explodierte 25,09% auf 67,55 Dollar. Angeblich führt der Tabakkonzern Gespräche mit dem größeren Rivalen Altria über eine Übernahme.
Quiksilver legte 14,88% auf 8,26 Dollar. Der Textilhersteller meldete gestern kurz nach Wall Street Schluss mehr Gewinn und Umsatz als erwartet.
Flops:
Cascade brach dagegen 12,06% auf 41,04 Dollar ein. Der Maschinen- und Anlagenbauer, der vorwiegend Gabelstabler herstellt, meldete gestern nachbörslich einen Gewinneinbruch um 31%, schlimmer als befürchtet.
National Semiconductor fiel 2,67% auf 18,95 Dollar. Der an der New York Stock Exchange notierte (also nicht an der Nasdaq) Halbleiterkonzern meldete weniger Gewinn als erwartet. Außerdem enttäuschte der Umsatzausblick des Technologie-Veterans.
Safeway verlor 3,86% auf 26,15Dollar. Der Lebensmittelhändler wurde bei Morgan Stanley von „Gleichgewichten“ auf „Untergewichten“ abgewertet.
Abercrombie & Fitch gab 4,67% auf 48,61 Dollar ab. Der Fashionhändler wurde bei der Citigroup von „Kaufen“ auf „Verkaufen“ degradiert.
Nasdaq: Spätes Opfer?
Die Nasdaq litt wohl noch unter der Furcht, dass die Abkühlung der Weltwirtschaft, die von den Schwarzmalern gleich zu einer Weltrezession hochstilisiert wird, die Nachfrage der Unternehmen nach Technologie beeinträchtigt. Dazu trugen diese Woche skeptische Ausblicke verschiedener Technologieunternehmen und pessimistische Prognosen von Analysten bei. Möglicherweise gab es auch noch Verkäufe seitens der Hedgefonds, die sich Liquidität beschaffen müssen.
Dennoch gab es Lichtblicke. Der hellste Stern am Firmament der Nasdaq war heute SanDisk, die 31,05% explodiert und auf 17,64 Dollar schloss. Der koreanische Technologieriese Samsung denkt laut über einen möglichen Kauf des US-Speicherchip-Spezialisten nach. Das schien auch den Rivalen Micron Technologies zu beflügeln, der 4,56% auf 4,36 Dollar gewann.
Analog Devices kletterte 5,00% auf 27,50 Dollar. Dazu trug auch Merrill Lynch bei. Der Broker hob den Chipkonzern von „Underperform“ auf „Neutral“. Die Aktie sei dieses Jahr 30% gefallen und nun angemessen bewertet, hieß es. Außerdem sei das Chipunternehmen kaum von den fragilen Verbraucher- und PC-Märkten abhängig. Advanced Micro Devices (AMD) wurde dagegen bei Merrill Lynch von „Neutral“ auf „Verkaufen“ degradiert. Der Markt scherte sich aber wenig darum und beförderte AMD um 2,05% auf 5,96 Dollar.
Wenig gut kam RF Micro Devices an. Dort gab es einen Tagesverlust von 6,74% auf 3,60 Dollar. Der Spezialist für Funkchips bestätigte heute seinen Ausblick. Anscheinend war das für die Wall Street nicht gut genug.
Per Saldo gewann der Philadelphia Semiconductor Sector Index, der 19 Halbleiter-Titel erfasst, 2,22% auf 331.29 Punkte. Dabei spielten auch Rückkäufe ein wichtige Rolle, da die Chip-Titel in den vergangenen Tagen besonders stark gefallen waren.
Ciena setzt heute den gestrigen Kursrutsch fort, wenn auch gebremst: Minus 3,44% auf 12,64 Dollar. Der Netzwerkausrüster war gestern - wegen eines schwachen Ausblicks - um 25% implodiert. Wenig Hilfe geben heute die Broker, die sich uneins sind. Die Credit Suisse befördert die Techno-Aktie von „Underperform“ auf „Neutral“. Merrill Lynch dagegen, wertet das Papier von „Kaufen“ auf „Neutral“ ab. Der Broker Argus hält zwar an seiner Kaufempfehlung fest, schraubt aber das Kusziel von 40 Dollar auf 22 Dollar herunter. Besser erging es ADC Telecommunications, die 11,01% auf 10,18 Dollar sprang. Der Netzwerkausrüster, der Technologien für Breitband-Internet-Kommunikation herstellt und den Telefonriesen AT&T beliefert, meldete bessere Ergebnisse als erwartet und kündigte außerdem einen Aktienrückkauf an.
Dell avancierte lediglich 0,25% auf 20,41 Dollar, aber immerhin besser als die Nasdaq. Die Nr. 2 auf dem PC-Markt profitierte von einem Bericht der Wall Street Journals. Danach verkauft der Computerbauer einige - oder alle - seiner PC-Fabriken und schließt dann mit den Käufern Kooperationsverträge ab. Dabei sollen die Kooperationspartner im Auftrag von Dell PCs herstellen, die dann von den Texaner. Mit diesem Outsourcing spare der Technologiekonzern viel Geld, hieß es.
Oracle verbesserte sich 0,70% auf 20,07 Dollar. Gestern geriet der Aktienkurs des SAP-Rivalen allerdings um 6% eingebrochen, auch weil der Broker JMP Securities seine Schätzungen für die Lizenzeinnahmen zurücknahm. Heute hakte Piper Jaffray nach. Der Broker bleibt zwar bei seinem Urteil „Neutral“, kürzte aber sein Kursziel auf 23 Dollar (vorher: 25 Dollar). Gespräche mit Geschäftspartnern der Kalifornier signalisierten schwache Auftragseingänge im laufenden Quartal, hieß es.
Take-Two stieg 1,64% auf 23,61 Dollar. Der Spezialist für PC-Spiele schlug gestern die Gewinnerwartungen und verbesserte seinen Gewinnausblick für das Gesamtjahr
Apple gab dagegen 0,65% auf 160,18 Dollar ab. Vielleicht noch ein spätes Opfer der Hedgefonds-Liquidierungen. Ignoriert wurde, dass am kommenden Dienstag das sogenannte „Let`s Rock“ Medien-Event statt findet. Analysten erwarten dann neue Geräte. Der Smartphone-Rivale Research in Motion, Hersteller des BlackBerry, bröckelte 0,50% auf 106,95 Dollar. Bereits gestern kappte der Broker American Technology Research sein Kursziel auf 190 Dollar (vorher: 205 Dollar), blieb zwar bei seiner Kaufempfehlung. Angeblich vergeben die Kanadier derzeit weniger Aufträge an ihrer Zulieferer, ein Zeichen von Umsatzschwäche. Der Verkaufsstart des neuen SmartPhones Bold verzögere sich, hieß es.
Internet: Google wird 10
Die an der Nasdaq notierten Flaggschiffe des Internets zeigten ebenfalls wenig Gemeinschaftssinn. Google fiel - nachrichtenlos - 1,33% auf 444,25 Dollar. Die Hedgefonds? Der Suchmaschinenkönig feiert jedenfalls am Sonntag Geburtstag. Am 7. September 1998 gründeten Larry Page und Sergey Brin das heutige Internet-Imperium.
Yahoo gewann - ebenfalls nachrichtenlos - 1,86% auf 18,08 Dollar. Der Internetpionier bewegt sich allerdings nahe dem 5-Jahres-Tief. Baidu.com, Chinas Marktführer bei den Suchmaschinen, bröckelte 0,18% auf 270,66 Dollar. Dort belasten seit Tagen Gerüchte, dass der Boom in China zu Ende ist.
Amazon.com verbesserte sich 1,49% auf 79,19 Dollar. Der E-Commerce-Pionier bietet jetzt in den USA einen Streaming-Download von Movies an. Der Rivale Ebay verbilligte sich 0,17% auf 23,77 Dollar. Drugstore.com bröckelte 0,45% auf 2,21 Dollar. Die Online-Apotheke kürzte ihren Umsatzausblick für das laufende Quartal. Der Grund: Eine Partnerschaft mit der Drogeriekette Rite Aid wurde neu ausgehandelt. Bislang hatte Drugstore.com für seinen Partner Online-Bestellungen angenommen, die dann in den Rite Aid-Shops abgeholt wurden. Jetzt sollen die Online-Bestellungen direkt an Rite Aid gehen, daher verdient Drugstore.com weniger Geld.
Öl: Weiter Weg voraus
Fundamental betrachtet liegt der Ölpreis bei ungefähr 80 Dollar - sagt jedenfalls die OPEC. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Aber heute bewegte sich der strategische Energieträger wieder in die - aus konjunktureller Sicht - richtige Richtung. Der Crude-Kontrakt für Oktober bröckelte 1,66 Dollar auf 106,23 Dollar, berichtet MarketWatch. Das sind immerhin 8% weniger als in der Vorwoche und bedeutet ein 5-Monats-Tief.
Gold: Wochenverlust 32 Dollar
Das Gold zeigte heute wenig Bewegung. Der Gold-Kontrakt für Dezember bröckelte 40 Cents auf 802,80 Dollar, berichtet MarketWatch. Das sind allerdings 32,40 Dollar, oder 3,9%, weniger als in der Vorwoche.
Ausblick:
Montag:
Dienstag:
16:00 Uhr noch nicht abgeschlossene Eigenheimverkäufe plus Lagerhaltung im Grosshandel, beide vom Juli
Quartalszahlen: Korn/Ferry (Jobvermittler „Headhunter“), VeriFone (Elektronische Zahlungsübermittlung).
Mittwoch:
16:35 Uhr Ölvorräte der Vorwoche
Quartalszahlen: Hooker Furniture (Möbel)
Donnerstag:
14:30 Uhr Arbeitslosenmeldungen der Vorwoche plus Handelsbilanz vom Juli sowie Export- und Importpreise vom August
Quartalszahlen: Campbell Soup, Krispy Kreme Doughnut
Freitag:
14:30 Uhr Verbraucherpreise und Einzelhandelsumsätze vom August, 16:00 Uhr Lagerhaltung Juli
Das ist die Kehrseite der steigenden Produktivität, die gestern gemeldet wurde. Weil die Arbeitnehmer (pro Arbeitsstunde) mehr produzieren, braucht die Wirtschaft weniger Arbeitskräfte, um eine bestimmte Leistung zu erzielen. Das verhindert die Inflation - trotz nach wie vor hoher Rohstoffkosten - entzieht aber den Verbrauchern Kaufkraft, schlecht für den Einzelhandel und Konsumindustrie. Somit waren die heutigen Jobzahlen wieder Wasser auf den Mühlen der Apokalyptiker.
Dennoch bekamen die Märkte im Laufe der Börsensitzung die Kurve. Dafür gibt es vermutlich vier Gründe:
1. Nach dem deftigen Kursrutsch der Vortage waren Rückkäufe fällig (im Vorwochenvergleich bleibt allerdings ein dickes Minus).
2. Die Renaissance der Banken setzte sich eindrucksvoll fort (heute plus 5,2%) und zog damit - wegen ihrer Bedeutung für das Wohl der Gesamtwirtschaft - den breiten Aktienmarkt mit in die Höhe. Zeit Tagen mehren sich schon die Anzeichen, dass die Krise im globalen Kreditgewerbe allmählich abebbt - und damit auch die Hysterie, die die Börsen gelähmt hatte. Dazu trägt auch die Bodenbildung im - von den Banken finanzierten - Baubereich bei.
3. Der Rückgang der Öl-, Metall- und anderer Rohstoffpreise setzte sich fort. Damit werden die Unternehmen auf der Kostenseite entlastet und den Verbraucher fließt Kaufkraft zurück.
4. Anscheinend ebbten im Verlauf der heutigen Börsensitzung die massiven Zwangsverkäufe der Hedgefonds wieder ab, die den scharfen Kursrutsch der vergangenen Tage beschleunigt hatten. Heute berichtete etwa Reuters, dass der angeschlagene Hedgefonds-Betreiber Crosby Asset Management Gespräche führt, um sechs seiner Dubliner Fonds zu verkaufen oder zu liquidieren. Außerdem würde über den Verkauf von 2 Hedgefonds gesprochen, die auf den Bermudas sitzen. Angesichts der Kursentwicklungen der vergangenen Tage wurden viele Hedgefonds auf dem falschen Fuß erwischt, die auf einen fallenden Dollar wetten, auf Rohstoffe und auf noch tiefer fallende Kurse bei den Bank-Titeln. Bereits am Dienstag ging einer der größten Rohstoff-Hedgefonds (Ospraie Management) pleite.
Tröstliches Ende einer schwarzen Woche
Die Konsequenz: Der Dow Jones Industrial Average avancierte 0,29 Prozent auf 11.220 Punkte, der - für den breiten US-Aktienmarkt repräsentative - S&P 500 gewann 0,44 Prozent auf 1.242 Punkte , die technologielastige Nasdaq Composite Index bröckelte dagegen 0,14 Prozent auf 2.255 Punkte.
Vergleich zur Vorwoche:
Dow minus 2,7%
S&P 500 minus 3,1%
Nasdaq minus 5,5%
Dow Jones Average: Triumph der Finanzriesen
Immerhin 18 der 30 Blue Chips schnitten heute im grünen Bereich ab.
Tops:
Die ersten fünf Plätze gingen an die Finanzkonzerne: Die Bank of America gewann 5,33% auf 32,23 Dollar, dicht gefolgt von der American International Group, JP Morgan und der Citigroup, die alle mehr 4% zulegten. Der beste Nichtbanken-Titel war Wal-Mart mit plus 1,6%. Der größte Einzelhändler der Welt hatte gestern einen Umsatzanstieg gemeldet, der deutlich über dem Rest der Branche und den Erwartungen der Wall Street lag.
Flops:
Der Flop des Dow war Microsoft mit minus 2,66% auf 24,65 Dollar. Nachrichten gab es dafür nicht. Es fällt aber auf, dass gleich zwei weitere Technologie-Riesen aus der Nasdaq, nämlich und Apple und Google, zu den nachrichtenlosen Verlierern gehörten. Vielleicht wurde das Trio der Technologie-Marktführer noch von den Nachwehen der Hedgefondsverkäufe belastet. Bei den Betroffenen gibt es die größte Liquidität unter den Technologiepapieren.
Dass die beiden Rohstoffgiganten Chevron (minus 1,2% ) und Alcoa (minus 0,9%) ebenfalls zu den größten Flops zählten, ist angesichts fallender Öl- und Metallpreise nicht überraschend.
S&P 500: Lehman Brothers wieder gefragt
Der marktbreite S&P wurde ebenfalls von der Erleichterungs-Rallye der Banken beschwingt.
Tops:
Lehman Brothers kletterten 6,79% auf 16,20 Dollar. Laut Reuters haben die Fondsbetreiber Blackstone und KKR ein Auge auf die Lehman-Geschäftsbereiche Immobilien und Vermögensverwaltung geworfen. Allein der Bereich Immobilien sei 5 Milliarden Dollar wert, berichtet das Blatt und bezieht sich dabei auf gut informierte Kreise. Auch die restlichen Investmentbanken legten deutlich zu, Morgan Stanley etwa 2,5%.
Deutliche Gewinne waren auch bei den Geschäftsbanken zu beobachten: Wachovia avancierte 7,86% auf 16,75 Dollar.
Begehrt waren - wie in den vergangen Tagen schon öfter - die Regionalbanken, die wieder von der Entspannung der Kreditkrise beschwingt wurden: Comerica sprang 10,60% auf 30,15 Dollar. Das Kreditinstitut hatte bereits gestern eine Verbesserung seiner Gewinnmargen versprochen., Keycorp verteuerte sich 8,81% auf 12,97 Dollar.
Bei den Eigenheimbauern ging es ebenfalls aufwärts: Lennar gewann 8,57% auf 13,56 Dollar, Pulte Homes stieg 4,5% und DR Horton 4,4%.
UST Inc. explodierte 25,09% auf 67,55 Dollar. Angeblich führt der Tabakkonzern Gespräche mit dem größeren Rivalen Altria über eine Übernahme.
Quiksilver legte 14,88% auf 8,26 Dollar. Der Textilhersteller meldete gestern kurz nach Wall Street Schluss mehr Gewinn und Umsatz als erwartet.
Flops:
Cascade brach dagegen 12,06% auf 41,04 Dollar ein. Der Maschinen- und Anlagenbauer, der vorwiegend Gabelstabler herstellt, meldete gestern nachbörslich einen Gewinneinbruch um 31%, schlimmer als befürchtet.
National Semiconductor fiel 2,67% auf 18,95 Dollar. Der an der New York Stock Exchange notierte (also nicht an der Nasdaq) Halbleiterkonzern meldete weniger Gewinn als erwartet. Außerdem enttäuschte der Umsatzausblick des Technologie-Veterans.
Safeway verlor 3,86% auf 26,15Dollar. Der Lebensmittelhändler wurde bei Morgan Stanley von „Gleichgewichten“ auf „Untergewichten“ abgewertet.
Abercrombie & Fitch gab 4,67% auf 48,61 Dollar ab. Der Fashionhändler wurde bei der Citigroup von „Kaufen“ auf „Verkaufen“ degradiert.
Nasdaq: Spätes Opfer?
Die Nasdaq litt wohl noch unter der Furcht, dass die Abkühlung der Weltwirtschaft, die von den Schwarzmalern gleich zu einer Weltrezession hochstilisiert wird, die Nachfrage der Unternehmen nach Technologie beeinträchtigt. Dazu trugen diese Woche skeptische Ausblicke verschiedener Technologieunternehmen und pessimistische Prognosen von Analysten bei. Möglicherweise gab es auch noch Verkäufe seitens der Hedgefonds, die sich Liquidität beschaffen müssen.
Dennoch gab es Lichtblicke. Der hellste Stern am Firmament der Nasdaq war heute SanDisk, die 31,05% explodiert und auf 17,64 Dollar schloss. Der koreanische Technologieriese Samsung denkt laut über einen möglichen Kauf des US-Speicherchip-Spezialisten nach. Das schien auch den Rivalen Micron Technologies zu beflügeln, der 4,56% auf 4,36 Dollar gewann.
Analog Devices kletterte 5,00% auf 27,50 Dollar. Dazu trug auch Merrill Lynch bei. Der Broker hob den Chipkonzern von „Underperform“ auf „Neutral“. Die Aktie sei dieses Jahr 30% gefallen und nun angemessen bewertet, hieß es. Außerdem sei das Chipunternehmen kaum von den fragilen Verbraucher- und PC-Märkten abhängig. Advanced Micro Devices (AMD) wurde dagegen bei Merrill Lynch von „Neutral“ auf „Verkaufen“ degradiert. Der Markt scherte sich aber wenig darum und beförderte AMD um 2,05% auf 5,96 Dollar.
Wenig gut kam RF Micro Devices an. Dort gab es einen Tagesverlust von 6,74% auf 3,60 Dollar. Der Spezialist für Funkchips bestätigte heute seinen Ausblick. Anscheinend war das für die Wall Street nicht gut genug.
Per Saldo gewann der Philadelphia Semiconductor Sector Index, der 19 Halbleiter-Titel erfasst, 2,22% auf 331.29 Punkte. Dabei spielten auch Rückkäufe ein wichtige Rolle, da die Chip-Titel in den vergangenen Tagen besonders stark gefallen waren.
Ciena setzt heute den gestrigen Kursrutsch fort, wenn auch gebremst: Minus 3,44% auf 12,64 Dollar. Der Netzwerkausrüster war gestern - wegen eines schwachen Ausblicks - um 25% implodiert. Wenig Hilfe geben heute die Broker, die sich uneins sind. Die Credit Suisse befördert die Techno-Aktie von „Underperform“ auf „Neutral“. Merrill Lynch dagegen, wertet das Papier von „Kaufen“ auf „Neutral“ ab. Der Broker Argus hält zwar an seiner Kaufempfehlung fest, schraubt aber das Kusziel von 40 Dollar auf 22 Dollar herunter. Besser erging es ADC Telecommunications, die 11,01% auf 10,18 Dollar sprang. Der Netzwerkausrüster, der Technologien für Breitband-Internet-Kommunikation herstellt und den Telefonriesen AT&T beliefert, meldete bessere Ergebnisse als erwartet und kündigte außerdem einen Aktienrückkauf an.
Dell avancierte lediglich 0,25% auf 20,41 Dollar, aber immerhin besser als die Nasdaq. Die Nr. 2 auf dem PC-Markt profitierte von einem Bericht der Wall Street Journals. Danach verkauft der Computerbauer einige - oder alle - seiner PC-Fabriken und schließt dann mit den Käufern Kooperationsverträge ab. Dabei sollen die Kooperationspartner im Auftrag von Dell PCs herstellen, die dann von den Texaner. Mit diesem Outsourcing spare der Technologiekonzern viel Geld, hieß es.
Oracle verbesserte sich 0,70% auf 20,07 Dollar. Gestern geriet der Aktienkurs des SAP-Rivalen allerdings um 6% eingebrochen, auch weil der Broker JMP Securities seine Schätzungen für die Lizenzeinnahmen zurücknahm. Heute hakte Piper Jaffray nach. Der Broker bleibt zwar bei seinem Urteil „Neutral“, kürzte aber sein Kursziel auf 23 Dollar (vorher: 25 Dollar). Gespräche mit Geschäftspartnern der Kalifornier signalisierten schwache Auftragseingänge im laufenden Quartal, hieß es.
Take-Two stieg 1,64% auf 23,61 Dollar. Der Spezialist für PC-Spiele schlug gestern die Gewinnerwartungen und verbesserte seinen Gewinnausblick für das Gesamtjahr
Apple gab dagegen 0,65% auf 160,18 Dollar ab. Vielleicht noch ein spätes Opfer der Hedgefonds-Liquidierungen. Ignoriert wurde, dass am kommenden Dienstag das sogenannte „Let`s Rock“ Medien-Event statt findet. Analysten erwarten dann neue Geräte. Der Smartphone-Rivale Research in Motion, Hersteller des BlackBerry, bröckelte 0,50% auf 106,95 Dollar. Bereits gestern kappte der Broker American Technology Research sein Kursziel auf 190 Dollar (vorher: 205 Dollar), blieb zwar bei seiner Kaufempfehlung. Angeblich vergeben die Kanadier derzeit weniger Aufträge an ihrer Zulieferer, ein Zeichen von Umsatzschwäche. Der Verkaufsstart des neuen SmartPhones Bold verzögere sich, hieß es.
Internet: Google wird 10
Die an der Nasdaq notierten Flaggschiffe des Internets zeigten ebenfalls wenig Gemeinschaftssinn. Google fiel - nachrichtenlos - 1,33% auf 444,25 Dollar. Die Hedgefonds? Der Suchmaschinenkönig feiert jedenfalls am Sonntag Geburtstag. Am 7. September 1998 gründeten Larry Page und Sergey Brin das heutige Internet-Imperium.
Yahoo gewann - ebenfalls nachrichtenlos - 1,86% auf 18,08 Dollar. Der Internetpionier bewegt sich allerdings nahe dem 5-Jahres-Tief. Baidu.com, Chinas Marktführer bei den Suchmaschinen, bröckelte 0,18% auf 270,66 Dollar. Dort belasten seit Tagen Gerüchte, dass der Boom in China zu Ende ist.
Amazon.com verbesserte sich 1,49% auf 79,19 Dollar. Der E-Commerce-Pionier bietet jetzt in den USA einen Streaming-Download von Movies an. Der Rivale Ebay verbilligte sich 0,17% auf 23,77 Dollar. Drugstore.com bröckelte 0,45% auf 2,21 Dollar. Die Online-Apotheke kürzte ihren Umsatzausblick für das laufende Quartal. Der Grund: Eine Partnerschaft mit der Drogeriekette Rite Aid wurde neu ausgehandelt. Bislang hatte Drugstore.com für seinen Partner Online-Bestellungen angenommen, die dann in den Rite Aid-Shops abgeholt wurden. Jetzt sollen die Online-Bestellungen direkt an Rite Aid gehen, daher verdient Drugstore.com weniger Geld.
Öl: Weiter Weg voraus
Fundamental betrachtet liegt der Ölpreis bei ungefähr 80 Dollar - sagt jedenfalls die OPEC. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Aber heute bewegte sich der strategische Energieträger wieder in die - aus konjunktureller Sicht - richtige Richtung. Der Crude-Kontrakt für Oktober bröckelte 1,66 Dollar auf 106,23 Dollar, berichtet MarketWatch. Das sind immerhin 8% weniger als in der Vorwoche und bedeutet ein 5-Monats-Tief.
Gold: Wochenverlust 32 Dollar
Das Gold zeigte heute wenig Bewegung. Der Gold-Kontrakt für Dezember bröckelte 40 Cents auf 802,80 Dollar, berichtet MarketWatch. Das sind allerdings 32,40 Dollar, oder 3,9%, weniger als in der Vorwoche.
Ausblick:
Montag:
Dienstag:
16:00 Uhr noch nicht abgeschlossene Eigenheimverkäufe plus Lagerhaltung im Grosshandel, beide vom Juli
Quartalszahlen: Korn/Ferry (Jobvermittler „Headhunter“), VeriFone (Elektronische Zahlungsübermittlung).
Mittwoch:
16:35 Uhr Ölvorräte der Vorwoche
Quartalszahlen: Hooker Furniture (Möbel)
Donnerstag:
14:30 Uhr Arbeitslosenmeldungen der Vorwoche plus Handelsbilanz vom Juli sowie Export- und Importpreise vom August
Quartalszahlen: Campbell Soup, Krispy Kreme Doughnut
Freitag:
14:30 Uhr Verbraucherpreise und Einzelhandelsumsätze vom August, 16:00 Uhr Lagerhaltung Juli
(© BörseGo AG 2007 - http://www.boerse-go.de, Autor: Maier Gerhard, Redakteur)
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