4. März 2009. Nach dem jüngsten Absturz an den internationalen Aktienmärkten deuten die Zeichen zur Wochenmitte erstmals wieder auf Erholung. Charttechniker rechnen mit einer kräftigen Gegenbewegung.
Die Stimmung am deutschen Aktienmarkt hat sich wieder etwas aufgehellt. Nachdem der DAX® in der vergangenen Woche auf den tiefsten Stand seit über vier Jahren gefallen ist, steht der Leitindex am heutigen Mittwoch mit rund 2,8 Prozent im Plus. Technische Analysten halten dies für den Beginn einer kräftigen Zwischenerholung, die sich bis auf 5.200 Punkte erstrecken könnte.
Auch die zumeist institutionellen Anleger im ETF-Handel zeigen heute sich eher optimistisch und steigen verstärkt beim iShares DAX (DE) (WKN 593393) ein. Ebenso wird der iShares DJ EURO STOXX 50 (DE) (WKN 593395) gekauft, allerdings mit deutlich weniger Umsatz. Bei den Short-ETFs db-xtrackers ShortDAX ETF (DBX1DS) und db x-trackers DJ Euro STOXX 50 Short ETF (WKN DBX1SS), die die Entwicklung der Indizes invers abbilden, verzeichnen die zuständigen Market Maker überwiegend Abgaben.
Erholung in Sicht
Maßgeblich beim DAX war der Bruch der wichtigen 4.000-Punkte-Marke. Hier lag ein zentrales Unterstützungsniveau, das heißt ein potenzieller Wendepunkt nach oben, der seit Oktober immer wieder gehalten hat. An solch wichtigen Marken liegen zahlreiche Stopp-loss-Orders, die erst einmal abgegriffen werden." Danach rechnet Harald Weygand, technischer Analyst und Handelschef von godmoder-trader.de, mit einer erheblichen Kurserholung basierend auf Elliot-Wellen, die in den kommenden Monaten sogar bis in die Region von 5.200 Punkten gehen könne. Unterstützt werde diese Prognose vor allem durch die aktuell sehr pessimistische Medienlage, die bezeichnend sei für den Beginn einer Erholung. Daneben bilde der Kupferpreis, der wie das Öl als Konjunkturindikator gilt, derzeit einen kleinen Boden aus, was ebenfalls für eine temporäre Erholung spreche, fügt der Analyst hinzu.
Bis zu 40 Prozent Potenzial beim Dow Jones
Ähnlich zeigt sich nach Ansicht von Weygand auch das Chartbild des Dow Jones. "Auch der amerikanische Index ist weitestgehend nach unten durch, so dass auch hier eine Erholung zu erwarten ist. Das Korrekturziel liegt bei 6.700 Punkten." Danach traut Weygand dem Index einen Anstieg von 30 bis 40 Prozent in den Bereich von 9.400 Punkten zu.
Abwärtstrend bleibt intakt
Dennoch ist der Bärenmarkt sowohl beim Dow Jones als auch beim DAX aus Sicht von Weygand trotz der erwarteten Erholungsphase nicht beendet: "Was wir erwarten, ist eine Bear-Market-Ralley, also eine umfassende Erholung im Rahmen eines intakten Abwärtstrends. Die Talfahrt ist wahrscheinlich bei Weitem noch nicht ausgestanden", gibt sich der Techniker pessimistisch.
Weit entfernt vom Höhlenleben
Zu viel Schwarzmalerei ist nach Ansicht von Weygand aber fehl am Platz. "Nehmen wir etwa das Beispiel Japan: Der Nikkei fällt mittlerweile seit zwei Jahrzehnten, aber die Japaner hausen ja trotzdem nicht in Höhlen. Die Wirtschaft des Landes funktioniert, Japan ist fortschrittlich." Zudem habe der japanische Leitindex in diesem Abwärtstrend auch immer wieder größere Erholungen über ein bis zwei Jahre gesehen, ergänzt der Techniker.
Japan ist neben Deutschland ein klassisches Beispiel für ein Banken-basiertes Finanzsystem. Das heißt, dass sich die Unternehmen zum größten Teil über Bankkredite finanzieren und die Eigenkapitalfinanzierung über Aktien nur eine untergeordnete Rolle spielt. Demgegenüber steht das Markt-basierte Finanzsystem, das vor allem im anglo-amerikanischen Raum verbreitet ist.
Mit Gold gegen die Inflation
Beim Gold rechnet Harald Weygand mittelfristig zwar mit einer Korrektur bis 850 US-Dollar je Feinunze und dann sogar bis unter 700 US-Dollar. Langfristig sei der Aufwärtstrend des Rohstoffs aber intakt: "In den vergangenen Wochen kamen ja immer wieder Nachrichten, dass große Vermögensverwalter aus den USA und der Schweiz ihren Goldanteil deutlich erhöht haben und mittlerweile zum Teil bis zu 20 Prozent in Gold investiert sind. Zudem prognostizieren viele Volkswirte und Analysten bereits eine Hyperinflation, da die Amerikaner den Markt mit Liquidität überschwemmen - Für Gold sind das natürlich positive Nachrichten."
Stimmung leicht positiv
Nach dem Ergebnis der aktuellen Sentiment-Erhebung der Börse Frankfurt bei 300 aktiven Investoren hat sich die Anlegerstimmung im Vergleich zur Vorwoche zumindest beim DAX leicht verbessert. 3 Prozent der bislang pessimistischen Investoren sind wieder in deutsche Bluechips eingestigen. Bei den Technologiewerten verliert das Bullenlager unterdessen 1 Prozent.
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© 4. März 2009 / Karoline Koch
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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