New York (BoerseGo.de) - Der bekannte Investor und Milliardär George Soros bezeichnet den Anstieg der Aktienmärkte in den vergangenen vier Wochen als reine Bärenmarktrally und nicht als Beginn eines neuen Bullenmarktes. Ein Bullenmarkt sei vor allem wegen der anhaltenden Schrumpfung der Wirtschaft auszuschließen. Da die Wirtschaft noch nicht eine Kehrtwende zum Besseren eingeschlagen hat werde der Bärenmarkt bestehen bleiben. “Das ist keine gewöhnliche Finanzkrise wie andere in den vergangenen Jahrzehnten, sondern um eine Finanzkrise, die alle Dimensionen der neueren Generation zum Sprengen bringt”. Die Wirtschaft werde weiter schrumpfen und es gebe für die USA das Risiko einer Depression. So lange die multilateralen Bemühungen und Wege der internationalen Koordination voranschreiten sei ein Durchkommen durch die Krise möglich.
Zu Barack Obama äußerte sich Soros grundsätzlich positiv. Er leiste auf jedem Gebiet gute Arbeit. Davon ausgenommen sei jedoch die Vorgehensweise bei der Rekapitalisierung der Banken und Sanierung des Hypothekenmarktes. Es gebe in dieser Hinsicht zu viel Kontinuietät mit dem Kurs der vorangegangenen Regierung. Das Bankensystem sei deutlich auf Tauchstation. Die Banken müssten zum Überleben Hilfe in Anspruch nehmen. Es gebe die Belastung durch viele faule Vermögenswerte. Diese würden nach wie vor an Wert verlieren. “Das Volumen an insgesamten Belastungen ist schwer zu schätzen, aber ich glaube, dass in den USA in den Bilanzen der Finanzkonzerne marode Vermögenswerte von rund einer anderthalben Billion schlummern”. Die erfolgte Änderung der Bilanzierungsvorschriften halte die notleidenden Banken vorerst im Geschäft. Gleichzeitig lasse eine Erholung der amerikanischen Wirtschaft auf sich warten. Damit werde die Strategie eines Weiterwurstelns fortgesetzt. “Wir sind dabei sogenannte Zombie-Banken am Leben zu halten. Dadurch gelangen die Energien für die Wirtschaft zur Blockade”. Präsident Obama habe sich gegen das Schreckgespenst einer Verstaatlichung von Banken ausgesprochen. Dennoch übernehme der Staat zunehmend die Verluste der Finanzkonzerne. Jedoch sei nicht davon auszugehen, dass der Staat von einer etwaigen Erholung der Banken profitiert.
Der Hausmarkt in den USA sei noch nicht über dem Berg, obwohl einige Anzeichen einer Bodenbildung erkennbar sind und in einigen Regionen wie etwa in Kalifornien die Transaktionen zuletzt gestiegen sind.
Für Hedgefonds sei die Regulierung wie bei anderen Finanzkonzernen angebracht. Dadurch könnten Aufsichtsbehörden in geeigneter Weise darüber wachen, ob einige Manager übermäßige Belastungen auf sich geladen haben.
Zum Wirtschaftswachstum Chinas sieht Soros vor Jahresende die Chance für eine Beschleunigung. China habe ein großes Konjunkturpaket geschnürt. Dies hänge auch damit zusammen, dass es sich dort um keine Demokratie handelt. Die dortigen Führer seien sich bewusst, dass sie zu ihrem politischem Überleben zur Vermeidung von sozialen Unruhen und Ankurbelung des Wirtschaftswachstums aufgerufen sind.
Die brasilianische Wirtschaft werde wegen der erwarteten verstärkten Nachfrage aus China nach Eisenerz und Sojabohnen relativ rasch zu Wachstum zurückkehren. “Ich glaube, dass Brasilien und China derzeit in Erholung begriffen sind. Die Aussichten für Brasilien gestalten sich besser als für die meisten anderen Länder”, führte Soros im Rahmen eines Interviews gegenüber Bloomberg-TV weiter aus.