
Die Deutsche Bahn erwartet in den kommenden Wintermonaten einen Einbruch im Schienengüterverkehr. Im ungünstigsten Fall werde das Unternehmen im Dezember 40 Prozent weniger Güterzüge fahren als im Vorjahresmonat, sagte Bahn- Vorstandschef Hartmut Mehdorn am Dienstagabend vor Journalisten in Berlin. Ähnlich schwach dürfte die Auftragslage im Januar sein. Keine dramatische Entwicklung sieht Mehdorn dagegen im internationalen Speditions- und Logistikgeschäft sowie im Personenverkehr. Sicher sei, "dass uns die Konjunktur treffen wird". Einen Stellenabbau bei Leiharbeitskräften nannte Mehdorn möglich.
Als Konsequenz aus der Konjunkturschwäche habe der Vorstand am Dienstag ein "strenges Ausgabenregime" beschlossen, sagte der Bahnchef. Eine Zahlenvorgabe für Kostensenkungen gebe es jedoch nicht. Investitionen, die nicht dringlich seien, könnten verschoben werden. Von Kürzungen nicht betroffen seien die Ausgaben für die Sicherheit und die Infrastruktur. Vorerst sei kein Einstellungsstopp geplant, die Arbeitsplätze der gut 4.000 Leiharbeitnehmer im Konzern würden "kritisch überprüft".
MEHDORN: 'STARKE BEWEGUNG' IM MARKT SEIT ZWEI MONATEN
Mehdorn berichtete von einer "starken Bewegung" im Markt seit zwei Monaten. Bereits im Oktober habe der Güterverkehr um vier Prozent unter Plan gelegen. Auch in der Logistiksparte sei die Konjunkturflaute zu spüren, dort gebe es aber auch gegenläufige Trends. Beispielsweise lagerten Unternehmen ihre eigene Logistik aus, wovon die Bahn profitiere.
Die geringere Nachfrage im Logistikgeschäft wolle der Konzern
"mit Bordmitteln und Kapazitätsanpassungen korrigieren", sagte
Mehdorn. Die Bahn habe keine eigenen Schiffe und Flugzeuge und sitze
deshalb "nicht auf Fixkosten fest". In den USA sei die Bahn anders
als die Deutsche Post
MEHDORN: GESAMTES JAHR 'ÜBER DER PLANUNG UND ÜBER DEM VORJAHR'
In den ersten neun Monaten des Jahres hatte die Bahn Umsatz und Gewinn deutlich gesteigert. Die Erlöse erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 9 Prozent auf 25,2 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) legte um 3,7 Prozent auf 2,06 Milliarden Euro zu. Der Konzern werde auch das gesamte Jahr "über der Planung und über dem Vorjahr" abschließen, sagte Mehdorn.
Die Bahn machte im ersten Halbjahr rund ein Sechstel ihres Umsatzes mit dem Schienengüterverkehr, etwa 45 Prozent steuerte die Logistik bei und knapp 40 Prozent der Personenverkehr. Das Unternehmen transportierte 2007 mehr als 300 Millionen Tonnen Güter über die Schiene, darunter vor allem Kohle, Stahl, Erze, Baustoffe, Chemieprodukte und Autos./br/DP/he
AXC0050 2008-11-26/10:23