DJ INTERVIEW: Conti-Aufsichtsrat sichert Schaeffler Unterstützung zu
Von Katharina Becker DOW JONES NEWSWIRES
HANNOVER (Dow Jones)--Der Aufsichtsratsvize der Continental AG hat dem neuen Großaktionär Schaeffler seine Unterstützung im Kontrollgremium zugesagt. "Ich bin persönlich dazu bereit, vertrauensvoll mit den Vertretern von Schaeffler zusammenzuarbeiten", sagte Werner Bischoff am Donnerstag im Gespräch mit Dow Jones Newswires.
Es dürfe keine Nebenkriegsschauplätze mehr geben, sagte der Vertreter der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) mit Blick auf den vorangegangenen monatelangen Machtkampf. In Anbetracht der durch die wegbrechenden Automobilverkäufe verschärften Situation der beiden hoch verschuldeten Zulieferer müsse nun die Basis für ein Miteinander geschaffen werden, sagte Bischoff. "Die Gremien arbeiten daran wie die Ameisen", versicherte er.
Vor knapp zwei Wochen hatten sich die Conti-Kontrolleure mit der Führungsetage von Schaffler darauf geeinigt, dass vier Vertreter der Herzogenauracher in das Gremium einziehen. Zudem soll der bei den Franken in Ungnade gefallene Aufsichtsratsvorsitzende Hubertus von Grünberg kurzfristig von seinem Posten zurücktreten und durch den Schaeffler-Berater Rolf Koerfer ersetzt werden. "Dies wird noch vor der Conti-Hauptversammlung am 23. April geschehen", sagte Bischoff. Ein genauer Termin stehe aber noch nicht fest.
Neben dem Justiziar Koerfer sollen auf dem Aktionärstreffen auch Schaeffler-Firmeninhaberin Maria-Elisabeth Schaeffler, ihr Sohn Georg und Geschäftsführer Jürgen Geißinger in das Conti-Kontrollgremium einziehen. Nach Ansicht des Aufsichtsratsvizes dürften dies jedoch nicht die einzigen Neuerungen sein. "Ich erwarte weitere Veränderungen auf der Anteilseignerseite", sagte Bischoff, ohne Namen zu nennen.
Im Streit um mögliche Staatshilfen für Schaeffler drängte Bischoff zur Eile. Es müsse endlich Klarheit darüber herrschen, ob und wie die Politik helfen könne, sagte er. Das fränkische Familienunternehmen hatte sich bei der Übernahme der drei Mal so großen Conti verhoben und steht nun mit rund 10 Mrd EUR in der Kreide. Conti selbst sitzt seit dem Kauf der einstigen Siemens VDO auf einem ebenso hohen Schuldenberg und ist nach dem Kurssturz der Aktie nur noch knapp ein Fünftel dessen wert, was Schaeffler bezahlt hat. Die Herzogenauracher hatten daraufhin um eine vorübergehende staatliche Hilfe gebeten.
"Schaeffler ist in einer unangenehmen Krisensituation", sagte Bischoff. "Das Unternehmen hat schwere Lasten zu tragen." Vergangene Woche hatte der Kugellagerhersteller ein Zukunftskonzept angekündigt. Die Bundesregierung und die Länder hatten dies zur Voraussetzung gemacht, um mit dem Automobilzulieferer Gespräche über eine mögliche staatliche Unterstützung aufzunehmen.
Um die Schuldenlast zu senken, hatte Conti den Verkauf der Gummisparte (Rubber Group) erwägt. Allerdings wäre in der derzeitigen Marktlage kaum ein akzeptabler Preis zu erzielen. Denkbar wäre aber der Einstieg eines Investors in eine rechtlich selbstständige Gesellschaft, über deren Dach weiterhin das Conti-Logo steht, sagte Bischoff. "Ob das ein industrieller oder ein Finanzinvestor ist, spielt keine Rolle."
Schaeffler ist seit dem 8. Januar mit 49,9% Großaktionär des weltweit fünftgrößten Automobilzulieferers. Die Franken hatten zugesichert, ihren Anteil bis 2012 auf 49,99% zu begrenzen. Um die Vereinbarung nicht zu brechen, hatte der Wälzlagerhersteller knapp 40% der ihm im Rahmen des Übernahmeangebotes angedienten Aktien an die beiden Privatbanken Sal. Oppenheim und Metzler weitergereicht.
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February 05, 2009 10:52 ET (15:52 GMT)
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