DJ UPDATE: Bund prüft Modelle für Einstieg bei Hypo Real Estate
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Von Rüdiger Schoß und Andrea Thomas DOW JONES NEWSWIRES
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Bund prüft zur Rettung der angeschlagenen Hypo Real Estate einen umfangreichen Einstieg bei der Münchener Hypotheken- und Pfandbriefbank. Wirtschaftsstaatssekretär Walther Otremba sagte, es lägen verschiedene Modelle für die Zukunft der Bank zur Prüfung auf dem Tisch. Der bislang größte Einzelaktionär, J. C. Flowers, hat nach Dow Jones Newswires vorliegenden Informationen bereits jede Form von Teilverstaatlichung begrüßt.
In den vergangenen Tagen hatten Spekulationen über verschiedene Einstiegsszenarien die Runde gemacht. Demnach plane der Bund eine Übernahme von 50% plus einer Aktie, 75% oder gar die vollständige Übernahme des im MDax notierten Konzerns. Bei einer Übernahme von mehr als 33% der Anteile wäre eine Änderung des Finanzmarktstabilisierungsgesetzes notwendig.
Zur Rettung der Bank werden Otremba zufolge verschiedene Modelle diskutiert. Eine Entscheidung für eines der Modelle sei bislang nicht getroffen worden. "Bislang ist nichts präferiert", sagte Otremba zu Dow Jones Newswires. Die sich widersprechenden Medienberichten zeugten alle von "Halbwissen", fügte Otremba hinzu.
Der bislang größte Einzelaktionär der Hypo Real Estate Holding, J. Christopher Flowers, hat bereits seine Zustimmung zu einer Teilverstaatlichung zugesichert. Eine mit dem Sachverhalt vertraute Person sagte zu Dow Jones Newswires, Flowers habe sich im Aufsichtsrat für einen Einstieg des Bundes ausgesprochen: "Er hat den Einstieg ganz generell begrüßt." Er stelle sich nicht gegen eine Verwässerung seiner Anteile, weil die Hypotheken- und Pfandbriefbank dringend frisches Kapital brauche.
Mehrere mit der Situation vertraute Personen verwiesen darauf, dass die Koalition in der Frage einer Verstaatlichung der Bank gespalten sei. Während die Christdemokraten möglichst eine Verstaatlichung vermeiden wollten, plädiere das sozialdemokratisch geführte Finanzministerium für eine vollständige Übernahme, um eine ordentliche Abwicklung der Bank zu ermöglichen.
Eine der diskutierten Varianten sei eine "geordnete Abwicklung" der HRE, weil deren Finanzlage "betriebswirtschaftlich nicht mehr darstellbar" sei, bestätigte eine mit den Vorgängen vertraute Person. In jedem Fall müsse die Maßnahme auch schnell erfolgen, da sich die Lage verschlimmere und die Garantien Ende März ausliefen. Um bereits Ende März wirksam zu werden, müsse eine Gesetzesänderung deshalb in der kommenden Sitzungswoche auf den Weg gebracht werden. Noch offen sei jedoch, ob die Maßnahme allgemein im Rahmen des Finanzmarktstabilisierungsgesetzes umgesetzt werden soll oder in einem eigenen Gesetz.
Staatssekretär Otremba, der gemeinsam mit Finanz-Staatssekretär Axel Nawrath und Justiz-Staatssekretär Lutz Diwell und Jens Weidmann, dem Wirtschaftsberater von Kanzlerin Angela Merkel, die Regierung im Lenkungsausschuss vertritt, konnte eine Sitzung des Gremiums am Freitag nicht bestätigen. "Es gibt keine Sitzung des Lenkungsausschusses, bis heute habe ich keine Einladung", sagte Otremba. Das schließe allerdings nicht aus, dass noch eine Einladung komme.
Analysten erwarten, dass die Hypo Real Estate Holding AG (HRE) zum Überleben eine deutliche Stärkung ihrer Kapitalbasis braucht. Nachdem das Münchener Finanzhaus bereits Kredite und Bürgschaften über 92 Mrd EUR erhalten hat, sehen sie den weiteren Bedarf zwischen 3 Mrd EUR und einem niedrigen zweistelligen Milliardenbetrag. Die Verschärfung der Finanzkrise soll allein im vierten Quartal zu einem Verlust von rund 1 Mrd EUR geführt haben. Ihre Jahresbilanz will Hypo Real Estate am 27. März vorlegen.
Webseite: http://www.hyporealstate.de - Von Rüdiger Schoß und Andrea Thomas, Dow Jones Newswires, +49 (0)69 29725 117, ruediger.schoss@dowjones.com (Andreas Kißler, Bill Launder und Beate Preuschoff haben zu dem Bericht beigetragen.) DJG/rso/kla Besuchen Sie unsere neue Webseite http://www.dowjones.de
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January 28, 2009 11:41 ET (16:41 GMT)
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