Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat sich als Normengeber und Kontrolleur der krisenhaften Weltfinanzmärkte angeboten. "Wir sind in der Lage, den Kompromiss und das Allgemeininteresse zu definieren und zu garantieren", sagte IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn der Pariser Sonntagszeitung "Le Journal du Dimanche". Die Demokratie erfordere zwar, dass jedes Land sein eigenes Gesetz beschließe. "Aber die allgemeinen Regeln müssen universell gelten, denn das Finanzsystem ist globalisiert."
Die Regierungen hätten die Krisenwarnungen des IWF ignoriert. Nach langer Weigerung würden sich jetzt auch die USA und China der Bewertung der Finanzstabilität durch den IWF unterwerfen, sagte Strauss-Kahn. "Das ist ein Zeichen." Der Währungsfonds sei 1944 "als eine Art weltweiter Öffentlicher Dienst geschaffen" worden, um die Anarchie auf dem Währungsmarkt zu beenden. "Heute müssen wir uns zusätzlich der Finanzmarktanarchie stellen: der Undurchsichtigkeit, Gier und Verantwortungslosigkeit eines Systems, das seinen Bezug zur realen Wirtschaft verloren hat".
Die Realwirtschaft wird laut Strauss-Kahn wegen des Bankenkrachs nicht zusammenbrechen. "Die Zentralbanken schaffen es, die Finanzkrise zu meistern." Der 700-Milliarden-Dollar-Plan der USA sei richtig, könne aber nur "der erste Akt" sein. Anschließend müsse das System reguliert werden, um eine Wiederholung solcher Krisen zu vermeiden. Dabei sei die Entlohnung der Finanzmarktakteure keine Randfrage. "Wer die Gewinne der Financiers kontrolliert, der kontrolliert auch das Finanzsystem." Das sei kein moralisches Problem, sondern ein ideologisches, sagte der frühere französische Wirtschafts- und Finanzminister./hn/DP/he
AXC0029 2008-09-28/15:58