Der erneut arg in Finanzierungsnöte
geratene Handels- und Touristikkonzern Arcandor
Die Arcandor-Aktie verlor am Dienstagvormittag an der Frankfurter Börse zwei Prozent auf 1,96 Euro. Am Vortag hatte das Papier mit einem Minus von über 15 Prozent den Handelstag beendet, weil - so sagten Händler - die finanzielle Schieflage des Konzerns immer offensichtlicher werde.
STAATSHILFEANTRAG NOCH NICHT GESTELLT
Arcandor steht mit dem Rücken zur Wand. Milliardenschulden, rote Zahlen und ein zuletzt negativer Cash-Flow zwingen den seit März amtierenden Konzernchef Karl-Gerhard Eick zum Handeln. Allein bis Juni werden 650 Millionen Euro gebraucht. Den Finanzbedarf für die kommenden fünf Jahre sieht Eick bei weiteren 900 Millionen Euro. Unbestätigten Medienberichten zufolge sollen sich einige der kleineren Gläubigerbanken quer gestellt haben. Hauptkreditgeber Arcandors sind die Commerzbank, die Bayern LB und die Royal Bank of Scotland (RBS). Arcandor hatte zudem angekündigt, in Kürze Staatshilfe beim Bund zu beantragen. Bislang wurde der Antrag aber noch nicht gestellt, sagte ein Sprecher.
AUFSICHTSRATSSITZUNG AM WOCHENENDE - BETRIEBSRAT WILL KÄMPFEN
Vergangenen Monat hatte Eick dem Konzern ein neues Restrukturierungsprogramm verordnet, das die Banken überzeugen muss. Für Geschäftsteile wie die 115 Technikcenter des Versenders Primondo, die rund 1.500 Quelle-Shops sowie neun der insgesamt 120 Karstadt-Filialen sucht der Konzern nach neuen Lösungen, was im schlimmsten Fall Schließung bedeuten kann. Ebenfalls nicht mehr zum Kerngeschäft gehören die drei Luxuskaufhäuser von Karstadt in München, Hamburg und Berlin, für die es bereits Kauf-Interessenten geben soll. Außerdem will Arcandor den Einkauf bei Karstadt und Primondo bündeln, um Synergien zu heben.
Was der Konzernumbau für die Beschäftigten im Einzelnen bedeutet, ist bislang noch nicht klar. Kreisen zufolge soll am Wochenende der Aufsichtsrat tagen, bei dem das Thema auch auf der Tagesordnung stehen könnte. Ein Sprecher des Unternehmens wollte dies nicht bestätigen. Unterdessen hat der Karstadt-Betriebsrat angekündigt, für den Erhalt von Karstadt kämpfen zu wollen. Im operativen Geschäft von Karstadt zeige die Arbeit des neuen Karstadt-Managements bereits Erfolge. Die Kunden würden das Geschäftsmodell Warenhaus nach wie vor annehmen, heißt es in einer Erklärung./she/sb/zb
ISIN DE0006275001
AXC0138 2009-05-12/11:57