Jochen Steffens
Meine Kollegen Torsten Ewert, Michael Jansen und ich haben ganz besonders im letzten Jahr die Target-Methode, die schon in der Vergangenheit für spektakuläre Erfolge gesorgt hatte, weiter perfektioniert. Das Besondere an dieser Methode ist, dass sie nicht nur Kursziele, sondern auch den Zeitpunkt, wann dieses Kursziel erreicht werden wird, bestimmen kann.
In den letzten Tagen haben wir im Zusammenhang mit dem Verfallstag an der aktuellen DAX-Prognose gesessen. Es ging uns um die Frage: Wo wird sich, wenn die Stillhalter den Markt nicht bei 4.000 Punkten halten können und er „abschmiert“ der Boden bilden? Und wie es so ist, wenn Chartverrückte unter sich sind, fangen sie an zu übertreiben. Hauptprognoseinstrument war dabei die Target-Methode, aber natürlich flossen nutzten wir auch noch einige andere Analysemethoden.
Das Ergebnis, will ich Ihnen natürlich nicht vorenthalten.
Aber zuvor noch einige Hinweise zu den Voraussetzungen:
Der Chart:
(Das ist ein stark vereinfachter Target-Chart, der Originalchart ist zu unübersichtlich)
Die schwarz gestrichelte Linie gibt den prognostizierten Verlauf bis zum Jahresende an. Für uns war interessant, dass wir demnach zwar ab dem Verfallstag eine kleine Rally erleben werden, diese jedoch nur kurz anhält und zwar bis in den Mai.
Die Masse liegt falsch
Wie Sie wissen, gehen sehr, sehr viele Analysten von einer Erholung der Märkte im zweiten Halbjahr aus. Diese Masse würde sich nach der hier vorliegenden Prognose täuschen. Zwar setzt eine Erholung ein, diese bricht jedoch relativ schnell wieder in sich zusammen. Uns störte sowieso, dass so viele Anleger und Analysten von einer Kurserholung im Sommer ausgehen.
Zäher Abverkauf im Sommer
Im Sommer hätten wir es stattdessen mit einem zähen Abverkauf bis auf ein neues Tief im Oktober/ November zu tun, das im Bereich zwischen 2.500 und 2.600 Punkten liegen würde! Dieses Tief ist dann sehr wahrscheinlich das entscheidende und letzte Tief dieses Crashs. Anschließend folgt eine zunächst langsame aber nachhaltige Erholung, die über zwei Jahre andauern kann.
Ebenso würde das eigentliche Tief des DAX nicht bei 2.200 Punkten wie im Jahr 2003 liegen, auch das erwarten zu viel Analysten. Der DAX würde sich um die 2.500er Marke herum endgültig stabilisieren. Bei diesem Tief haben wir allerdings noch das Problem den zeitlichen Rahmen zu bestimmen, da uns in dieser weiten Zukunft die Bezugstargets ausgehen. Eigentlich müsste man das letzte Target sogar eher im Bereich des Jahreswechsels einzeichnen. Das widerspricht jedoch den saisonalen Verläufen. Deswegen haben wir uns für die oben eingezeichnete Variante entschieden.
Auf keinen Fall an der 3.500er Marke
Auch die 3.500er Marke als Kursziel für das nächste Tief, das die meisten anvisieren, würde noch einmal um über 10 % nach unten unterboten werden. Viele, die bei 3.500 einsteigen werden, dürften bei 3.000/3.100 Punkten derart unter Wasser sein, dass sie wahrscheinlich wieder verkaufen.
Jetzt gilt es erst einmal abzuwarten, was der DAX nach den US-Arbeitsmarktdaten heute und am Montag macht.
Und damit zu den US-Arbeitsmarktdaten:
Erwartungen getroffen
Die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft sank um 651.000. Analysten hatten mit einem Rückgang von 650.000 Stellen gerechnet.
Da der Markt zunächst noch Schlimmeres erwartet hatte, wurden die Zahlen in der ersten Reaktion positiv aufgefasst. Doch auf den zweiten Blick sind sie tatsächlich schlimmer, viel schlimmer: Denn die Angaben für die beiden Vormonate wurden drastisch nach unten korrigiert. Auf solche "Kleinigkeiten" reagiert der Markt jedoch meistens erst im weiteren Verlauf, wenn die großen Jungs die Zahlen analysiert haben.
Das US-Arbeitsministerium revidierte das Minus im Januar von zuvor 598.000 auf nunmehr 655.000 Stellen. Noch deutlicher fiel die Reaktion im Dezember aus. Insgesamt wurden Ende des letzten Jahres 681.000 Stellen abgebaut. Zunächst war ein Rückgang von nur 598.000 Stellen gemeldet worden. Dies ist der größte Rückgang in einem Monat seit dem Jahr 1949! Die Dramatik der Situation wird auch sehr schön in dem Diagramm deutlich. Der Rückgang der Beschäftigung in den Crashjahren 2000-2003 erscheint gegen den aktuellen Rückgang geradezu mickrig.
Fasst man es zusammen, so sind seit Ende 2007 mittlerweile 4,4 Millionen Stellen verloren gegangen! Unglaublich.
Die Arbeitslosenquote stieg damit im Februar auf 8,1 %: Analysten hatten lediglich mit einem Wert zwischen 7,6-7,9 % gerechnet.
Der Markt steigt...
Doch trotz dieser überaus schlechten Zahlen, zeigte sich der Markt zunächst sehr stark. Der Dow Jones und der S&P500 eröffneten sogar über 2 % im Plus. Das hat, wie ich gestern schon angekündigt hatte, damit zu tun, dass diese Zahlen bereits im Vorfeld über die starken Kursverluste eingepreist wurden. Die Spekulanten, die auf diese Zahlen gesetzt haben, müssen nun ihre Short-Positionen zurückkaufen. Erst im weiteren Verlauf wird sich zeigen, wie der Markt nach diesen Zahlen gestimmt ist.
Ich wünsche Ihnen ein erholsames Wochenende
Ihr
Jochen Steffens