2. April 2009. Mit dem besseren Wetter zumindest in Deutschland scheint sich auch die Anlegerstimmung an den Aktienbörsen weltweit aufzuhellen. Die großen Indizes legen zu. Von den Unternehmen gibt es allerdings gute wie schlechte Nachrichten.
Die Märkte präsentieren sich weltweit fest. Seit Ende März hat der Dow Jones 4 Prozent zugelegt, sein europäisches Pendant in der Spitze beinahe 10 Prozent und der japanische Nikkei mehr als 7 Prozent. "Die Märkte waren stark überverkauft", meint Jan Vrbsky von der Baader Bank.
Die jüngsten Konjunkturzahlen, wie der ISM Einkaufsmanagerindex mit einem Anstieg auf 36,3 Punkte, die Zunahme bei den Neuaufträgen und die nicht so stark wie erwartet gesunkenen Bauausgaben zeigen erste Anzeichen, dass die Rezession vielleicht gestoppt werden könnte.
In der Eurozone stehen die Konjunktursorgen vor den Inflationsängsten - die Teuerungsrate liegt bei 0,7 bis 0,8 Prozent - und die von allen Seiten erwartete Zinssenkung um 0,5 Prozent auf 1,25 Prozent unterstützt. "Man spürt die Bereitschaft der Investoren, wieder in Aktien abzulegen", kommentiert Walter Vorhauser von Close Brothers Seydler Bank. Die besser als erwarteten Konjunkturdaten hätten die Sorgen über die US-Arbeitsmarktentwicklung und den drohenden Bankrott von General Motors hinweg geholfen. "Es gibt die Faustregel, dass Börsenkurse die Entwicklung der Realwirtschaft etwa ein halbes Jahr vorweg nehmen", sagt Vorhauser, dies könnten dann wiederum die ersten Anzeichen einer leicht, realwirtschaftlichen Erholung im Herbst sein.
Hoffnung würden die Marktteilnehmer auch auf den G-20-Gipfel setzen. "Die Erwartungen sind groß, dass weitere konzertierte Maßnahmen zur Stabilisierung der Finanzwirtschaft kommen", fasst der Skontroführer zusammen.
Gute Nachrichten befügeln Suntec Power
Einen wahren Höhenflug hat Suntec Power (WKN A0HL4L) hingelegt. Der Kursanstieg um 60 Prozent findet seinen Grund in der Zusage der chinesischen Regierung, Neuinstallationen von Solaranlagen mit umgerechnet etwa 2,94 US-Dollar pro Watt zu unterstützen. "Das entspricht dem Wert, der zur Abdeckung der Produktionskosten einer Solaranlage nötig ist", erklärt Vorhauser. Dem chinesischen Unternehmen wäre außerdem die Herstellung von monokristallinen Solarzellen gelungen, was den Wirkungsgrad einer Solaranlage erhöhen würde. Der Kurs der Aktie hat in Frankfurt in der Spitze von 5,90 auf 9,98 Euro zugelegt.
Delle bei China Unicom
Der chinesische Mobilfunkbetreiber China Unicom (WKN A0RBTQ) dagegen hat die Anleger etwas enttäuscht. Die Zahlen für das Geschäftsjahr 2008 zeigen zwar einen Gewinnsprung. Doch der sei auf Einmaleffekte aufgrund eines Verkaufs einer Mobilfunkeinheit zurückzuführen, wie Vorhauser einschränkt. "Außerdem verzeichnete das Unternehmen höhere Verluste durch sinkende Tarife und erhöhten Kosten aufgrund der Auswirkungen des Erdbebens in Sichuan im vergangenen Jahr." Der Kurs der Aktie hat etwa 10 Prozent auf 0,73 Euro nachgegeben.
Toshiba mit neuem LCD-Focus
Toshiba (WKN 853676) wird ein mit Panasonic gegründete Gemeinschaftsunternehmen Toshiba Matsushita übernehmen und sich nun ganz auf LCD-Anwendungen bei Bildschirmen konzentrieren. "Das betrifft Handy-Displays, mobile Computer und Fahrzeuganwendungen", erklärt Vorhauser. Anleger bewerten das positiv. Der Aktienkurs konnte sich diese Woche nach einem sehr volatilen Handelsverlauf wieder auf 2,13 Euro stabilisieren.
Kaum Glauben an GM
Die Marktteilnehmer gehen davon aus, dass General Motors (WKN 850000) in den USA Gläubigerschutz beantragen wird. "Das ist ein Szenario, das auch die US-Regierung präferieren würde", meint Vrbsky. Die Aktie des Autobauers hat im Zuge dieser Überlegungen von 3,90 auf 1,90 Euro verloren und notiert heute zur Mittagszeit in Frankfurt bei 1,69 Euro. "Übel für die Mitarbeiter und Pensionäre ist im Falle des Gläubigerschutzes, dass die Pensionen verloren gehen." Doch die jüngsten Verkaufszahlen der Autos in den USA lassen Hoffnung aufkeimen. "GM hat mehr Autos verkauft als Toyota und die Zahlen von Ford und Chrysler lagen über den Erwartungen.
Impfstoff gegen Enzephalitis
Mit guten Nachrichten wartet das österreichische Pharmaunternehmen Intercell (WKN A0D8HW) auf. "Intercell hat einen Impfstoff gegen die japanische Enzephalistis entwickelt und jetzt die Zulassung von der US-amerikanischen FDA bekommen", sagt Vrbsky. Für das Medikament existieren Vorverträge mit der US-Armee und die Zulassung für Europa soll auch gegeben werden. Die Aktie legte seit der Veröffentlichung der Zulassung 15 Prozent zu. Das Papier notiert zur Mittagszeit bei 23,50 Euro.
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© 2. April 2009/Dorothee Liebing
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)
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