
Jochen Steffens
Spätestens morgen früh um 5 Uhr MEZ wissen wir, wer neuer Präsident der USA wird – wahrscheinlich. Das schlimmste Szenario wäre, wohl auch für die Börsen, wenn es Unstimmigkeiten gäbe und schlussendlich wieder einmal die Gerichte entscheiden müssten, wer Präsident wird. Ich bin nach wie vor gespannt, wie die Wahl ausgeht.
Keine für uns relevante Regelmäßigkeit zu erkennen
Leider gibt es keine „relevante“ Regelmäßigkeit, wie die Börsen nach einer solchen Wahl reagieren werden. (Lesen Sie dazu auch meine Kolumne bei Börse-Online: Hier klicken!). Der einzige Hinweis, den ich erkennen kann, ist, dass die Börsen zur Wahl hin angestiegen sind. Sehr oft, wenn die Börsen auf ein Ereignis hin ansteigen, kommt es im Anschluss daran zu eher fallenden Kursen. Das lässt den Schluss zu, dass auch diesmal die Börsen nach der Wahl tendenziell eher fallen werden. Allerdings ist diese These zu vage, um ohne weitere Betrachtungen darauf zu traden.
Dazu der Nasdaq100-Future-Chart, den ich Ihnen bereits in der letzten Woche vorgestellt hatte:
Der Nasdaq100 ist an die 1.380er Marke herangelaufen und dort zunächst erst einmal deutlich abgeprallt. Gleichzeitig hat er das Mindestkorrekturziel in der Erholung, also das kleinere blaue Rechteck, nicht ganz ausgeschöpft. Damit steht nun die Möglichkeit einer größeren Korrektur (großes blaues Rechteck, ich habe es so gelassen, wie im ersten Chart eingezeichnet; man müsste es nun nach rechts verschieben) im Raum, die die Kurse noch einmal auf die 1.230er Marke treiben würde.
Aufgelöst würde dieses Szenario einer größeren Korrektur erst durch einen nachhaltigen Ausbruch über die 1.380/1.400er Marke. Das wäre, wie schon geschrieben, das erste deutliche Zeichen der Stärke.
Zu viele offene Gaps?
Wenn ich mir dazu die Charts einzelner Dax-Werte anschaue, wird mir zurzeit ein wenig mulmig. Man erkennt in diesen Charts viele, zum Teil große, offene Kurslücken, die kurz nach den Tiefs entstanden sind:
Hier einmal eine kleine Auswahl über mehrere Branchen hinweg. Die jeweiligen Gaps (Kurslücken) sind grün dargestellt. Die Frage ist: Werden diese Gaps bald geschlossen? Sollte es tatsächlich zu der „großen“ Korrektur im Nasdaq100-Future kommen, die sich im ersten Chart abzeichnet, könnte genau das passieren.
Das Problem wäre in diesem Fall nur, dass durch einen solchen Einbruch viele mögliche Bodenformationen, die sich in den Charts diverser Dax-Werte bisher ausbilden, wieder hinfällig wären.
Hinzu kommt, dass es sich bei diesen Gaps um sogenannte „Ausbruchs-Gaps“ handelt. Diese müssen nach alter Lehre der Charttechnik nicht „unbedingt“ geschlossen werden.
Das ist bei den Amis anders
Ppositiv ist, dass im Nasdaq100 ein solches Gap nicht aufgetaucht ist. Ein solches wäre mehr als bedenklich, da in den amerikanischen Indizes, besonders im Nasdaq100, solche Gaps fast immer geschlossen werden. Dabei ist es, wie die Erfahrung zeigt, in den US-Indizes unerheblich, um was für eine Art Gap es sich handelt.
Fazit:
Die Gefahr einer Korrektur in der aktuellen Erholung seit den Tiefs steigt. Dazu passt, dass morgen die US-Wahl gelaufen ist und anschließend die Medien schnell wieder vermehrt wirtschaftlichen Themen aufgreifen werden. Dadurch werden negativen Nachrichten, die zurzeit durch das Wahlspektakel etwas in den Hintergrund getreten sind, einige Anleger schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbringen.
Auf der anderen Seite ist der Markt im großen Bild immer noch überverkauft, so dass die Hoffnung, dass wir in den letzten Wochen das entscheidende Tief gesehen haben, durchaus gerechtfertigt ist. Wahrscheinlich kommt es demnach, wenn die Märkte nicht sofort nach oben ausbricht, nur zu einer Konsolidierung in der aktuellen Kurserholung und nicht zu neuen Tiefs. Doch noch fehlt ein eindeutiges Zeichen der Stärke. Die berühmte Kuh ist nicht vom Eis. Bleiben Sie also vorsichtig!
Viele Grüße
Jochen Steffens
P.S. Nur der Vollständigkeit halber: Die vierte Position unserer Abstauberlimits im Stockstreet-Premium-Trader haben wir gestern mit einem Plus von über 26 % realisiert. Damit haben wir im Gesamtdepot den Crash jetzt mit einem Plus überlebt und das obwohl es erst im Juni 2008 gestartet wurde. Würde man die Performance des Vorgängerdepots hinzunehmen, hätte uns dieser gesamte Crash demnach kaum etwas von der gigantischen Performance der letzten Jahre gekostet. Perfekt...