Köln (BoerseGo.de) - Die Deutsche Bank steht nach Recherchen des Wirtschaftsmagazins "Capital" keineswegs so blendend da, wie es ihr Chef Josef Ackermann glauben machen will. Laut "Capital" ist im vergangenen Krisenjahr die Bilanzsumme des Instituts, also das gesamte Geschäftsvolumen, dramatisch gestiegen, ohne dass ihr Eigenkapital-Puffer entsprechend erhöht wurde. Das Institut bewege dadurch wesentlich mehr Masse, der aber nahezu gleich bleibend viel Eigenkapital als Sicherheit gegenübersteht. Diese Relation vom Eigenkapital zur Bilanzsumme lag dem Bericht zufolge zuletzt bei mageren 1,6 Prozent. Damit landete die Deutsche Bank bei einem Bilanz-Vergleich unter den 50 führenden Banken der Welt im Schlussfeld. Die als gesund geltende britische Großbank HSBC kommt bei der Verhältniszahl, die den Sicherheitspuffer der Bank ausdrückt, auf fast fünf Prozent und die Bank of America sogar auf mehr als acht Prozent.
Dennoch erklärte Josef Ackermann am Wochenende: "Wir sind eine der stärksten und am besten kapitalisierten Banken der Welt." Ackermann verwies wieder einmal auf die hohe "Kernkapitalquote" der Bank. Er will diese Kennziffer, die nach den Regeln des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht verlangt wird, von 9,3 Prozent auf rund zehn Prozent erhöhen.
Renommierte Risikospezialisten halten die Fixierung auf die Kernkapitalquote aber für gefährlich. Der Züricher Banken-Professor Hans Geiger nennt die Kennziffer ein "Schönwetterprodukt", das den Krisentest nicht bestanden habe. So sei auch die Hypo Real Estate auf 9,3 Prozent Kernkapitalquote gekommen, bevor sie Probleme bekam.