
Angesichts der dramatischen
Finanz- und Autokrise benötigen die beiden hoch verschuldeten
Konzerne Continental
Sprecher der beiden Staatskanzleien waren am Sonntag für eine
Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Die Finanzspritze hätten
Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und Niedersachsens
Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) vereinbart, schreibt die
Zeitung. Schaeffler und Conti sind mit insgesamt 22 Milliarden Euro
verschuldet - Schaeffler wegen der Conti-Übernahme, Continental
wegen der Übernahme der Siemens
SCHAEFFLER ERZWINGT WECHSEL IM AUFSICHTSRAT
Conti-Großaktionär Schaeffler hatte am Samstag den wochenlangen Machtkampf bei Continental für sich entschieden. Schaeffler stellt künftig nach dem erzwungenen Rücktritt des Aufsichtsratsvorsitzenden Hubertus von Grünberg den Chefaufseher bei der Conti. Auf Druck von Schaeffler trat von Grünberg auf einer Krisensitzung des Kontrollgremiums in Hannover von seinem Posten zurück. Neuer Aufsichtsratsvorsitzender wird überraschend der Schaeffler-Berater Rolf Koerfer. Schaeffler zieht mit insgesamt vier Vertretern in das Gremium ein, darunter Eigentümerin Maria-Elisabeth Schaeffler.
Beide Unternehmen sehen ihren wochenlangen Machtkampf als beendet an und wollen angesichts der dramatischen Autokrise die Kooperation ihrer Automobilsparten vorantreiben. Die Conti-Reifensparte soll ausgegliedert werden.
'ZWEITER CHAMPION' NEBEN BOSCH
Schaffler und Conti kündigten an, neben Bosch einen "zweiten globalen Champion im Automobilzuliefergeschäft" in Deutschland schaffen zu wollen. Conti-Vorstandschef Karl-Thomas Neumann soll Konzepte für eine Kooperation zwischen den Autosparten erarbeiten. "Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir alle an einem Strang ziehen. Und das können wir jetzt." Firmeneigentümerin Maria-Elisabeth Schaeffler sagte: "Ich freue mich sehr, dass das, was gut zusammenpasst, jetzt zusammenwachsen kann." Sie hatte an der Krisensitzung des Conti-Aufsichtsrats teilgenommen. Das Familienunternehmen aus Herzogenaurach hält 49,9 Prozent an der Conti.
Mit den Ergebnissen der Krisensitzung sei das Kriegsbeil zwischen Conti und Schaeffler begraben, hieß es aus Kreisen beider Konzerne. Mit dem gefundenen Kompromiss könnten beide Seiten gut leben. Von Grünberg kündigte an, seinen Chefposten "kurzfristig zur Verfügung" zu stellen. Er bleibt aber einfaches Mitglied des Aufsichtsrats. Der frühere Conti-Vorstandschef soll die Ausgliederung der Reifensparte eng begleiten.
SELBSTSTÄNDIGE RUBBER GROUP
Für die Conti-Reifensparte soll ein Prozess für eine "organisatorisch und rechtlich selbstständige" Rubber Group eingeleitet werden. Dies bedeutet faktisch eine Aufspaltung des Konzerns. In der Reifensparte, in der die Wurzeln der Conti liegen, arbeiten rund 70 000 der insgesamt 145 000 Konzern-Beschäftigten.
Die Schaeffler-Gruppe hatte in dem seit Wochen andauernden Machtkampf um die Zukunft der Conti den Rücktritt von Grünbergs gefordert. Die Gruppe hatte von Grünberg vorgeworfen, dieser sabotiere systematisch gemeinsame Lösungen und verfolge eigene Interessen, das Vertrauen sei zerstört. Falls von Grünberg nicht zurücktrete, behalte sich die Gruppe das Recht vor, alle zehn Sitze der Anteilseigner im Aufsichtsrat neu zu besetzen. Im Conti-Umfeld hatte es geheißen, dies wäre ein Bruch der im Sommer 2008 nach einer wochenlangen Übernahmeschlacht vereinbarten Investorenvereinbarung.
HIPPE GEHT ZU THYSSENKRUPP
An der Conti-Aufsichtsratssitzung hatte als Gast auch
Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder teilgenommen. Er ist Garant für
die Einhaltung der Investorenvereinbarung und hatte sich in den
Konflikt eingeschaltet. Auch Niedersachsens Regierungschef Wulff
hatte vermittelt. Unterdessen verlässt Conti-Finanzchef Alan Hippe
den Konzern. Er wechselt zum Stahlkonzern ThyssenKrupp
ISIN DE0005439004 DE0007500001
AXC0015 2009-01-25/15:36