
Als Helfer in der Not wollte der Freistaat
Sachsen dem angeschlagenen Speicherchiphersteller Qimonda
Denn eigentlich können sich weder Sachsen noch der klamme DAX- Konzern aus München eine Pleite von Qimonda leisten. Analysten fürchten, die Insolvenz könnte Infineon womöglich teurer kommen als eine mögliche Finanzspritze. Und Sachsen steht vor dem Problem, dass das Dresdner Werk das Rückgrat des sogenannten Silicon Saxony bildet, der High-Tech-Region mit etwa 1.200 Firmen der Halbleiter-, IT- und Kommunikationsbranche. Eine Insolvenz des Werkes mit derzeit rund 3.000 Mitarbeitern könnte ungeahnte Sogwirkung auf den Standort Sachsen haben. Gehen bei Qimonda - einem der Leuchttürme der Region - die Lichter aus, sind weitere tausende Arbeitsplätze bedroht.
SACHSEN IST SAUER
Sachsen will Qimonda also im Freistaat halten - wenn auch nicht um jeden Preis, wie Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) betonte. Die Bedingungen, unter denen diese Kreditlinie gewährt werde, seien klipp und klar formuliert worden. Der Freistaat würde es bedauern, wenn die helfende Hand aus Sachsen ausgeschlagen werde. Bei Infineon, das nach wie vor 77,5 Prozent an Qimonda hält, wird das offenbar anders gesehen. "Wir sind mit dem Angebot an die Grenze der noch vertretbaren Belastungen gegangen", teilte der Konzern mit. Die Bedingung übersteige bei weitem die Möglichkeiten von Infineon.
Den Münchnern schwebte ein Verkauf der mittlerweile nahezu wertlosen Qimonda-Aktien an den Freistaat vor. Der Erlös sollte zusammen mit einem eigenen Beitrag an Qimonda gehen - als Kredit wohlgemerkt. Tillich reagierte am Abend entsprechend sauer: "Wer aus Steuergeldern unternehmerische Hilfe erwartet, muss einen eigenen substanziellen und nachhaltigen Beitrag leisten", ließ er mitteilen. Bereits zuvor war der Unternehmensspitze wiederholt vorgeworfen worden, sich zu wenig für die Rettung der Tochter Qimonda zu engagieren.
PRINZIP HOFFNUNG
Seit mehr als einem Jahr liegen die Preise für Speicherchips am Boden, übersteigt das Angebot den Bedarf doch bei weitem. Sachsen setzt bei Qimonda auf das Prinzip Hoffnung. In dem Werk ist eine neue Fertigungstechnologie entwickelt worden, mit der Boden auf einem schwierigen Markt wettgemacht werden soll. Unabhängige Gutachter hatten der Landesregierung bestätigt, dass die Technologie ein Pfund im weltweiten Konkurrenzkampf auf dem Speichermarkt ist. Dazu werden die hochqualifizierten Fachleute in dem Werk geschätzt.
Seit Sommer war an der Elbe hinter den Kulissen fieberhaft an
einer Lösung für das Dresdner Werk gearbeitet worden. Der
Chip-Hersteller AMD
Für Qimonda zeigte sich bislang kein Retter. Dem Freistaat blieben nur zwei Wege offen: entweder, er trägt mehr als ein Scherflein dazu bei, damit die Technologie im Land bleibt, oder Qimonda zieht in den Bankrott. Die nun angekündigte Hilfe könnte Begehrlichkeiten anderer Branchen wecken. Kritiker staatlicher Unterstützung befürchten, dass etwa auch die Automobilzulieferer oder der Maschinenbau Forderungen stellen./gj/mf/DP/edh
--- Von Gudrun Janicke, dpa ---
ISIN DE0006231004 US7469041013
AXC0195 2008-12-16/19:28