DJ FOKUS: K+S braucht Zukäufe zur Absicherung weiteren Wachstums
Von Heide Oberhauser-Aslan
DOW JONES NEWSWIRES
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Kasseler Düngemittel- und Salzkonzern K+S kommt aus Sicht von Beobachtern zunehmend unter Druck, sein Wachstum mit Zukäufen abzusichern. Zwar ist dem Konzern dank des exorbitant gestiegenen Kalipreises für für 2008 noch ein Rekordergebnis gelungen. Doch fiel die Nachfrage nach Düngemitteln im vierten Quartal so deutlich, dass K+S seine Produktion kürzen und die Gewinnprognose für 2009 zurückziehen musste. Einige Analysten befürchten zusätzlich, dass sich auch das bisher hohe Kalipreisniveau nicht halten wird.
"Bei rückläufigen Mengen und Kalipreisen muss sich K+S ernsthaft Gedanken über Akquisitionen machen, wenn das Unternehmen künftig wachsen möchte", sagte etwa Analyst Stefan Röhle von Independent Research.
Nach Verstärkung sucht K+S schon länger - sowohl in der Salz- als auch in den Düngemittelsparten. Dazu prüfe das Unternehmen alle Möglichkeiten, bekräftigte ein Unternehmenssprecher am Freitag. Bislang blieben die Bemühungen jedoch ohne Erfolg. Zuletzt hatten in der vergangenen Woche Spekulationen die Runde gemacht, die Kasseler wollten den US-Salzkonzern Compass Minerals übernehmen und planten an einer Bar-Offerte über 2,4 Mrd USD oder 78 USD je Aktie.
Zwar kommentierten die Kasseler den Bericht einer britischen Zeitung nicht, doch wurde die K+S-Aktie an der Börse trotzdem abgestraft: Sie verlor deutlich, weil der genannte Preis als viel zu teuer bewertet wurde. Zugleich legte die Aktie von Compass Minerals erheblich zu, weshalb neuere Gerüchte besagen, K+S habe das Projekt inzwischen auf Eis gelegt.
Auf der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag kommentierte K+S-Vorstandsvorsitzender Norbert Steiner die Übernahmespekulationen nicht, machte aber deutlich, dass die Verstärkung des Salzgeschäfts weiter auf der Agenda steht. "Das Unternehmen hat immer erklärt, dass es auch im Geschäftsbereich Salz noch nicht an der Obergrenze seiner Aufstellung angekommen ist", sagte er: "Wenn solche Themen wie Compass Minerals auf den Markt kommen, werden wir diese prüfen."
Prüfen wird K+S auch den Erwerb von Morton Salt. Die Salzsparte des Chemieunternehmens Rohm & Haas wurde erst unlängst zum Verkauf gestellt - vom Chemiekonzern Dow Chemical, der Rohm & Haas derzeit schluckt. Schon geboten hat K+S für die Düngemittelsparte der niederländischen DSM.
Im Salzgeschäft hat sich K+S zuletzt 2006 verstärkt - mit dem Zukauf des chilenischen Salzproduzenten Sociedad Punta de Lobos (SPL) für knapp 390 Mio EUR. Die Akquisition hatte die Kasseler mit 16,2 Millionen Jahrestonnen Kapazität auf Platz zwei der weltweiten Salzanbieter gebracht. Größer ist jetzt nur noch China National Salt Ind.
Analysten wie Stefan Röhle sehen hier nicht die Lösung für das Wachstumsproblem bei K+S. "Salz ist ein sehr zyklisches und wetterabhängiges Geschäft", gibt er zu bedenken. Dies gelte gerade für das Auftausalzgeschäft, in dem Compass Minerals sehr stark sei. Man habe bei K+S die Schwankungen nach der Übernahme in Chile gesehen, erinnerte der Analyst.
Bereits 2008 konnte die K+S-Salzsparte nicht überzeugen. Zwar kletterte der Umsatz noch um 13,5% auf 618,6 Mio EUR. Doch zugleich ging das operative Ergebnis (EBIT I) um 5,4% auf 45,2 Mio EUR zurück. "Ich weiß nicht, ob eine Übernahme von Compass Minerals, zumal zu dem genanten teuren Preis, Investoren dazu bewegen würde, sich K+S-Aktien ins Depot zu legen", zweifelt Röhle.
LBBW-Analyst Ulle Wörner hält eine Verstärkung der Salzsparte ebenfalls nicht für vordringlich. "Im Salzbereich verfügen die Kasseler noch über viele freie Kapazitäten bei ihrer chilenischen Tochter". Allerdings könnte der Erwerb von Compass Minerals helfen, K+S neue Marktregionen zu erschließen.
Für interessanter hält Wörner den Ausbau der Kalisparte. "Hier sind die Fördermöglichkeiten bei K+S beschränkt wenn die Nachfrage wieder ansteigen sollte", sagte der Analyst. Auch Röhle hält den Ausbau der Kaliproduktion für sinnvoll. Hier könne das Unternehmen auch bei etwas niedrigeren Preisen immer noch gutes Geld verdienen, meinte er. K+S gehört neben Unternehmen aus Kanada und Weissrussland zu den großen Kaliproduzenten weltweit. Doch in seiner größten und wichtigsten Sparte stößt der Konzern mittlerweile an seine Wachstumsgrenzen.
So gibt es in Deutschland für K+S wenig Ausbauchancen. Einzige Ausnahme ist eine kleinere stillgelegte Kalimine im thüringischen Roßleben. An der Ausschreibung zu ihrer Wiederbelebung hat sich K+S beteiligt. Die Kasseler wollen dort bis zu 600 Mio EUR investieren. Sollte der Konzern den Zuschlag erhalten, könnte er in fünf bis sechs Jahren seine Kalikapazität von derzeit 8 Millionen Tonnen um eine weitere 1 Million Tonnen erhöhen.
Der große Sprung ist das aber nicht, zumal die Kaliqualität in Roßleben unter dem durchschnittlichen Weltniveau liegen soll: "Daher wäre es für K+S sehr wünschenswert, ein weiteres Standbein, vorzugsweise im Ausland, aufzubauen", urteilt Analyst Wörner. Doch ist die Verstärkung des Kerngeschäfts ein schwieriger und langwieriger Weg.
Seit 2007 schaut sich K+S für zusätzliche Kalikapazitäten auch in anderen Regionen der Welt um. "Am künftig wieder zu erwartenden Nachfragewachstum wollen wir teilhaben - auch durch den Ausbau unserer Kapazitäten", bekräftigte Vorstandsvorsitzender Steiner erst am Donnerstag.
Doch ist ein solcher Weg steinig und kostspielig. Denn häufig liegen unerschlossene Kaliminen in Gebieten mit fehlender Infrastruktur und Fachkräften. Auch braucht es zur Entwicklung einer Kalimine mindestens 5 bis 7 Jahre. "Eine Verstärkung im Kalibereich ist sicherlich kein Weg, um schnell Wachstum zu generieren", äußerte deshalb Analyst Röhle.
Kleinere Zukäufe wie die angepeilte Übernahme der Düngemittelsparte von DSM halten die Branchenbeobachter auf jeden Fall für sinnvoll. "Der Zukauf des Stickstoffdünger-Geschäfts mit einem Umsatzvolumen von etwa 580 Mio EUR wäre sicherlich eine Option und keine schlechte Ergänzung", sagte Röhle.
Finanziell sind Zukäufe für den DAX-Konzern kein Problem. "Die K+S Gruppe verfügt dafür über eine starke finanzielle Basis sowie über ein hohes operatives Ertragspotenzial", betonte ihr Vorstandsvorsitzender am Donnerstag. Seine Nettoverschuldung hat der Konzern mit Hilfe der zuletzt erwirtschafteten Gewinne zum Jahresende auf knapp 100 Mio EUR von 600 Mio EUR im Vorjahr deutlich abgebaut.
Webseite: http://www.k-plus-s.com/ -Von Heide Oberhauser-Aslan, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 - 29725 113, heide.oberhauser@dowjones.com DJG/hoa/rio Besuchen Sie unsere neue Webseite http://www.dowjones.de
(END) Dow Jones Newswires
March 13, 2009 11:46 ET (15:46 GMT)
Copyright (c) 2009 Dow Jones & Company, Inc.